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[A-DX] Die letzten Mohikaner des CB-Funks


  • Subject: [A-DX] Die letzten Mohikaner des CB-Funks
  • From: "Franz Ladner" <fladner@xxxxxxxxx>
  • Date: Fri, 23 May 2008 10:26:13 +0200

Ach ja, das hats auch mal gegeben...
Franz


http://futurezone.orf.at/hardcore/stories/279842/


Anders als in Deutschland, Tschechien und der Schweiz sind die lizenzfreien
Funker in Österreich regulatorisch schwer eingeschränkt. Trotzdem oder
deswegen organisieren Österreicher internationale Web-Plattformen und
Funkertreffen wie am 7. Juni in Perg [OÖ].   
  Als er bemerkt habe, dass es kaum mehr CB-Funker gebe, habe er
beschlossen, das zu ändern, schreibt Heimo "Vladimir" Poiss an ORF.at. "Ziel
war es, ein freies Kommunikationsmedium für die Bevölkerung zu erhalten, das
ohne Anmeldung, Grundgebühren etc. von jedermann genutzt werden kann." 

In den 70er Jahren bot CB-Funk die allererste Möglichkeit für Normalbürger,
in der näheren Umgebung nahezu kostenlos zu kommunizieren.

Als Mittel zum Zweck der Neubelebung wurde just jenes Medium gewählt, das
neben der GSM-Telefonie maßgeblich zum Niedergang des freien "Citizen
Band"-Funkbetriebs beigetragen hatte.   
  Fieldday mit Camping
2005 gründete der Mann mit dem Funk-Pseudonym "Vladimir" die
Internet-Plattform CB-Funk Austria [CBAT], die sich in den Folgejahren zum
maßgeblichen österreichischen CB-Treffpunkt mit über 800 angemeldeten Usern
auswuchs.

Es wurden jene zusammenschaltet, die - trotz der widrigen Umstände
hierzulande [siehe weiter unten] - dabei geblieben sind.

Am 7. Juni veranstaltet die CBAT im oberösterreichischen Perg ihr drittes
internationales Funkertreffen. Bezeichnenderweise ist es ein "Fieldday" mit
freiem Camping, wie es dem mobilen Charakter des CB-Funks entspricht.   
  "Rubber Duck an Spider Mike"
In den USA wurde das oberhalb des Kurzwellenbereichs angesiedelte "Citizen
Band" seit Ende der 50er Jahre in erster Linie von Lkw-Fahrern benutzt.

Nach der Freigabe des Frequenzbereichs zwischen 26,965 und 27,405 MHz in den
70er Jahren in Europa machten US-Truckerfilme wie Sam Peckinpahs "Convoy"
den "Jedermann-Funk" auch in Europa populär: "Rubber Duck an Spider Mike".

  Die gute, alte "Glatteis"-Warnung
Auch bei Österreichs Truckern wurde CB rasch gebräuchlich, immerhin konnte
man neben Zeitvertreib und Erfahrungsaustausch einander im geografischen
Kollektiv etwa vor "Glatteis" [Radar etc.] warnen.

Viel dazu beigetragen, dass der CB-Funk in Österreich schneller als anderswo
in Europa Interessenten verlor, hat der Umstand, dass vom
Verkehrsministerium hierzulande im 27-MHz-Bereich eine sehr restriktive
Politik gefahren wird.   
  CEPT-Norm, FM, AM, SSB
Anders als in Deutschland und Tschechien ist CB-Funk in Österreich immer
noch auf die vor 24 Jahren erlassene CEPT-Norm beschränkt. 40 Kanäle stehen
zur Verfügung, auf denen mit vier Watt in der Modulationsart FM [Frequency
Modulation] gefunkt werden darf.

Von Finnland über Frankreich, Italien, die Niederlande, Portugal, Spanien
und die Schweiz bis Tschechien dürfen längst auch die Modulationsarten AM
[Amplitude Modulation] vor allem aber auch SSB [single side band] benutzt
werden.

Diese Version von AM moduliert nur eines von zwei AM-Seitenbändern und
ermöglicht deshalb deutlich höhere Reichweiten bei gleicher Sendeleistung.
Bei etwas verminderter Soundqualität, auf die es bei CB nun wahrlich nicht
ankommt.   
  Moderne CB-Geräte illegal in AT
In Deutschland, wo der CB-Funk nach wie vor von einer siebenstelligen Zahl
von Menschen benutzt wird, sind sogar 80 Kanäle freigegeben. 

Die Folge der Beschränkung hierzulande ist, dass keine modernen
CB-Funkgeräte für den Betrieb zugelassen sind. Reine CEPT-Geräte, wie sie in
Österreich zugelassen sind, werden mangels Nachfrage längst nicht mehr
hergestellt.

Der gesetzestreue CB-Funker "gurkt" also zwangsweise mit steinalter
Hardware.   
  "European Day of QSO"
Im Moment ist Vladimir mit der Organisation des 3. internationalen
CB-Funkertreffens beschäftigt, daneben erstellt er für seine OMs - "Old Men"
ein durchwegs ehrenhaftes, aus dem Amateurfunkbereich stammendes Epithet für
gestandene Funker - eine neue Plattform.

Auf dem "European Day of QSO" ["Europäischer Tag des Funkkontakts"] - QSO
wie der gesamte" Q-Code" entstammen ebenfalls dem Amateurfunkbereich -
werden CB-Funker aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Spanien und
Portugal zusammengeschlossen.   
  Vladimir an ORf.at
"Österreich ist anscheinend leider nur EU-Vorreiter bei Projekten, die für
die Bevölkerung teuer kommen", schreibt Vladimir an ORF.at, über die
Randgruppe der CB-Funker werde "nicht einmal lächelnd hinweggesehen".

Vladimir ist seit 1981 in Österreichs CB-Funk-Szene aktiv, seit seiner
Kindheit kann er sich nur mit dem Rollstuhl fortbewegen.  


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