[A-DX] DW und Bulgarien

Herbert Meixner
Mi Okt 2 12:52:37 CEST 2013


http://derstandard.at/1379292699522/Deutsche-Welle-in-Erklaerungsnot

Deutsche Welle in Erklärungsnot
Markus Bernath, 1. Oktober 2013, 21:01

Sofioter Bank beschwert sich, Sender feuert Journalisten

Sofia/Istanbul – 13 Seiten ist der Brief aus der Graf-Ignatiew-Straße in 
Sofia lang, und Programmdirektor Christoph Gramsch muss aus allen Wolken 
gefallen sein. Kampagnenjournalismus, einseitige Berichterstattung, 
schlichte Erfindungen warf der Vorstand der Corporate Commercial Bank in 
Bulgarien der "Deutschen Welle" ("DW") mit Schreiben vom 30. August vor 
– genauer gesagt, zwei Korrespondenten in Sofia. Dort tobt seit Jänner 
der politische Kampf: Demonstranten, Regierung, Oligarchen. Jeder gegen 
jeden.

In Bonn am Rhein, wo der deutsche Auslandssender seinen Hauptsitz hat, 
fackelten die Chefs nicht lange. Emmy Baruch und Iwan Bedrow, zwei 
namhafte Journalisten in Bulgarien, wurden erst einmal gefeuert und 
Alexander Andrejew, der Leiter der bulgarischen Redaktion in Bonn, vom 
Dienst suspendiert. Ein Mega-Skandal im politisch aufgeladenen Sofia.

Die Anti-Regierungsdemonstranten zogen Ende September mit einem neuen 
Thema auf die Straße: Tsetwan Wassilew, der mächtige Banker, hat auch 
die "DW" in die Knie gezwungen. Das Helsinki-Komittee in Sofia schrieb 
einen Protestbrief an die Deutschen. Am Montag flogen sie ein: 
Programmdirektor, Regionaldirektorin, der mitterweile rehabilitierte 
Redaktionsleiter – für ein Wiedergutmachungs-Interview mit Banker 
Wassilew und für eine Pressekonferenz am Dienstag. Die Botschaft aus 
Bonn: Die Entlassungen haben rein gar nichts mit der Beschwerde der Bank 
zu tun.

Weiterarbeit angeboten

Auch intern wird eingeräumt, was die Sendeleitung offiziell zum Fall 
Baruch & Bedrow sagt – journalistische Standards seien nicht eingehalten 
worden. Aber ihren beiden Journalisten bietet die "W" nun doch lieber 
die Weiterarbeit an. Emmy Baruch ist seit der  Wende 1989 beim Sender. 
Damals kam die "DW" wegen der Demokratie. (Markus Bernath, DER STANDARD, 
2.10.2013)