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[A-DX] Bericht über Störsender auf orf.at


  • Subject: [A-DX] Bericht über Störsender auf orf.at
  • From: "Franz Ladner" <fladner@xxxxxxxxx>
  • Date: Wed, 9 Jan 2008 11:08:23 +0100

grad auf orf.at entdeckt...
http://futurezone.orf.at/it/stories/248153/
Franz


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Störsender gegen Information
Mit Gerät aus dem Kalten Krieg werden Radioprogramme der Deutschen Welle
[DW] in Äthiopien gestört. Chinesische Zensoren blockieren Websites von BBC
und anderen, den Satellitenhimmel kontrolliert der Staat. Russland drängt
die Voice of America aus dem Äther.   

Der Kalte Krieg
Es ist wie einst im Kalten Krieg. Ein paar Minuten vor der vollen Stunde,
wenn das Kurzwellenprogramm der Voice of America [VOA] oder der BBC auf
Russisch, Litauisch und vielen anderen Sprachen sendete, fuhren im
Zielgebiet die "Jammer" hoch.

Diese Störsender deckten die von der VOA und anderen Auslandssendern
verwendeten Frequenzen mit Störsignalen zu, um den Empfang bestimmter
Sendungen in der Sowjetunion zu verhindern.   

Der Bürgerkrieg
Seit einigen Monaten spielt sich dasselbe in einer anderen Weltengegend
zeitversetzt ab. Kurz bevor die Sendesprache des Relaissenders Kigali in
Ruanda um 14 Uhr GMT auf Amharisch - die Lingua franca Äthiopiens -
wechselt, sind die Sendefrequenzen 11.645 and 15.640 kHz bereits zugemüllt.

Die Störsender betreibt die äthiopische Regierung, die damit verhindern
will, dass die Berichte der Deutschen Welle, die seit Jahrezehnten in Ruanda
ein Kurzwellensendezentrum unterhält, im Land gehört werden. Die Deutschen
berichten täglich über den in den südlichen Teilen Äthiopiens tobenden
Bürgerkrieg.   
  
"Jamming eklatant"
"Jamming ist für uns in den letzten Monaten in Äthiopien ein eklatantes
Problem geworden" bestätigt Adelheid Feilcke-Tielmann, die Leiterin der
Abteilung für internationale Angelegenheiten beim öffentlich-rechtlichen
Auslandssender der Bundesrepublik. Kurzwellen-Broadcasting sei sei nun
einmal in Afrika das Medium mit der höchsten Verbreitung.

Über das Kigali-Relais versorgt die DW Afrika und Teile Asiens mit
Radioprogrammen in den Landessprachen. Neben der DW werden auch die auf
Äthiopien zielenden Sendungen der VOA gestört. Ironischerweise geschieht das
mit Gerät, das aus der Zeit des Kalten Krieges stammt.   
  
100.000 Watt aufwärts
Die tonnenschweren Ungetüme mit einer Sendeleistung von 100.000 Watt
aufwärts, die über weithin sichtbare Masten- und Drahtkombinationen
abstrahlen, waren seinerzeit aus der Sowjetunion und China an das damals
befreundete, weil als "marxistisch" definierte Äthiopien geliefert worden.

Gerät, das während des Kalten Kriegs kommunistische Revolutionen quer durch
Afrika anfachen sollte, dient heute dem Regime in Addis Abeba dazu, das
Eindringen von unzensurierten Nachrichten in das Bürgerkriegsgebiet zu
verhindern.   
  
Viermal 250.000 Watt
Die Deutsche Welle hält mit insgesamt viermal 250.000 Watt und weiteren
Frequenzen aus Kigali dagegen. Dazu unterhält man - wie auch für alle
anderen Sendesprachen - eine Website auf Amharisch, die auch Podcasts der
Sendungen bietet. 
Die guten alten Kurzwellen-Auslandsdienste der großen öffentlich-rechtlichen
Broadcaster stehen seit den 80ern längst im Schatten der Sendungen via
Satellit.   
  
Geblockt in China
Dass bei BBC, DW und Co. Nachrichten via WWW dazukommen, nützt im Falle von
China leider wenig. 

Wie viele andere Nachrichtenkanäle ist die Website der Deutschen Welle in
Chinas "Intranet" geblockt, auch mit TV-Sendungen kommt man nicht durch.

Genügend Kapazitäten wären auf den Satelliten zwar vorhanden, "doch leider
ist der Himmel über China ganz in der Hand der chinesischen Regierung", sagt
Feilcke-Tiemann.   
  
Selbst-Digitalisierung
Alle zwölf Satelliten über China sind unter staatlicher Kontrolle, weil aber
nur einer davon in China gebaut wurde, kündigte die Regierung an, die
restlichen elf bis 2010 durch Himmelskörper made in China zu ersetzen.

Übersetzt kann das nur heißen: Den Schritt zur Digitalisierung der
Satellitenkommunikation vollzieht man mit eigener Technik.   
  
Subtile Zensur in Russland
In Russland wiederum geht die Regierung etwas subtiler vor. Für Voice of
America wird es nur immer schwieriger, unter russischen TV-und Radiosendern
sogenannte Re-Broadcaster zu finden, die Teile ihrer Sendezeit an die VOA
vermieten.

Gegen diese zunehmende Behinderung der freien Verbreitung von Informationen
haben die Chefs von BBC World Service, der Deutschen Welle, Radio France
Internationale, Radio Netherlands Worldwide und Voice of America
protestiert.

Die fünf Sender erreichen in allen Medien in insgesamt 60 Sprachen zusammen
wöchentlich ein mehrere hundert Millionen umfassendes Publikum.   
  
Protestierende Intendanten
In einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung, verurteilen die
Intendanten, dass "immer mehr Staaten versuchen, mit Störsendern das Radio
zu behindern und das Internet zu blockieren und zensurieren".

Besonders beunruhigend seien "die Versuche einiger Regierungen, durch
Lizenzierungs- und Regulierungsmaßnahmen lokalen Partnersendern die
Wiederausstrahlung unserer Hörfunk- und Fernsehprogramme zu erschweren oder
zu verbieten".   
 
"Recht auf Information unteilbar"
Jan Hoek, Intendant von Radio Netherlands Worldwide, bezeichnete es als
wichtigste Aufgabe, denjenigen Menschen verlässliche und unabhängige
Informationen zu liefern, die keinen Zugang zu unterschiedlichen Quellen und
Standpunkten haben.

"Das Recht auf Information ist unteilbar", sagte Adelheid Feilcke-Tielmann
abschließend zu ORF.at: "Und deshalb senden wir."  


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