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[A-DX] Radiopionier Kirnbauer gestorben


  • Subject: [A-DX] Radiopionier Kirnbauer gestorben
  • From: Herbert Meixner <hmeixner@xxxxxxxxx>
  • Date: Wed, 03 May 2006 18:11:37 +0200


From: "paul gager" <aon.912332257@xxxxxx>
To: "liste aliste" <liste@xxxxxxx>
Subject: [A-DX] A: Radiopionier Kirnbauer gestorben
Date: Wed, 3 May 2006 12:43:04 +0200

OE1/orftxt:
Der durch seine Sendung "Technische Rundschau" bekannte Radiopionier Hugo Kirnbauer ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Das gab der ORF heute bekannt.

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Dazu die Wiedergabe eines Zeitungsartikels, erschienen in den "Salzburger Nachrichten", am 30.12.1997
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Der Herr Ingenieur sendet nicht mehr

Hugo Kirnbauer wird in die Radiogeschichte eingehen.
Es ist unvorstellbar, dass jemand noch laenger im ORF-Aether schwebt wie er.
Nach 50 Jahren war am Samstag die letzte 'Technische Rundschau'.

Samstag, 16.50 Uhr, auf Oe1. Manche stellen sich den Wecker, um nur ja nicht den Termin zu versaeumen. So mancher Physikprofessor (wie Herbert Pietschmann von der Uni Wien) kam durch das Zuhoeren auf seinen Beruf. Ganze Generationen haben gelernt, wie Raumschiffe und Computer funktionieren.

Alles beginnt unspektakulaer, ohne Kennmelodie. Der Sprecher sagt einfach: "Die Technische Rundschau von Ingenieur Kirnbauer", und schon fuehlt man sich in die Radio-Fruehzeit versetzt. Hugo Kirnbauer redet mit monotoner, leicht blecherner Stimme, mit vibrierendem Unterton und einem Anflug von Begeisterung - fast so, wie sich Spaetgeborene Berichte ueber die erste Mondlandung vorstellen. Die Themen: hochmodern. Computerdisketten mit Laser-Servo-Technik haetten "das 83fache Speichervermoegen" herkoemmlicher 1,44 Megabite-Disketten. Ein neuartiger Chip identifiziere Fingerabdruecke und mache Chipkarten faelschungssicher. Denn: "Der Mensch ist vergesslich und Nummern sind nicht besonders sicher."

Einen Abstecher zur Lieblingsmaterie Weltraum hat sich der 79jaehrige Linzer bei seiner 2598. und letzten Sendung vergangenen Samstag verkniffen. Kirnbauers Anliegen ist es, Kompliziertes verstaendlich zu machen. Ab und zu schiebt der Gestalter der Kultsendung, die mittlerweile immer mehr junge Fans findet, Kommentare ein ("Autos mit Schallgeschwindigkeit sind interessant, aber genauso sinnlos wie der Formel-Eins-Zirkus"). Auch die erste Mondlandung 1969 sei eine "technisch-propagandistische Aktion der Amerikaner gegen die Sowjets" gewesen, aber keine wissenschaftliche Notwendigkeit, sagt Herr Ingenieur in SN-Gespraech. Von bemannten Mars-Missionen haelt er wenig: "Mit Robotern ist praktisch dasselbe zu erreichen." Das Wort "bemannt" nimmt Kirnbauer ohnehin ungern in den Mund: "Da kommen gleich die Emanzen."

Der Moderator und Verleger (Eigendefinition), von Kollegen als charmanter und wacher Grantler beschrieben, gehoert zu den vorsichtigen Menschen. "Jede Meldung kommt von einer Lobby. Man muss genau unterscheiden." Er habe nie Firmenpropaganda gemacht. "Ich habe mich nie prostituieren lassen." Begonnen hat die Karriere 1947 beim amerikanischen Sender Rot-Weiss-Rot. Der HTL-Absolvent erklaerte im "Radiobastler", wie man aus Wehrmachtsgeruempel heissbegehrte Empfangsgeraete baut. 1955 wurde daraus die "Technische Rundschau".

Die Radio-Legende hat nebenbei Fachbuecher geschrieben, jahrzehntelang das international beachtete Monatsheft "das elektron" herausgegeben, hat Fernseh-Sendungen gemacht, war Oesterreich-Geschaeftsfuehrer einer audiotechnischen Firma und technischer Berater fuer eine Studiogeraete-Firma im Ausland. Keine einzige Sendung musste deshalb ausfallen. Notfalls schickte Kirnbauer die Kassetten. Nur voriges Jahr, weiss der ORF, war er nach 48 Jahren einmal verhindert.

Nun passt Herr Kirnbauer nicht mehr ins neue Schema von Oe1. Er haette noch Stoff fuer Jahre gehabt. "Aber ich bin dem ORF nicht boese. Ich bin ein friedlicher Mensch." Vielleicht kann der bald 80jaehrige seine Nachrichten im Internet - erste Angebote gibt es bereits - fortsetzen. Vielleicht hat er auch mehr Zeit zum Kochen, sein einziges Hobby neben der Technik - fuer seine Knoblauchsuppe und "Steak a la Hugo", ein abgewandelter Lungenbraten. (lei)

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Nun, die leiblichen Genuesse benoetigt er jetzt nicht mehr.
Fuer mich als Jugendlicher war er im Radio ein 'Hinfuehrer' zum Technikinteresse. Seine "das elektron"-Hefte beinhalteten auch vieles ueber internationalen Rundfunk.
In den fuenfziger Jahren eine, wenn nicht "die", Quelle fuer den Normalbuerger.
Ein Schulkamerad von mir hatte viele Jahrgaenge davon und ich konnte, bevor ein Hochwasser im Jahre 1997 diese Schaetze vernichtete, Kopien von einigen der Radioseiten und von einigen Anzeigen erstellen.

Nach Erscheinen des obigen Artikel in den SN schrieb ich Herrn Kirnbauer einen Brief, erhielt aber keine Antwort.

Insgesamt ein fuer mich sehr be/achtenswerter Mensch.

Herbert






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