[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

[A-DX] Re: Editorial, war: WRTVH...


  • Subject: [A-DX] Re: Editorial, war: WRTVH...
  • From: Willi Passmann <dj6jz@xxxxxxxxxxxxx>
  • Date: Wed, 30 Nov 2005 19:22:47 +0100

Hallo Christoph und die Runde,

Christoph Ratzer schrieb:

Bemerkenswert - gerade wegen vieler Kritik an der ADDX - auch die klaren Worte des Chefredakteurs im Editorials zu DRM

Kritik an DRM, sogar als Ohrfeige formuliert ("Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht"), und dann auch noch mit der Unterschrift "Redaktion". Wow! In dieser Kombination gab es das im Radio-Kurier noch nicht.

Allerdings: Was bleibt "der Redaktion" auch anderes übrig? Das
DRM-Desaster ist so offensichtlich, dass Schönfärberei, wie drei Hefte
zuvor, nicht mehr hilft. Wir erinnern uns: Kommentare zu DRM wurden in
Heft 9/05 auf S. 7 mit folgender Einleitung erbeten: "Nachdem die
Entwicklung des neuen digitalen Standards ... jetzt größtenteils
abgeschlossen ist und demnächst auch die ersten erschwinglichen
Empfangsgeräte auf dem Markt erhältlich sein werden ...".

Natürlich ist jetzt Zurückrudern angesagt - schlichtweg, weil man sich
zu weit aus dem Fenster gelehnt hat. Dass wirklich ein Umdenken
eingesetzt hat, ist jedoch aus folgenden Gründen nicht anzunehmen:

1.) Der journalistische Maulkorb, der gegenüber dem Konsortium
unterschrieben wurde, wird weiterhin akzeptiert. Als wäre es das
Normalste der Welt, wird dem geneigten Leser im aktuellen Heft auf Seite
61 mitgeteilt, dass wegen dieser Verpflichtungserklärung "... im
Radio-Kurier bislang recht wenig über unsere Aktivitäten im
DRM-Konsortium zu lesen war". Bedenken werden gleich vom Tisch gewischt:
"Das ist eine in der Wirtschaft allgemein übliche Praxis".

Da können wir ja alle ganz beruhigt sein! Zumindest, solange wir nicht
darüber nachdenken, ob es nicht vielleicht zwischen Wirtschaft und
Journalismus grundlegende Unterschiede gibt. Oder vielleicht sogar
Unvereinbarkeiten? Jedenfalls kann man eine Kontrollfunktion bei diesem
Journalismusverständnis komplett vergessen. Für das Konsortium ist und
bleibt der Radio-Kurier ein zahnloser Tiger.
Dies hatte seinerzeit ein uns allen bekannter Medienjournalist erkannt
und es folgerichtig abgelehnt, diese Verpflichtungserklärung mit zu
unterschreiben.
Thematisierung im Radio-Kurier? Fehlanzeige. Originalkommentar von
Michael Schmitz mir gegenüber: "Uwe und ich machen das so, wie wir das
für richtig halten". Übrigens: Über Jahre hinweg wurde es für richtig
gehalten, die Leser nicht über die Existenz einer Verpflichtungserklärung zu informieren. Die Leser erfuhren also noch
nicht mal, warum sie nichts erfuhren. Ich nenne das Journalismus nach
Gutsherrenart.

Ein von mir vorgebrachter Vorschlag, diesen Maulkorb ausschließlich zu
akzeptieren für Internas, die mit Finanzen, Patenten etc zu tun haben,
wurde noch nicht einmal diskutiert. Dies trifft übrigens auf alle
Kritikpunkte zu, deren Veröffentlichung mir den Rausschmiss brachten:
Dieser Rausschmiss wurde vom Duo Bräutigam / Schmitz als ERSATZ für
Diskussionen begriffen.

2.) Der von der Mitgliederversammlung beschlossene Appell an ITU, HFCC
und DRM Konsortium mutierte zu einem weder im Radio-Kurier abgedruckten
noch an andere Medien weitergegebenem Geheimpapier. Der Begriff
"Appell", der doch eine maximale Öffentlichkeitsarbeit suggeriert, wurde
ad absurdum geführt. Das ist nicht mehr und nicht weniger als die
Umdeutung eines MV Beschlusses.
Respekt gegenüber Mitgliedern oder demokratischen Verfahrensweisen?
Fehlanzeige.

3.) Es wird weiterhin versucht, das DRM-Konsortium aus der Verantwortung
zu entlassen für eine Trennung der Frequenzbereiche auf Kurzwelle
(aktuelles Heft, S. 61). Sicher, das Konsortium ist nicht für
Frequenzbelegungen zuständig. Trotzdem ist dies nur ein Scheinargument:
Das Konsortium ist auch nicht für PLC zuständig, trotzdem wurde immer
wieder betont, dass das Konsortium ein mächtiger Verbündeter im Kampf
gegen PLC sei. Auf diesen Widerspruch hatte ich vor Monaten bereits
hingewiesen, was aber unsere beiden DRM-Vertreter nicht daran
hindert, dieses nur auf den ersten Blick einleuchtende Scheinargument
immer wieder abzudrucken. Denn um Argumente geht es nicht mehr, wenn
das, was üblicherweise an das Ende einer Diskussion gehört,
vorweggenommen wird: Ein Ergebnis.

Und wie sieht dieses Ergebnis aus? Uwe Bräutigam und Michael Schmitz
wollen dem Mitgliederschwund begegnen, indem sie aus dem Magazin für
DXer eine "zeitgemäße Medienzeitschrift" (Kurier 9/05, S. 24) machen
wollen. Und dabei werden bewusst die Interessen von DXern
hintenangestellt. Nach außen hin wird dies natürlich anders verkauft,
diese Veränderung soll angeblich passieren "... ohne die analoge
Kurzwelle zu vernachlässigen."  (Kurier 9/05, S. 24)

Tatsächlich hatte man die analoge Kurzwelle intern bereits vor 3 Jahren
aufgegeben. Klingt unglaublich?
Originalzitate aus einer Diskussion im Februar 2003(!), in der es um den
Schutz analoger Signale durch Bandtrennung ging:

Michael Schmitz:
  > Provokante Fragen in die Redaktions-Runde: Sollen wir Artenschutz
  > für eine aussterbende Spezies beantragen?

Willi Paßmann:
Doch was ist mit den Mitgliedern, die Deine Begeisterung der schönen
neuen Welt nicht teilen, die einfach die Empfangsmöglichkeiten ihrer
derzeit bestehenden Empfangsanlage so lange wie möglich nutzen wollen -
sind die auch Teil einer "aussterbenden Spezies", die Du zu Lebzeiten
schon bereit bist aufzugeben?
ENDE ORIGINALZITATE

Wenn ich jetzt im aktuellen Radio-Kurier lese: "Einfachste Lösung wäre
für die Kurzwelle natürlich eine separate Bandbelegung, wie von uns seit
Jahren angemahnt", (S. 61) bin ich überrascht, wie vollmundig das seit
Jahren halbherzige Vorgehen den Mitgliedern dargestellt wird. Zwar wurde
ein solcher Vorschlag (2003?) tatsächlich im Konsortium vorgebracht, die
Gründe für die Ablehnung dürfen die Leser aber nicht erfahren. Vor
dieser Diskussion schützt die Verpflichtungserklärung. Bis heute. Und
wenn ich die o.g. Meinungsäußerung sehe, weiß ich auch, mit welchem
"Nachdruck" dieser Vorschlag verfolgt wurde. Das war eine reine
Pflichtübung, genauso wie aktuell die Umsetzung des Appells.

Leider sind die A-DX Leser die einzigen, die diese Fakten erfahren...

Ich habe jedenfalls die Konsequenzen aus dieser Doppelmoral gezogen und
Michael Schmitz meinen Austritt aus der ADDX zum Jahresende mitgeteilt.
Zur Hobbyausübung brauche ich keinen Kurier - ich bin seit Jahren daran
gewöhnt, die Informationen zu suchen, die jeweils in den folgenden
Kurier hineingehören...
Und auf die beschriebene redaktionelle Bearbeitung des Themas DRM möchte ich so lange verzichten, wie die bisherige Linie beibehalten wird. Nach 31 Jahren Mitgliedschaft muss ich eine Entwicklung zu einer 'Assoziation digitaler Dilettanten' nicht durch meine Mitgliedsbeiträge mitfinanzieren.

Wer sich weiterhin darüber freuen möchte, dass die Redaktion sich
kritisch zu DRM äußert, soll dies tun. Man sollte nur die Bedeutung
nicht überschätzen.

Gruß aus Mülheim,
Willi

www.radio-portal.org
Die Funk - Suchmaschine




--
-----------------------------------------------------------------------
Diese Mail wurde ueber die A-DX Mailing-Liste gesendet.
Admin: Christoph Ratzer, OE2CRM  http://www.ratzer.at
-----------------------------------------------------------------------
Private Verwendung der A-DX Meldungen fuer Hobbyzwecke ist gestattet, jede
kommerzielle Verwendung bedarf der Zustimmung des A-DX Listenbetreibers.