[A-DX] Digitales Radio DAB+ auch schon auf der Kippe?

Wolfgang Name gelöscht
Mo Feb 15 13:26:09 CET 2016


Danke für die Erläuterungen, Andreas.
Der Antwort entnehme ich, dass Du Dich mit dieser Thematik beschäftigst.
Wenn es sich so verhält, wie Du es beschreibst, zeigt es nur, dass der
Zeitungsartikel nicht sonderlich gut recherchiert war, um es noch höflich
auszudrücken.
Im Abgesang des Beitrags hieß es noch, dass viele private Anbieter das
jetzige DAB+ ohne Möglichkeit zur Lokalisierung nicht unterstützen.
Es bleibt spannend... und ich werde mir mit Sicherheit in den nächsten
Jahren kein DAB+-Radio zulegen.

Gruß, Wolfgang


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: liste [mailto:] Im Auftrag von Andreas Wohlhaupter
Gesendet: Montag, 15. Februar 2016 09:51
An: 
Betreff: Re: [A-DX] Digitales Radio DAB+ auch schon auf der Kippe?

Hallo,

> Ein gewisser Professor Reimers als Leiter von Feldversuchen hier in 
> der Region meinte, dass man "im schlimmsten Fall" (???) Werbung nur 
> dann lokalisieren könne, wenn man den jetzigen DAB+-Standard erneut
"umkrempelt".
[...]
> PS: Prof. Reimers ist auch KEF-Mitglied. 

Und hat jahrelang dafür gesorgt, DAB zu blockieren, wo es nur geht. Und auch
wenn er Professor ist, werden seine Aussagen deswegen nicht richtiger.

Tatsache ist, dass in Niedersachsen derzeit ein Pilotprojekt zur Regionali-
sierung einer DAB-Senderkette gestartet wird. Es geht da konkret um Radio
21, das auf UKW in der Lage ist, in praktisch jeder Stadt, die das Programm
versorgt, lokal Werbung zu schalten. Die möchten das gerne auch mit DAB so
weiter führen.

Entstanden ist die heutige Situation aber v.a. deshalb, weil Radio 21 als
relativ spät hinzu gekommener Privatsender praktisch nur noch reichweiten-
schwache Restfrequenzen abbekommen hat. Während also Radio ffn z.B. 
Ostfriesland nur über eine einzige reichweitenstarke Frequenz aus Aurich
versorgt, benötigt Radio 21 mehrere Frequenzen in Aurich, Wilhelmshaven und
Leer. So ist das dann auch in anderen Teilen Niedersachsens. Der
vermeintliche Nachteil, nur reichweitenschwache Frequenzen bekommen zu
haben, erweist sich nun als Vorteil, weil Radio 21 als einziges Privat-
radio in der Lage ist, seine Vielzahl an Funzeln mit lokaler Reichweite
auseinander zu schalten. Die können z.B. NUR für die eine Frequenz in Leer
lokal Werbung schalten, während in Aurich und Wilhelmshaven was anderes
laufen kann. Radio ffn und Antenne Niedersachsen wären dazu schon gar nicht
in der Lage. OBWOHL sie ebenfalls auf UKW senden!!! Also das mal als
Ausgangssituation.

Dann heißt es immer, man könne bei DAB nicht regionalisieren. Stimmt gar
nicht! Genauso wie bei UKW kann man auch bei DAB+ an JEDEM Senderstandort
einen eigenen Kanal (resp. Frequenz) nutzen. Nichts anderes macht ja gerade
der NDR, der z.B. in Hannover den Kanal 6D, in Braunchweig den 11B, und in
anderen Gegenden noch andere Kanäle belegt. Schon jetzt könnte man also in
diesem Rahmen regionalisieren. Und nur weil im Genfer Wellenplan derzeit nur
relativ großflächige regionale Kanäle koordiniert wurden, heißt das nicht,
dass sich Radio 21 nicht eine Latte an lokalen Kanälen nachkoordinieren
könnte. Die UKW-Frequenzen von Radio 21 wurden auch alle nachkoordiniert und
waren im orginalen Genfer Wellenplan überhaupt nicht enthalten.

Das einzige, was bei DAB in Sachen Regionalisierung problematischer ist, ist
die Tatsache, dass man aufgrund der verfügbaren Bandbreite ein Lokalensemble
nicht mit nur einem Radioprogramm voll bekommen kann. Es stünde dann ein
größerer Teil des Pakets leer, was natürlich einen finanziellen Nachteil
gegenüber denjenigen bedeutet, die sich zu 10. oder gar 14. ein landesweites
Ensemble teilen können. Alternativ muss man sich Mitstreiter suchen, oder
das Ensemble sinnvoll mit weiteren Spartenkanälen aus dem eigenen Hause
füllen, oder evtl. irgendeinem Datendienst.

Das macht die Sache freilich schwieriger. Aber dass man bei DAB+ technisch
gesehen nicht regionalisieren könnte, ist in jedem Fall ein Märchen.

Viele Grüße,
Andreas
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