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AW: [A-DX] Testbericht Perseus


  • Subject: AW: [A-DX] Testbericht Perseus
  • From: "Stephan Schaa" <schaa@xxxxxxxxxxx>
  • Date: Tue, 8 Jan 2008 15:17:54 +0100

Hallo Nils, hallo Runde!

Bevor das Ganze hier etwas abgleitet, möchte ich mal meinen Senf dazugeben:

Ich glaube nicht, dass hier irgendjemand Deine Kompetenz anzweifelt. Ich selbst kenne Deinen Namen schon seit vielen Jahren als Verfasser von sehr guten Testberichten - sozusagen immer noch "Receiverpapst". :-) Also daran ist kein Zweifel . Und wie gut nun der Autor des genannten Berichts über den Perseus ist, kann und möchte ich hier gar nicht weiter beleuchten. Viele schreiben, wenige wissen... ;-)


Aber der Perseus und seine Konzeption scheinen durchaus zu polarisieren. Dabei muss man aber meiner Meinung nach zwischen mehreren Faktoren unterscheiden, die viele hier nicht machen, weil für sie der Perseus der erste Einstieg in den Bereich SDR ist.

1. Der Perseus ist in erster Linie eine Revolution im Empfängerbau, weil er direkt sampled und nicht, weil er ein SDR ist!!!

Wie gut nun die Empfangsleistungen dieses Direkt-Samplenden Empfängers sind, kann ich nicht beurteilen; dafür müsste ich mal selbst einen haben (mag im Moment aber nicht 800 € dafür ausgeben, auch wenn sie vielleicht gut angelegt wären. Zumindest wenn man das nötige Kleingeld in der Tasche hat und es auch für sein Hobby ausgeben will(/darf? ;-) ) ). 

Für viele wäre es aber sicherlich interessant, diese Art von Hörbeispielen, bei den zwischen zwei Receivern an einer Antenne hin und her geschaltet wird, anzuhören, um einen direkten Vergleich zwischen Perseus und anderen Receivern wie z.B. den letzten und weit verbreiteten NRD's AOR's etc. zu bekommen. Oder auch gegen den einen oder andren "High-Cost Empfänger" und vielleicht sogar mal gegen den 2001 als Vertreter der etwas "Lower-Costs".

Das ist aber sicherlich gar nicht so einfach, denn es gibt auch bei analogem hören (nicht nur bei digitalen Betriebsarten wie DRM) bei PC-gestützten SDR's einen sogenannten "Dekodierverzug" (d.h. es dauert ein bischen länger, an diesem Gerät einen Satz zu hören als im klassischen analogem Empfänger). Deshalb müsste man Aufnahmen ziemlich mühsam zusammenschneiden, wenn man wirklich ansatzlos zwischen zwei Empfängern den Unterschied hören will (oder einen analogen Empfänger mit 12 khz-Ausgang an den PC anschliessen und an der gleichen Software aufnehmen). 

Vielleicht möchte sich beizeiten jemand die Mühe machen und solche Mitschnitte zusammenbasteln?! Das wäre schon nett. Bis dahin machen sich die Menschen halt ihre eigegenen Gedanken zu den Empfangsleistungen, denn man kann zwar an den Beispielen hören, dass der Perseus gut ist, aber halt nicht, wie gut er im direkten Vergleich zu anderen ist. Und dann kommen auch (vielleicht) manche Fehleinschätzungen zustande, dass der eine oder andere auf irgendwelchen Payrolls steht und deshalb nicht objektiv sei.

2. In Sachen Aufnahme und den anderen "SDR-Vergnügen" wie tolle digitale Filtermöglichkeiten, komfortable Abstimmung am PC, Spektrumanzeige und zuschaltbare Dekoder etc. ist der Perseus sicherlich keine Revolution, allenfalls eine Evolution, da er schon eine sehr große Bandbreite aufnehmen kann (400 kHz). Bis 190 khz Bandbreite komme ich auch mit 20 € Geräten! Und auch diese "können" letztendlich die selben Filter, Dekoder digitalen Betriebsarten etc. auf 0 - 50 MHz. Perseus und "SDR" sind nicht einfach zwei Begriffe für das selbe. (Höchtens ist der Perseus ein SDR und dazu einer mit revolutionärem Konzept und vermutlich mit absoluten High-End Fähigkeiten empfängt, wobei ich letzteres nur aus den Daten entnehmen kann und es - zumindest auf dem Papier - auch andere - wesentlich günstigere SDR's mit ähnlicherer Leistung gibt.)


Fazit für mich soweit die Infos bis heute reichen:

1 .Der Perseus ist -wie schon oft geschrieben - ein revolutionärer Empfänger, da er "direkt sampled" und keine Mischer mehr braucht. Dadurch kann er das Signal von der Antenne ohne große "Verbiegungen" an seine Software weitergeben. 

2. Er gibt dabei - wie die meisten SDR's  - ein digitales I/Q Signal direkt an den PC weiter, der durch mathematische Berechnungen Spiegelfrequenzen unterdrückt (laut Datenblatt bis 90 dB?! - das ist für nen I/Q SDR schon Spitze!) Nach der Digitalisierung treten keine Verluste und Mischprodukte mehr auf.

3. Wie er sich direkt an dieser oder jener Antenne schlägt und wie im direkten Vergleich zu anderen Receivern, zeigt sich gerade bzw. muss sich in der Realität noch zeigen. In Datenblätter kann man vieles reinschreiben, was die meisten halt nicht überprüfen können.

4. Mit 800 € ist er zwar billiger als die Top-Empfänger der "alten Garde", aber eben auch nicht gerade ein Billig-Empfänger. 

5. Viele scheuen sich davor, einen solchen Empfänger mal eben schnell zu kaufen, wenn sie nicht wissen, ob er 
a) wirklich ihre alten Empfänger an ihrem Standort mit ihren Antennen in die Tasche stecken wird und 
b) ob sich überhaupt gerne PC-gestützt Radio hören wollen (oder sogar wissen, dass sie es nur ungern tun werden und dass der Perseus dieses Manke durch "Extrafähigkeiten" glattbügeln müsste). 
c) einige fürchten vielleicht, dass sie mit der technischen Komplexität im Zusammenspiel von Gerät, PC und Software ihr Schwierigkeiten haben könnten.

5. Im Hinblick darauf, dass sich zur Zeit viel in Sachen SDR-Entwicklung tut und demnächst in kleiner Auflage sogar ein absolutes Low-Cost-Board mit guten Empfangsleistungen angeboten werden soll, der  für um die 20 € einen Einstieg in SDR ermöglicht, kann es für einige vielleicht durchaus sinnvoll sein, zunächst einmal abzuwarten und zu schauen, was sich sonst noch tut. Für andere hingegen ist der Perseus sicherlich das Gerät des Jahres und sie werden ihre Bestellung sicher nicht bereuen.


So, das wars, was ich sagen wollte und hoffe mal, das ich nichts vergessen habe.


Beste Grüße,

Stephan


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