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[A-DX] DAB



Moin Moin,

Dies steht heute auf heise.de, ich war eigentlich der Meinung, daß DAB
mausetot sei. Und DAB assoziiere ich auch immer noch mit Bier und nicht
mit Radio :-)


Unklare Zukunft für Digital-Radio

Seit mehr als zehn Jahren diskutiert die deutsche Rundfunkbranche über
die Einführung des digitalen Radios DAB (Digital Audio Broadcast). Doch
auch nach einigen teilweise in den Regelbetrieb überführten
Pilotprojekten in mehreren Bundesländern steht hinter der Zukunft von
DAB noch immer ein großes Fragezeichen. Eine Fachtagung in Darmstadt
illustrierte am Freitag das Dilemma, in dem Radiosender und
Gerätehersteller stecken.

Eines der Hauptprobleme: Keiner der Experten kann sagen, was genau das
digitale Radio dem Hörer eigentlich außer Musikklang in CD-Qualität
bieten kann, zumal Studien zufolge die meisten Hörer den Unterschied gar
nicht wahrnehmen. DAB-Befürworter führen stets den so genannten
Zusatznutzen ins Feld, den die digitale Technik ermöglicht, weil das
terrestrisch verbreitete digitale Radioprogramm weniger Platz im Kanal
benötigt. Dadurch ist Raum frei für zusätzliche Informationen wie Titel
der gespielten Musikstücke, Wetterbericht oder Staumeldungen. Doch es
weiß auch noch niemand genau, welche dieser Angebote der Radiohörer, das
unbekannte Wesen, gern nutzen würde.

Zudem haben Internet und WAP-Handys das DAB-Radio inzwischen teilweise
überholt. Sie bieten schon heute Informationen und Serviceleistungen,
die auch DAB für Otto Normalradiohörer attraktiv machen sollen. Wie ein
DAB-Radio aussehen müsste, das alle heute technisch machbaren Angebote
wie Text- und Bildübertragung, Telefonieren, Internetzugang und
Speichermedium als Multifunktionsgerät in sich vereinen könnte, vermag
aber ebenfalls niemand zu sagen. Dennoch werden seit Jahren zweistellige
Millionenbeträge in den Aufbau eines digitalen Sendernetzes investiert –
bezahlt zu einem großen Teil aus den Rundfunkgebühren.

Dass der digitale Hörfunk den analogen einmal ablösen wird, steht für
die meisten Experten fest. Der Chefingenieur der Deutschen Welle, Peter
Senger, schätzt, dass es in etwa zehn Jahren keinen analogen UKW-Hörfunk
mehr geben wird. Solange aber der Radiohörer nicht weiß, warum er sich
für mehrere hundert Mark ein Digitalradio kaufen soll, will wegen der
hohen Entwicklungs- und Produktionskosten keiner der Gerätehersteller
das Risiko eingehen, DAB-Radios in großer Stückzahl herzustellen. Und
solange es kein preiswertes Geräteangebot auf dem Markt gibt, machen die
Radiosender keine Werbung für die neue Technik. Somit entsteht auch
keine Nachfrage. Radiosender und Industrie sollten sich endlich auf eine
gemeinsame Aktion verständigen, forderte der Geschäftsführer der
Bayerische Medien Technik GmbH, Helwin Lesch.

Nach Angaben von Rüdiger Malfeld, der sich als Sendeleiter im
Westdeutschen Rundfunk (WDR) mit Digitalradio beschäftigt, besitzen in
ganz Deutschland erst wenige tausend Menschen die neuen Geräte. Die
digitalen Pilotprogramme, die der WDR bereits heute ausstrahlt, laufen
daher mehr oder weniger ins Leere. "Fragen Sie mal bei mir zu Hause, was
DAB ist – da kommen die Leute auf 'Dortmunder Actien- Brauerei' oder
'Direktanlage-Bank'." Solange Digitalradio noch nicht als Marke
etabliert sei, mache es keinen Sinn, viel Geld in eine Marketingkampagne
zu stecken, sagte Malfeld.

Ohne die Aussicht auf große Hörerzahlen und damit Werbekunden zögern
auch die privaten Radiosender, in die digitale Übertragung zu
investieren. "DAB bietet uns kurz- bis mittelfristig keine Aussicht auf
Refinanzierung oder gar Gewinne, sondern müsste über das Kerngeschäft
UKW quersubventioniert werden", sagte der Vertreter der kommerziellen
Anbieter auf dem Podium, Roland Hensle. "Deshalb bleibt für uns UKW auf
lange Sicht zentral in der Hörfunkübertragung."

Josef Trappel, Medien-Projektleiter beim Baseler Beratungsinstitut
Prognos, forderte die Privaten vehement auf, sich ein Konzept zur
Nutzung des digitalen Hörfunks zu überlegen. "Es herrscht ein Gefühl der
Orientierungslosigkeit in der Branche, das die strategische Planung
erschwert. Alle herkömmlichen Medien sehen sich von der Digitaltechnik
bedroht, aber niemand hat eine Strategie, wie man sich positionieren
sollte", kritisierte er. Wenn die Privaten nicht mitzögen, sei das
Digitalradio zum Scheitern verurteilt.

Um sich aus dem Dilemma herauszuwinden, hält Malfeld ein gestuftes
Verfahren für sinnvoll: Zunächst müsse das digitale Sendernetz Flächen
deckend ausgebaut sein, dann sollten sich die Beteiligten auf ein
gemeinsames Vorgehen abstimmen. Wenn bis dahin nicht Mobilfunk- und
Internetanbieter schneller sind und eigene Multifunktionsgeräte auf den
Markt bringen, könnte DAB noch eine Chance haben. (Nicola Prietze, dpa)
/ (jk/c't)



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Tschüß,
Martin


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