[A-DX] WiMo nicht in Friedrichshafen!

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Mi Mai 29 11:31:54 CEST 2013


Am 28.05.2013 um 23:05 schrieb Christoph Ratzer <>:

> "War" weil man dieses Jahr nicht mit dabei ist! Da darf man dem DARC durchaus gratulieren, es ist auch eine Leistung den größten Aussteller zu verlieren, muß man auch erst zusammenbringen. Da hilft es auch nichts wenn ein ach so positives Interview mit einem der größten CQ-DL Inserenten im Blatt erscheint.

Ach Gott, ja. Warum wundert mich das nicht? Hier gibt es in Hannover die INTERRADIO, die findet so Anfang November statt. Die war nie so groß wie Friedrichshafen, war aber auch keine kleine Messe.

Die ging vor 20 Jahren noch am Sonnabend und Sonntag, zwei Messehallen picke-packe voll mit Ausstellern. Es gab Sonderbusse zur Interradio. Alles da, was Rang und Namen hat: Hersteller wie Yaesu, Kenwood und Icom mit eigenen Ständen, alle, aber wirklich alle bekannten Gerätehändler mit ihrem gesamten Sortiment. Kusch mit Kilometern an Kabeln jeglicher Art und seiner ferrariroten Mannschaft. Auch mal der ein oder andere Aussteller, der da eigentlich nicht hingehörte, und Dinge wie Astscheren feilbot. Und in einer zweiten Halle ein Funkflohmarkt, natürlich viel Schrott dabei, aber auch Preziosen. Jedenfalls sehenswert.

Mauerfall 1989, da zog es die OMs mit ihren stinkenden Trabbis sogleich nach Hannover. "Der erste Yankee ist da!" Es waren so viel Besucher da, daß die Bedienungen des überfüllten Messerestaurants gar nicht nachkam, den überteuerten und nur mäßig schmeckenden Grünkohl mit Bregenwurst unter die Leute zu bringen. 

Und dann die Entwicklung über die Jahre: erst blieben die großen japanischen Hersteller weg. Dann erst der eine, dann der andere Händler. Inzwischen ist wohl gar kein Vollsortimentsanbieter mehr da. Die Messe findet nur noch am Sonnabend statt. Und zwar in nur noch einer Halle, die auch nur bestenfalls zur Hälfte gefüllt ist. Kurzzeitig wurden einige Lücken gefüllt durch Anbieter mit Tinten-Refills und "Software für Erwachsene". Aber die gibt es auch nicht mehr, das Internet hat denen das Geschäftsmodell verhagelt. Selbst der Astscherenverkäufer hat inzwischen besser besuchte Verkaufsorte gefunden und sich getrollt. Das Restaurant öffnet erst gar nicht. Lohnt sich doch eh nicht.

Alte Haudegen, die zum festen Inventar gehörten, wie Jörg Dierking mit seinen NF-Filtern, präsentiert mit dem guten alten ITT-Cassettenrecorder: sie kommen nicht mehr.

Nur Uwe Bräutigam hält unverdrossen die Fahne hoch mit dem ADDX-Stand! Das ist echt bewundernswert!

Was sonst noch blieb, sind Kleinanbieter, die Fiberglasmasten, PL-Stecker, Ferritkerne usw. anbieten und kleine Hersteller amateurfunkrelevanter Software. Und was blieb, ist der Flohmarkt. Nur gibt es da immer weniger Preziosen zu bestaunen (Collins, Rhode & Schwarz, Drakes usw.) sondern immer mehr PC-Proddel und osteuropäischen Militärschrott. Dafür aber ein halbes Dutzend Anbieter, die ausrangierte Bürorechner und billige gebrauchte TFTs anbieten.

Selbst die Wegelagerei mit überzogenen Parkgebühren ist beendet und durch normale Preise ersetzt worden. 

Und jedes Jahr sage ich nach einem ernüchternden Messerundgang zu Nils: "Nächstes Jahr tun wir uns _den_ Scheiß aber wirklich nicht mehr an!" Und jedes Jahr kommt er dann mit seinem unwiderstehlichen Lockmittel, man könne doch zu Hause schön Grünkohl kochen, so mit Kasseler, Pinkel, Bregenwurst und so…

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Tschüß,
Martin     http://webadresse.geloescht/