AW: [A-DX] R&S ESMD

["Nils Schiffhauer" <dk8ok@xxxxxxx>]

... ja, das mag für jede Menge Oldtimer gelten, nach denen sich ja auch die
herrschende Meinung und die herrschenden Geschäftsmodelle von Medien wie
Herstellern ausrichtet.

Ich bin ja vor einiger Zeit mal dieser Frage nachgegangen: "Warum nur immer
so konservativ?" und habe eine These als Begründung geliefert, nachzulesen
u.a. unter:
http://www.ab4oj.com/dl/misc/dinosaur_concepts.pdf

Um der Ionosphäre Willen will ich niemandem vorschreiben, ob er sein Heil
nun beim Knöpfchendrehen "an sich" findet oder in der halbwegs kreativen
Anwendung innovativer Technologien. Macht man ersteres - was unübersehbar
der Mainstream ist -, darf man sich freilich nicht innovativ nennen. Macht
man es doch, fährt aber Postkutsche als Hauptverkehrsmittel und nicht aus
nostalgischen Gründen, so kommt es zu jener kognitiven Dissonanz, die Knut
Theurich als Verleger der größten deutschsprachigen Funkfachzeitschrift in
seinem Editorial ("Funkamateur" 1/13) durchaus nachvollziehbar wie folgt
beschreibt:

"Die Technik entwickelt sich rasant, die Funkamateure sind in Deutschland
gesellschaftlich kaum anerkannt und der Nachwuchs fehlt, sowohl für unser
interessantes Hobby als auch ? viel schlimmer ? für die Industrie."

(Von "rasant" sich entwickelnder Technik wie die der neuen
SDR-Transceiver-Generation, dieser Hinweis sei erlaubt, hält er sein Blatt
allerdings reichlich rein ... Mögliche Gründe finden sich in meinem o.g.
Paper.)

Meiner Auffassung nach bieten heutige SDRs Möglichkeiten, von denen selbst
die Profis vor 20 Jahren noch träumten. Zu kleinem Preis. Bei
außerordentlicher HF-Leistung. Hier liegt ein weitgehend unbeackertes Feld
für alle Jene, die (ja, zählt mich dicke dazu!) mit der Knöpfchenkultur
sozialisiert wurden.

Dort aber, wo man nicht darüber lamentiert, dass man eben auch noch einen PC
zur Bedienung eines SDR brauche, entspricht die Haptik eines SDR mit Maus
(wie Performance MX), ShuttlePRO (was z.B. den Winradio ein analoges Gefühl
gibt) oder dem Griffin Knopf (endlich ein Knopf!) sowie natürlich dem
Touchscreen der eher üblichen Sozialisation.

Schaut mich die Hardware-Frontplatte eines Kenwood TS-990S (diesen
Dinosaurier wird man bald, parallel zu Anzeigenstrecken, auch in den
redaktionellen Teilen allseits bejubelt finden) an, so blicke ich irgendwie
ratlos zurück: Für jede Funktion, die das Gerät beherrscht, ist ein
Knöpfchen herausgeführt, bis über die Grenze der Übersichtlichkeit hinaus.
Bravo: Da hat der Oldtimer was zum kurbeln! Und den Umsatz mag es ja
ebenfalls ankurbeln.

Moderne Technologien mit ihren faszinierenden Möglichkeiten jedoch vermisse
ich auch dort. Etwas stärker, übrigens, das heimelige Röhrenglühen eines
Collins 51-S1. Man ist ja kein Unmensch.

Früher, auch dieser Hinweis sei erlaubt, hat die Amateurtechnik durchaus
aufmerksam und sehrenden Blickes nach der professionellen Entwicklung
geäugt. Diese Neugierde, die Lust auf Neues, die scheint mir zumindest im
Mainstream ebenso etwas abhanden gekommen zu sein wie ein paar Ideen, die
man mit diesen Innovation denn auf die Beine stellen kann. Präziser: sie
gibt es schon. Jedoch Raum dafür nicht so sehr im "Nebenzweig der
holzverarbeitenden Industrie", wie Willy Brandt mal die Printmedien nannte,
sondern mehr in Web&Wolke.

73 Nils, DK8OK

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-liste@xxxxxxx [mailto:owner-liste@xxxxxxx] Im Auftrag von Olaf
Biese
Gesendet: Samstag, 5. Januar 2013 09:23
An: A-DX Liste
Betreff: Re: [A-DX] R&S ESMD

Guten Morgen Nils und die Liste,

ich kann mir gut vorstellen, dass die "SD-Funktechnik" im Amateurfunkbereich
besser aufgenommen würde, wenn man sie einfach in (gewohnte) Gehäuse mit den
üblichen Bedienfronten (wichtig: mit ganz vielen Knöpfen) implementieren
würde und an welche man notfalls (;-)) einfach einen Monitor und eine Maus
anschließen könnte.  Das wäre freilich auch ein gewisser Widerspruch zum
Begriff "Software-basiert". Ich will damit hinterfragen: Ist es vielleicht
einfach die Haptik ?
...

Olaf


...


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