[A-DX] Sonnenwind und Angola.

Wolf-Dieter Behnke
Sa Mär 1 23:00:52 CET 2014


Am 01.03.2014 19:32, schrieb Nils Schiffhauer:
> ...danke für den Hinweis, Christoph!
>
> Die Funkamateurlehrbucherklärung geht ja ungefähr so: Bei erdmagnetischen
> Störungen haben wir Polarlichter, die reflektieren Signale aus Afrika
> nochmals zu uns zurück, daher die schönen Signale.
>
> Dieser Effekt wird jedoch minimal sein und von einem anderen ziemlich
> überlagert, den man mit Amateurmittel schon sehr gut zeigen kann: der
> Signalaufspreizung durch Dopplereffekt.
>
> Ich hatte gestern/heute die volle Empfangszeit von Angola aufgenommen und
> mir unter der "Frequenzlupe" mit einer Auflösung von 0,012 Hz angeschaut,
> aus den Befunden:
>
> * gut feststellbares "eigentliches" Trägersignal mit üblicher Aufspaltung in
> ordentlichen und außerordentlichen Strahl, wie er durch das Medium der
> Ionosphäre verursacht wird. Basissignal rund 1 Hz schmal
>
> * Dieses Signal verbreitert sich vor allem in Richtung höherer Frequenzen
> deutlich schwächer aber sehr gut sichtbar auf fast durchgehend rund 7 Hz als
> beinahe homogenes Rauschen. Das heißt: das bewegte Medium, an dem das Signal
> reflektiert wird, kommt auf den Beobachter zu.
>
> * Gegen 19 Uhr UTC  gibt es einen schwachen, aber frequenzmäßig ebenfalls
> weit nach oben um mindestens 20 Hz ausgreifenden Peak, der gegen
> 20 Uhr UTC von einem stärkeren Peak nach unten (!) abgelöst wird.
>
> * Schaut man sich dazu den geomagnetischen Flux an, so liegt dessen Minimum
> in der Beobachtungszeit bei 19 Uhr UTC, um dann sehr schnell bis zu einem
> ersten Maximum gegen 21 Uhr UTC anzusteigen.
>
> * Auch die weitere Entwicklung von Doppler & Flux lässt sich in etwa
> parallelisieren.
>
> Isses nich schön, welch' quantitative (präzise Bestimmung der Signalstärke)
> und qualitative (FFT im Millihertz-Bereich) Möglichkeiten wir dank SDRs
> heute haben? Das war zu funk-Zeiten alles noch etwas gröber gestrickt.
>
> Zu allem Überfluss wird der Angolaner vor allem am Sender etwas getan haben,
> denn auch jetzt klingt das ja sehr vernünftig.


Ich staune nicht schlecht und muss zugeben, ich bin auch ein wenig über 
manche Erklärung irritiert.


Da donnern an dem besagten Tag ein paar mehr Protonen Richtung Erde, 
treffen zu einer bestimmten Zeit, auf eine bestimmte Stelle und sorgen 
für mehr Ionisation in der F-Schicht.
Noch haben sie eine relativ geringe Geschwindigkeit, sodass die 
Ausbreitung beflügelt wird und die MUF steigt.
*Stichwort: positive Phase*

Mit zunehmender Geschwindigkeit der Teilchen werden in der Ionosphäre 
Verwirbelungen erzeugt, die schnell zu dem umgekehrten Effekt, als dem 
bei der positiven Phase führen.

Zufälligerweise war hier das Auftreffen des Teilchenstromes zur 
richtigen Zeit und traf die richtige Stelle der Erdoberfläche, sodass 
die Veränderungen an der Grenze der F1- zur F2-Schicht zur 
Ausbreitungsveränderung aus Angola führten.

Wäre das Ereignis Stunden früher erfolgt, hätten wir kaum Veränderungen 
des Empfanges aus Richtung Angola bemerkt.
Beim Eintreten dieses Ereignisses ein paar Stunden später, wären u.U. 
DX-Meldungen aus Nordamerika über guten Südamerikaempfang die Folge gewesen.

Mehr ist an dem besagten Tag aus meiner Sicht nicht passiert.

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Wolf-Dieter
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