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Re: [A-DX] DX-Vokabular, Peter Schreiber (lang!)


  • Subject: Re: [A-DX] DX-Vokabular, Peter Schreiber (lang!)
  • From: Wolf Harranth <harranth@xxxxxxxx>
  • Date: Tue, 24 Jan 2006 08:56:59 +0100

Name gelöscht schrieb:
...aber die Seiten mussten halt gefüllt werden. Sind ja trotz aller Aufblasbemühungen und groß gewähltem Zeichensatz nur 70 Seiten geworden. Ohne Schwedisch wär es als Pixie-Buch durchgegangen.

... kommt doch das heraus, was wir  von ...kennen: völliger Schwachsinn.

Martin schwingt, wie immer, die dickste Keule, um eine Sache madig zu machen. Dabei kommt dann das heraus, was wir von ihm kennen.

Das Thema weckt Erinnerungen.

Die "Verlagsbuchhandlung Wolf Harranth", die Christoph erwähnt, musste eigens gegründet werden, um die damals sehr engen Bestimmungen für eine Veröffentlichung in OE einzuhalten. Ich musste um "Dispens" für eine Verlegerkonzession _und_ für eine Verlagskonzession ansuchen, mehrere Prüfungen ablegen (u.a. eine Innungsprüfung für Chemographie - und Akzidenzen mit dem Winkelhaken setzen kann ich, wie sich unlängst zeigte, bei einiger Konzentration immer noch). Die Mühen der Materialbeschaffung kann man sich nach heutigen Möglichkeiten kaum vorstellen. Wir haben die gesamte international aufzutreibende DX-Literatur abgegrast, die "besten Experten" gelöchert, uns Fachbeiträge zu liefern; Vieles habe ich selbst geschrieben. Das Ergebnis muss man daher aus der Zeit beurteilen, nicht aus dem heutigen Stand - und man darf getrost unseren spätjugendlichen Eifer, unser verrücktes Engagement milde belächeln. Zur Erinnerung: Um SSB-Signale zu "demodulieren", gab es den Trick, zwei Empfänger nebeneinander zu stellen, ein paar Stunden zu warten, bis sie einigermaßen stabil liefen, dann auf "zero beat" abzustimmen und so lang minimal zu verstimmen, bis das Signal einigermaßen zu erraten war. Oder: Die ITU-Unterlagen waren nirgendwo aufzutreiben; man musste sie in Genf um Schweinegeld kaufen - um dann aus den tausenden Seiten die (nach vagen Kriterien) wichtigsten seiten herauszukitzeln - "damit es für ein Pixie-Buch durchgehen könnte". Getippt wurde in einen IBM Composer, einen mechanischen natürlich, aber immerhin war es der erste, der in Österreich aufgestellt war. Ein einziger Tippfehler, und die Seite musste neu gemacht werden. Die Vorlage war plastifiziertes Papier, das oft im Verlauf der Zeilenschaltungen zu verrutschen begann, weil die Haftung auf der Gummiwalze nicht ausreichte. Dann fing die Tipperei eben abermals von vorn an. Im Laufe der Zeit trieben wir eine Wachsklebevorrichtung auf: Fortan konnte in Maßen korrigiert werden. Man schnitt eben das Papier durch, manchmal zeilenweise, zog das Blatt durch erhitztes Wachs und klebte es auf die Ozaphan-Folie. Den Lichttisch haben wir unter Metzelung eines alten Küchentisches gebaut. Die Lampen in der Schublade wurden so heiß, dass das Holz zu stinken begann. Millimeterpapier war nicht durchsichtig genug; ich habe freihändig montiert. Die Titel entstanden mit Letraset. Die Abbildungen stellten uns vor die größten Probleme: schlechte Vorlagen (vor dem Bildschirm abgeknipste Fotos mit Testbildern), in einer Foto-Dunkelkammer Offset-Repros herstellen... Gedruckt wurde auf einer A4-Rotaprint. Die war so miserabel, dass wir massenhaft Ausschuss hatten; sie stand häufiger als dass sie schnaufte und knatterte. (Der Greifer arbeitete mit Saugluft.) Auch finanziell war das Ganze ein Hürdenlauf. Wir wollten ein wahrhaft "großes Werk" schaffen und mussten doch mit jeder Seite knausern. Das Geld haben wir natürlich aus eigener Tasche vorgestreckt, und da unser Hobbykreis damals noch eine Solidargemeinschaft war, wurde natürlich auf plusminusnull kalkuliert. Bei allem Respekt vor den Leistungen, die heute von den "Experten" und von den Experten erbracht werden, frage ich mich, ob heutzutage ein Klub noch in der Lage wäre (oder sich daran wagte), Vergleichbares zu erbringen.

Empfangsberichts-Vordrucke waren so begehrt, dass sogar das EDXC Council eine Art Monopolstellung für die Formulierung forderte. Der Teil-Nachdruck aus dem Vademecum musste sogar nachgedruckt werden - bis der Siebel-Verlag sich eine Lizenz holte und die BRoschüre nach eigenem Format gestaltete. Das Ergebnis kann man zwar heute mit Kopfschütteln nachlesen - allerdings: Wer sich eine Übersetzung bei Google beschafft, ist inhaltlich auch nicht eben besser bedient.

73 de Wolf



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Wolf Harranth
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