[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

[A-DX] Antennenvergleich K9AY - Beverage


  • Subject: [A-DX] Antennenvergleich K9AY - Beverage
  • From: Name gelöscht <name.geloescht@xxxxxxxxxxxx>
  • Date: Thu, 28 Sep 2000 16:39:33 +0200

Moin Moin,

Hier nun die angekündigten Ergebnisse des Vergleichstests K9AY-Loop
gegen Beverage-Antennen.

Vom 20.9. bis zum 27.9. war ich zu Gast bei Wilhelm Herbst in Dänemark.
Wilhelm hat sich im Norden Jütlands, 7 km von dem Provinzstädtchen
Fjerritslev entfernt einen alten, einsam gelegenen Bauernhof gekauft und
ihn zu einer DX-Empfangsstation umgebaut. Auf einer Fläche von 4,4 ha
sind eine ganze Reihe von Antennen aufgebaut:

Zwei Langdrähte von 25m und 44m Länge. Dann eine ganze Reihe von
Beverage-Antennen, die alle auf einer Höhe von etwa 1,5 m auf
Bambusrohren oder Tomatenstangen aufgeständert sind. Im Einzelnen gibt
es folgende Antennen:

150°  160m
180°  140m
195°  160m
210°  160m
220°  120m
230°   90m, im Winter auf 290m verlängerbar, wenn die Bauern ihre Äcker
            abgeerntet haben.
245°   80m, im Winter 270m.
260°   80m
270°   75m
280°   75m, im Winter 250m.
290°   80m
300°   90m
315°  240m
330°  175m
345°  330m
  0°  330m

Eine beeindruckende Auswahl! Wilhelm bietet sein Haus als "Pension" für
DXer an, es können bis zu 3 DXern dort gleichzeitig Hören. Die
Unterkunft ist sehr preiswert, vom 1.4. bis zum 30.9. kostet eine Nacht
90 DKK (~ 25 DM), im Winter kostet es durch die Heizkosten 120 DKK.

Auch für UKW-DXer ist gesorgt, es gibt eine 8 Element Yagi-Antenne samt
Rotor und eine drehbare TV-Antenne. Auf UKW wurden dort bereits 32
Länder gehört, über 1.300 Stationen! Sehr gute Ergebnisse auch bei
TV-Überreichweiten, selbst das syrische, jordanische oder iranische
Fernsehen war dort schon zu sehen.

Jeder ist dort gern gesehen, nur Katzenhaarallergiker dürften Probleme
bekommen: Wilhelm ist großer Katzenfan und inzwischen ist seine
Katzenschar auf 7 Stück angewachsen...


Die Antennen lassen sich mit diversen Antennenumschaltern auf einen
Empfänger geben, so daß ein Vergleich sehr einfach möglich ist.

Ich hatte meine Wellbrook K9AY-Loop und den Spieth-Mast mitgebracht. Der
Spieth-Mast ist ein 10 m langer Teleskopmast aus Fiberglas,
ineinandergeschoben nur einen guten Meter lang und 1,5 kg schwer.
Eine K9AY-Loop ist eine von dem amerikanischen Funkamateur Gary Breed,
K9AY entwickelte Loop, die im Prinzip aus zwei senkrecht
zueinanderstehenden Deltaloops besteht. Es ist möglich, den Beam jeder
Delta-Loop umzuschalten, d.h. entweder Norden oder Süden (Osten/Westen)
auszublenden. Die Ausblendtiefe liegt bei etwa 30 dB.

Kommerziell wird diese Antenne nur von der englischen Firma Wellbrook
gefertigt, Näheres unter www.wellbrook.uk.com

Für sein Geld bekommt der Kunde zwei Teile: Einmal ein wetterfestes
Gehäuse zur Außenmontage an der Antenne und ein Steuerungskästchen, das
am Empfänger plaziert wird und zur Umschaltung der beiden Loops und zur
Umschaltung der Richtung dient. Vom Kunden zu liefern sind 12V Netzteil
und alle Drähte (Koaxkabel sowie zweiadriges Steuerungskabel). Und eine
gute Erde am Antennenmast muß vorhanden sein.

Die Drahtlänge einer jeden Deltaloop sollte zwischen 17 und 25 m liegen.
Ich hatte 2 Litzen zu je 20 m genommen, wie sich herausstellte etwas
wenig; längere Drähte bringen bessere Signale.

Als Erdung habe ich ein etwa 1m langes Kupferrohr benutzt, die Erde war
ziemlich feucht, so daß das gut hinlangte. Bei Aufbau der Antenne auf
trockenem Sandboden, Fels etc. muß man mit Gegengewichten in Form von
radial verspannten Drähten arbeiten.

Der Aufbau der Antenne gestaltete sich recht einfach, zuerst einen
Besenstiel mit dem Hammer in die Erde geschlagen, darübergestülpt den
ausgefahrenen Mast, an dessen Ende ich bereicts beide Loops befestigt
hatte. Natürlich hing der Spiethmast von Anfang an etwas schief, und an
der Spitze krumm wie ein Flitzebogen aber ein gerader Spiethmast wurde
ja wohl in freier Wildbahn noch nicht gesichtet :-)

Danach habe ich 4 Tomatenstangen in die Erde geschlagen, eine Übung, die
in dem verfilzten Gras nicht ganz einfach war. Dann die Litze um eine
Tomatenstange herumgeführt, mit dem unten am Mast mittels Isolierband
befestigten Antennenkopf verbunden und damit war der mechanische Aufbau
beendet. Dauer der Übung etwa 40 Minuten, zu zweit wäre es schneller
gegangen, ich wollte es aber allein aufbauen, um zu sehen, ob es
irgendwelche Schwierigkeiten gibt.

Die Konstruktion aus den Tomatenstangen erwies sich als nicht sehr
stabil, deshalb habe ich das am nächsten Tag umgebaut. Ich wollte mir in
Fjerritslev Zelthäringe besorgen, bin aber nicht fündig geworden. Da
habe ich mir 4 Schaschlikspieße aus Metall besorgt, dazu eine Rolle
Maurerschnur aus Nylon (Gesamtinvestition: 9 DM). Dann jede Loop an
beiden Enden mit der Schnur abgespannt und die Grillspieße in den
verfilzten "Rasen" gesteckt: Das hielt bombenfest, kleine
Richtungsänderungen an der Antenne waren in Sekundenschnelle möglich.

Die Verkabelung dauerte noch einmal etwa 20 Minuten, in einer Stunde ist
die Antenne also startklar zu machen.  Man kann sich jede Loop als
gleichschenkeliges Dreieck mit etwa 7 m Seitenlänge vorstellen. Wem das
Aussehehen immer noch nicht klar ist: Auf der Wellbrook-Seite sind
Skizzen über den Aufbau.

Ich hatte befürchtet, daß mir der Mast irgendwann kollabiert, das
passiert des öfteren mal. Deshalb hatte ich beim Aufbau die Elemente mit
leichter Gewalt gegeneinander verdreht. Die Antenne fiel nicht zusammen,
aber das Gefluche beim Abbau war auch nicht ohne: Die Elemente ließen
sich kaum wieder lösen...

Doch nun zu den Empfangsergebnissen: Bei Nordamerikasignalen hatten die
Beverage-Antennen in etwa 80% der Fälle die Nase vorn, einfach weil sie
das stärkere und ruhigere Signal lieferten. In etwa 10% der Fälle nahmen
sich beide nichts und in etwa 10% der Fälle lag die K9AY vorn. Das war
in der Regel dann der Fall, wenn Splatter den Empfang beeinträchtigte,
z.B. bei KNR Grönland auf 650 kHz. Die Unterschiede zugunsten der
Beverages waren zwar deutlich hörbar, aber es war auch nicht so, daß
Signale nur auf der Beverage hörbar waren. Aber die Hammersignale von
CHVO Carbonear, 560 kHz, VOCM 590 kHz oder VOWR 800 waren auf den
Beverages einfach beeindruckender. Da schien das S-Meter auf S9+20
festzukleben. Sowas ist einfach nicht zu toppen.

Alle Vergleiche auf MW mit den Langdrähten gingen haushoch zugunsten der
K9AY aus.

Etwas anders sah es bei den asiatischen MW-Stationen aus. So konnte ich
z.B. HLAZ Korea, 1566 kHz nur auf der K9AY hören. Einfach das Signal von
County Sound "ausgeschaltet" und HLAZ war zu hören. Das ging mit keiner
der Beverage-Antennen (nun muß man aber dabei bedenken, daß keine
Antenne Richtung Asien vorhanden war, man nur über die Backbeams hören
konnte). Mit Phaser hätte es natürlich anders ausgesehen, aber mit den
"nackten" Beverages ging es nicht. Auf der K9AY hingegen kam HLAZ über
den Lautsprecher in fast-Ortssenderqualität.

Dies gilt ebenso für Family Radio aus Taiwan, 1557 kHz. Der Franzose
ließ sich einfach nicht ausblenden, das war mit der K9AY kein großes
Problem, dann ließ sich in dem verbleibenden Gemansche ab und an Family
Radio aufnehmen. Wilhelm hat es dann mit Phaser probiert und konnte dann
Family Radio noch einen Hauch besser hören als ich mit der K9AY.

Ein anderer interessanter Fall war 1314 kHz. Dort konnte ich auf der
K9AY zwischen Italien und Norwegen hin- und herschalten. Auf den
Beverages keine Spur von Italien! Auch hier hätte erst ein Phaser wieder
weitergeholfen.

Auf 675 kHz ließ sich Tien FM besser mit der K9AY wegblenden als mit den
Beverages, darunter war dann je nach Tageszeit Norwegen oder eine
arabische Station hörbar. Leider ließ sich der Araber nicht
identifizieren, immer zur ID fadete er weg. Möglich, daß es Palästina
war, wahrscheinlicher ist aber Libyen. Mauno, was hörst Du denn da?

Für die MW läßt sich also sagen, daß auf den europäischen 9
kHz-Frequenzen die K9AY die bessere Antenne ist, einfach weil dort die
Nierencharakteristik besser ist als die Keulencharakteristik der
Beverages. Sicher, mit Hilfe eines Phasers läßt sich auch das bei den
Beverages kompensieren, aber das ist im Vergleich zur K9AY ein Gefummel
und man ist längst nicht so schnell wie mit der K9AY.

Tagesempfang war meistens auf der K9AY besser als auf den Beverages, das
hatte ich nicht erwartet. So kam etwa R. Bloemendaal auf 1116 kHz um
1340 UTC besser auf der K9AY als auf allen Beverage-Antennen. Auch die
diversen Engländer gingen auf der K9AY besser (z.B. Fresh AM 936 kHz,
auf der K9 keine Spur mehr von Bremen)

Bei Nordamerikastationen ist die Beverage vorzuziehen. Obwohl mich auch
dort die K9AY beeindruckt hat, eine kleine Antenne auf einer Fläche von
unter 8x8 m ist nur geringfügig schlechter als diese riesigen 300
Meter-Monster, die ein ganzes Feld bedecken.

Zur Kurzwelle: Ich hatte vermutet, daß die K9AY zumindestens im 90 und
60 m-Band noch eine gewisse Richtwirkung zeigt. Dem ist nicht so, selbst
auf 90m ist die Antenne praktisch ein Rundstrahler. Gute Signale,
geringes Grundrauschen, wieder deutlich besser als der Krach den die
Langdrähte liefern. Aber praktisch immer war die entsprechende
Beverage-Antenne besser. Mit der 180° Antenne Afrika auf 90m zu hören
ist einfach umwerfend. Um 1700 UTC kam z.B. Mosambik auf 3210,05 und
Malawi 3380 kHz wie die Ortssender. (Kleine Frage: Auf 3390 war eine
Station bis s/off um 1745 UTC hörbar, die das BBC-Programm "Focus on
Africa" übertrug. Wer ist denn das? Meyerton?)

Dies war auch mit der K9AY zu hören, aber nicht in dieser
beeindruckenden Klarheit. Interessant auch, wenn auf einer Frequenz zwei
Stationen hörbar waren. Einmal auf 11955 kHz ein chinesisches Programm
und Angola. Mit der Afrika-Antenne war nichts mehr vom Chinesen über,
Angola einwandfrei lesbar. Das konnte die K9AY natürlich nicht, da gabs
nur Mischmasch beider Sender.

Und so geht es weiter. AFRTS Hawaii auf 10320 kHz mit der 0° Antenne:
Das war ganz solides O=4, mit der K9AY vielleicht O=3 und die Langdrähte
O=2.

Erst auf den ganz hohen Frequenzen änderte sich das Bild zugunsten der
K9AY, auf 25870 kHz ging WJFP besser auf der Loop denn auf der Beverage
Richtung USA. VNG auf 16000 kHz kam wiederum auf einer Beverage besser.


Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die K9AY eine hervorragende Antenne
ist, in jedem Fall besser als ein Langdraht. Aber bei Nordamerikaempfang
muß sie sich mit dem zweiten Platz begnügen. Nur: Wer von uns hat schon
die Möglichkeit, 300m lange Beverage-Antennen Richtung USA aufzubauen?
Das geht ja nicht einmal auf Camps. Und ich bin mir ziemlich sicher, daß
eine K9AY das, was so auf Camps gemeinhin als "Beverage" aufgebaut wird,
nämlich möglichst viel Draht auf der Erde ausgerollt mit Sicherheit in
den Schatten stellt.  Wer über ein kleines Gartengrundstück verfügt,
sollte sich einmal mit dieser Antenne auseinandersetzen. Ich denke, es
gibt wohl keine Antenne, die auf so kleinem Raum derartig gute
Ergebnisse bringt.

Tschüß,
Martin


PS: Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und mal zu Wilhelm fahren
möchte: Seine Anschrift ist Wilhelm Herbst, Husbyvej 183, DK-9690
Fjerritslev. Tel. 00 45-98 21 51 91.

Ich werde jetzt noch schnell drei Audiofiles herstellen, die das Hin-und
Herschalten der K9AY demonstrieren. Zum einen 207 kHz, DLF und Island.
Dann 675 kHz, Norwegen und Niederlande und 1314 kHz Italien und
Norwegen. Wer Interesse hat, dem schicke ich die Files zu. (Jedes wird
so etwa 90 Sekunden dauern, d.h. etwa 180 kB als Realaudio)


----------------------------------------------------------------------
Diese Mail wurde ueber die A-DX Mailing-Liste gesendet.
Sponsored by ELITAS Enterprises http://www.elitas.com
und Christoph Ratzer http://www.ratzer.at