[A-DX] SONY ICF Reparaturversuch

Bernhard Weiskopf
Mo Mai 20 18:01:57 CEST 2013


Hallo an alle,

die ersten Aluminiumkondensatoren als SMDs mit flüssigem Elektrolyt haben
den Reflow-Lötprozess nicht gut vertragen. Die lang anhaltende Wärme erhöht
den inneren Druck und schädigt die Dichtungen. Im QRL haben wir sogar die
professionellen Typen erst nach dem Reflow-Prozess von Hand aufgesetzt und
gelötet. Das Reflow-Lötverfahren wird meistens bei doppelseitig gelöteten
Platinen angewendet.

Einseitig gelötete Platinen werden oft über eine Lotwelle gezogen und dabei
weniger vorgewärmt. Damit gefertigte Baugruppen sind weniger
ausfallgefährdet.

Seit vielen Jahren sind diese Probleme praktisch behoben. Mit Umstellung auf
bleifreies Lot vor wenigen Jahren wird aber etwa 20 K heißer gelötet. Bei
den professionellen Kondensatoren haben wir noch keine negativen
Auswirkungen festgestellt und spezifizieren eine Produkt-Einsatzzeit (Zeit
mit konstant geringer Ausfallrate) von 10 Jahren bei 40 °C. Bei Produkten
ohne Kondensatoren mit flüssigem Elektrolyt (und ähnlich kurzlebigen
Bauteilen) geben wir 20 Jahre an. Danach sind die Produkte zwar nicht
kaputt, aber die Ausfallrate wird ansteigen.

Ein Maß für die Dichtheit von Kondensatoren mit flüssigem Elektrolyt ist die
spezifizierte obere Temperaturgrenze. Je höher die liegt, desto besser ist
die Dichtung.

Elektrolyt ist einerseits chemisch leicht aggressiv und andererseits
elektrisch leitfähig. Läuft der aus, wird eine Reparatur ziemlich aufwändig.

Freuen wir uns also, wenn die Geräte trotzdem länger funktionieren.

Bernhard


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ] Im Auftrag von
Jürgen Martens
Gesendet: Montag, 20. Mai 2013 16:42
An: 
Betreff: Re: [A-DX] SONY ICF Reparaturversuch

Hallo,

nochmal ich :-)

Olaf Biese <> schrieb:

"50 % der Nominalkapazität sind "ja noch gut", es können, je nach Keramik
und auftretender Feldstärke, gerne auch nur noch 20 % sein.
Aber: "Versuch macht kluch".  Olaf"

Die Elkos werden meist zur Siebung, in Gegenkopplungszweigen oder als
Koppelkondensatoren verwendet.
Da ist der genaue Wert (meist) unkritisch. Hauptsache, es ist überhaupt ein
Kondensator mit etwa dieser Kapazität vorhanden. Mit nur noch ein paar
Prozent des Wertes funktioniert es natürlich nicht mehr :-) Manche
ausgelaufene Elkos haben nur noch diese paar Prozent ihrer ursprünglichen
Kapazität. Erwärmt man solche im laufenden Betrieb an einen Anschluss mit
dem Lötkolben, so kann es sein, dass es im Lautsprecher nach ein paar
Sekunden immer lauter wird.
Dann wurden die letzten Lebensgeister des Elkos mobilisiert.
Brutzelt es auch noch und riecht es nach Essig, dann hat man einen
ausgelaufenen Elko gefunden. Rustikale Methode, funktioniert aber ;-)
Übrigens kann man einen 220 uF-Elko mit zwei 100 uF-Keramik- londensatoren
realiseren: Einfach einen zweiten über den ersten löten! Geht mit SMD
wunderbar!
Der 220 uF-Elko glättet aber nur eine intern erzeugte 3V-Spannung.
Mit 100 uF funktioniert das auch noch zur Not.
Mehr Ärger macht das ausgelaufene Elektrolyt selber.
Angelöste oder gar durchgeätzte dünne Kupferbahnen und unter- brochene
Durchkontaktierungen sind oft nur schwer oder gar nicht zu finden.
Trotzdem viel Erfolg bei der Fehlersuche!

73, Jürgen