[A-DX] was wäre wenn: MW-Abschaltung vor 35 Jahren

Gerald Kallinger
Fr Jan 1 13:09:47 CET 2016


Es gibt ein paar Fernsender, die vor 30 bis 40 Jahren nie eine Chance gehabt
haben, jetzt aber problemlos selbst in Städten durchkommen, z.B. 1071 AIR
Rajkot (Indien) oder 1521 CRI Xinjiang in Russisch (beide früher von
Tschechen oder Slowaken blockiert).
Im Moment dominiert Rumänien mit v.a. Radio Romania Aktualitati auf einigen
Frequenzen (1179, 1422, 711, 603,..). Wenn da mal Schluss ist, könnte z.B.
AIR Tuticorin aus Südindien auf 1053 kHz eine Chance haben.
73,
Gerald

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: liste [mailto:] Im Auftrag von Erik
Gesendet: Freitag, 01. Jänner 2016 12:55
An: 
Betreff: [A-DX] was wäre wenn: MW-Abschaltung vor 35 Jahren

Wenn die Abschaltung der deutschen, der französischen und einiger anderer
Mittelwellensender vor 35 Jahren stattgefunden hätte, hätte ich
wahrscheinlich mein Abitur nicht geschafft!

Welche interessanten Sender hätte ich damals alles hören können, wenn nicht
im Rahmen des gemeinsamen ARD-Nachtprogramms auf - gefühlt - 20 Frequenzen
parallel Tanzmusik ausgestrahlt worden wäre. Deutschlandfunk & Co taten ein
Übriges. Und das teilweise mit Sendeleistungen, die zu so hohen Feldstärken
geführt haben, dass bei meinem auf Mittelwelle ansonsten sehr guten
Röhrenempfänger TRIO 9R59DS auch die Nachbarkanäle mehr oder minder dicht
waren.

Größtes Ärgernis war damals der von meinem Wohnort ca. 8km entfernte Sender
Braunschweig - wahlweise auch Königslutter, Cremlingen, Wohld genannt - der
auf 548 kHz und später auf 756 kHz mit seinen bis zu 800 kW gleich mehrere
benachbarte Frequenzen unbrauchtbar machte (hinzu kam die erste Harmonische
auf 1512 kHz). Viel "Freude" machte mir auch der nicht weit entfernte
DDR-Sender Burg auf 782 kHz. Was hätte ich nicht für einen Sturm gegeben,
der die Masten umgelegt...

Die Empfangsberichte an die nun nicht gehörten Stationen hätten soviel Zeit
gekostet, die man als Schüler mit Durchschnitts-IQ kurz vor dem Abi nicht
gehabt hätte. Schließlich hat das Abhören der Kassetten, um Berichtsdetails
aus dem Gespratze und dem Knistern herauszuhören und das anschließende
Tippen auf einer mechanischen Schreibmaschine pro Bericht mindestens eine
gute Stunde gedauert. Und neben der Zeit habe ich auch viel Porto gespart.
Insofern muß ich den vielen fetten ARD-Sendern im Nachhinein eigentlich
dankbar sein. Vielleicht würde ich jetzt sonst bei DHL Pakete ausfahren.

Ich hätte mir damals nicht träumen lassen, dass ich die Abschaltung der
damaligen Störquellen heute mit etwas Wehmut betrachte. Echtes
Mittelwellen-DX ist an meinem Wohnort dank man-made-noise sowieso nicht mehr
möglich und das nächtelange Durchmachen hinter dem Empfänger ist
alters- und berufsbedingt auch nicht mehr angesagt. In der Innenstadt freut
man sich, wenn man beispielsweise Ljubljana oder die RAI halbwegs
störungsfrei hereinbekommt. Dass ich nun bei Autofahrten durch Dänemark und
Frankreich auf die dortigen Inlandsprogramme angewiesen bin, erfüllt mich
auch nicht gerade mit Freude.

Die heutige Smartphone- und Tablett-Generation tut mir trotz der unendlichen
Zahl an "Sendern", die jederzeit in bester Qualität hörbar sind, ein bißchen
leid. Kalte Technik ohne Erlebniswert und ohne Überraschungen - reines
konsumieren.

73

Erik


--
-----------------------------------------------------------------------
Diese Mail wurde ueber die A-DX Mailing-Liste gesendet.
Admin: Christoph Ratzer, OE2CRM  http://www.ratzer.at
-----------------------------------------------------------------------
Private Verwendung der A-DX Meldungen fuer Hobbyzwecke ist gestattet, jede
kommerzielle Verwendung bedarf der Zustimmung des A-DX Listenbetreibers.