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[A-DX] polen



Hallo,
hier eine Meldung aus der Tageszeitung taz vom 23.12.06:
Esperanto-Desperados
Der polnische Rundfunk streicht Minderheitenprogramme - zum Teil mit
antisemitischer Begründung
Die planmäßige Neubesetzung wichtiger Posten beim staatlichen polnischen
Rundfunk mit Anhängern der Regierungspartei PiS zeitigt immer deutlicher
Wirkung: Nach der Entlassung mehrerer auf Rock und Rap spezialisierter
Musikredakteure hat das öffentlich-rechtliche Polskie Radio nun auch seine
täglichen Sendungen in Esperanto abgeschafft.
Das beim Auslandsfunk "Polonia" angesiedelte Esperanto-Programm war 1959 zu
Ehren des polnischen Erfinders der internationalen Kunstsprache aufgenommen
worden. Warschau war damals der Tagungsort des 44. Weltkongresses für
Esperanto. Die Sprache ist Ende des 19. Jahrhunderts von dem gebürtigen
Ostpolen Ludwik Zamenhof, einem Augenarzt jüdischer Abstammung, erfunden
worden. Die Kunde von der Schließung des Kurzwellenprogramms hatte eine
Welle von Protestbriefen aus aller Welt an den Präsidenten und die Regierung
ausgelöst. "Wenn Polen aus Stolz auf Zamenhof auf Esperanto senden soll, so
muss dies auch Israel tun", begründete der Vizedirektor von Polskie Radio,
Jerzy Targalski, die Abschaffung des Programms allen Ernstes gegenüber der
Warschauer Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Zudem, so Targalski, könne mit
öffentlichen Geldern nicht einfach eine Hobbybewegung unterstützt werden.

Die Kosteneinsparungen werden redaktionsintern auf 12.500 Euro geschätzt.
Das vom Außenministerium finanzierte Jahresbudget des Auslandssenders
"Polonia" beträgt 2,5 Millionen Euro.

Auch andere Minderheiten haben in Polen seit dem Rechtsruck Probleme mit
ihren Programmfenstern. So will das Regionalprogramm des polnischen
Staatsfernsehens Telewizja Polska im kommenden Jahr seine alle zwei Wochen
auf Ukrainisch ausgestrahlte Nachrichtensendung streichen. Im Unterschied
zum Esperanto-Programm des Radios, das vor allem im Ausland gehört wurde,
richtet sie sich an die ukrainische Minderheit in Polen.

Paul Flückiger, Warschau

taz vom 23.12.2006, S. 10, 66 Z. (TAZ-Bericht), Paul Flückiger


Frohe Festtage und ein glückliches Jahr 2007 de Jürgen Lohuis


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