[A-DX] technische Fragen zu DAB+

Schwarz, Peter
So Jun 7 15:53:58 CEST 2020


Kleiner Einspruch beim letzten Satz. Es wird vom Sender ein TII ausgestrahlt. Damit gibt sich der tx zu erkennen, das ist quasi sein Personalausweis. Dient eigentlich internen Zwecken, aber eben die tolle Software Qirx von Clem kann diesen TII auslesen und damit die empfangenen tx zuordnen, was dank einer von uns geführten Datenbank mittlerweile möglich ist. Offiziell werden diese TII nicht bekannt gemacht, die Informationen werden alle von DXern zusammengetragen. Da die Aufschaltungen neuer Standorte ja bekannt sind, können diese dann meist in Kürze dem jeweiligen TII zugeordnet werden. Interessant ist eben, dass man auch sieht, wie hoch der Anteil jedes Senders am Gesamtsignal ist. Bemerkenswert sind hierbei, sofern nicht ein Standort eindeutig zu 99% dominiert, diese Anteile deutlich schwanken. Man kann das fast mit dem bekannten „Atmen“ einer Mobilfunkzelle vergleichen. Über das Phänomen plötzlicher kurzer Einbrüche mit Aussetzern bei eigentlich bombenstark empfangbaren Muxen rätsle ich allerdings immer noch.

73 de Peter

Peter Schwarz
Bürgermeister-Hainz-Str. 11
63165 Mühlheim/Main

0160.1235460
>:

Hallo Michael,

ich versuche mal, deine konkreten Fragen zu beantworten.

Zu 1.)
In dem jeweiligen Kanal sind viele modulierte Trägerfrequenzen
enthalten. Die digitialen Signale sind auf alle Trägerfrequenzen verteilt.

Dieser gesamte verschachtelte Datenstrom ist zeitlich in einzelne Rahmen
(frames) geteilt. Je nach Betriebsart ist ein Rahmen 24 ms, 48 ms oder
96 ms lang.

Jeder Rahmen startet mit dem "Fast Information Channel" (FIC), der auch
die "Multiplex Configuration Information" (MCI) enthält. Weil das so
wichtige Daten sind, wird der FIC mehrmals hintereinander übertragen.
Die folgenden Hauptdaten, die z. B. die Hörfunkprogramme enthalten,
werden entsprechend "Main Service Channel" (MSC) genannt.

Damit weiß der DAB-Decoder, welche Teile des gesamten Datenstroms wohin
geleitet werden müssen, z. B. welcher Teil an den MPEG-Decoder oder
welcher Teil an den Display-Controller zur Anzeige von Programmname,
Zusatztexten oder Bildern gelangen soll.

Zu 2.)
Je nach Betriebsart enthält ein Kanal 192, 384, 768 oder 1536 einzelne
Trägerfequenzen. Bei jedem Träger wird sowohl die Amplitude als auch die
Phase moduliert.

Der Empfänger empfängt das Summensignal von allen Sendern gemeinsam. Der
Empfänger kann nicht feststellen, welcher Träger von welchem Sender
kommt. Deshalb müssen alle Sender des Multiplexes synchronisiert sein
und die Signale etwa gleichzeitig beim Empfänger eintreffen.

73, Bernhard


Am 2020-06-07 um 01:18 schrieb Michael Schnitzer:
Hallo, insbesondere an die Techniker in der Runde,

seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit den technischen Grundlagen
von DAB+. Im Netz ist hierzu auch einiges zu finden. Dennoch bleiben
offene Fragen (jedenfalls für mich).


1.) Technische Kriterien für Stationsauswahl auf einem DAB-Multiplex

Auf einem DAB-Multiplex befinden sich ja eine ganze Reihe von Stationen.
So tummeln sich z.B. auf dem bundesweiten DAB-Multiplex insgesamt 13
Stationen und zwar alle auf Kanal 5C (178.352 MHz). Wodurch
unterscheiden sich - abgesehen von der Bitrate - in technischer Hinsicht
z.B. DLF und Klassik-Radio? Die Frequenz kann es ja nicht sein. Wenn ich
vom DLF auf Klassik-Radio umschalte, wechsle ich also nicht die
Frequenz. Soweit trivial. Aber was wechselt dann? Was unterscheidet die
verschiedenen Stationen innerhalb eines ganz bestimmten DAB-Blocks
voneinander? Oder anders formuliert: Woran erkennt ein DAB-Radio die
diversen Stationen auf einem bestimmten Ensemble?


2.) Gesetzmäßigkeiten im Gleichkanalnetz

DAB+ ist ja überwiegend ein Gleichkanalnetz. Welche Kriterien gelten in
diesem Fall für die Senderauswahl? Sucht sich der DAB-Empfänger
denjenigen Sender aus mit dem lokal am stärksten einfallenden Signal?
Oder existiert so eine Art Summensignal, das von mehreren Sendern
stammen kann?


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