[A-DX] IS legt Frankreichs Nationalsender lahm...

Franz Ladner
Do Apr 9 08:42:20 CEST 2015


Ich wage mal zu behaupten, dass eine Ausstrahlung via Kurzwelle da doch
etwas weniger anfällig gewesen wäre...
Franz



Eine Hackerattacke von mutmaßlichen Mitgliedern der Terrormiliz Islamischer
Staat (IS) hat den Sendebetrieb der nationalen französischen Sendergruppe
TV5 Monde stundenlang zum Erliegen gebracht und deren Websites gekapert.
„Wir sind nicht mehr imstande, irgendeinen unserer Kanäle auszustrahlen“,
sagte Senderchef Yves Bigot in der Nacht auf Donnerstag.

Auch die Internetpräsenz der Sendergruppe wurde vollständig von den Hackern
gekapert. Auf der Facebook-Seite von TV5 Monde wurden etwa angebliche
Ausweise und Lebensläufe von Familienmitgliedern von französischen
Militärangehörigen veröffentlicht, die an Einsätzen gegen den IS beteiligt
seien. Bis Donnerstagfrüh gelang es dem Sender nur nach und nach, die Hoheit
über die eigenen Websites und Kanäle zurückzuerobern.

Der Hackerangriff habe am Mittwochabend gegen 22.00 Uhr begonnen, sagte
Bigot. Seitdem hätten die Kanäle von TV5 Monde nicht mehr ausgestrahlt
werden können. Auch im Internet habe man „keine Kontrolle mehr“ über die
eigenen Domains. Gegen 1.00 Uhr konnte TV5 Monde seinen Sendebetrieb wieder
aufnehmen. Über ihre Facebook-Seite erlangte die Sendergruppe schon gegen
Mitternacht die Kontrolle zurück, die Senderwebsite funktionierte jedoch
vorerst weiter nicht und wurde mit einem Wartungshinweis versehen.
„Soldaten Frankreichs, haltet Euch vom Islamischen Staat fern!“, hatten die
Hacker zuvor auf Facebook gewarnt. „Ihr habt die Chance, das Leben Eurer
Familie zu retten, nutzt sie.“ Weiter hieß es: „Im Namen Allahs, des
Allergütigsten, des sehr Barmherzigen, führt das Cyberkalifat weiter seinen
Cyberdschihad gegen die Feinde des Islamischen Staates.“ Das „Cyberkalifat“
suche derzeit nach den „Familien der Militärs, die sich an die Amerikaner
verkauft haben“.

Attentate als „Geschenke“ gepriesen
Die Hacker warfen dem französischen Staatschef Francois Hollande vor, mit
der Beteiligung an dem Militäreinsatz der US-geführten Koalition gegen den
IS im Irak und in Syrien einen „unverzeihlichen Fehler“ gemacht zu haben.
„Darum haben die Franzosen die Geschenke bei ‚Charlie Hebdo‘ und Hyper
Cacher erhalten“, hieß es. Mit dieser Botschaft nahmen die Attentäter direkt
Bezug auf die Terroranschläge von Paris im Jänner.
Im Jänner hatten islamistische Attentäter bei einer Anschlagserie in Paris
17 Menschen getötet. Die Brüder Cherif und Said Kouachi erschossen im Zuge
ihres Angriffs auf die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ zwölf Menschen, der
Islamist Amedy Coulibaly wird für die tödlichen Schüsse auf eine Polizistin
in Montrouge südlich der Hauptstadt und die blutige Geiselnahme in dem
jüdischen Supermarkt Hyper Cacher mit vier Toten verantwortlich gemacht.
Coulibaly bezeichnete sich selbst als Mitglied des IS.

Zeitpunkt der Attacke bewusst gewählt
Der Hackerangriff kam nur wenige Tage nach Inkrafttreten der verschärften
Sicherheitsgesetze nach den Anschlägen in Frankreich: Mitte März war
erstmals nach der Verabschiedung des neuen Anti-Terror-Gesetzes der Zugang
zu Websites wegen terrorverherrlichender Inhalte blockiert worden. Gesperrt
wurde der Zugang zu fünf Websites, darunter der Internetauftritt des
Al-Hayat Media Center, das Propaganda für den IS gemacht hatte.
Die in Paris ansässige TV5 Monde ist eine französischsprachige Sendergruppe,
die weltweit in mehr als 200 Ländern sendet. Am Tag des Hackerangriffs hatte
sie einen neuen Themenkanal gestartet, in dem es um die französische
Lebensart geht und der unter anderem im Nahen Osten und in Nordafrika
ausgestrahlt wird. An der Zeremonie zum Sendestart hatte auch der
französische Außenminister Laurent Fabius teilgenommen.
(http://orf.at/stories/2272612/2272617/)