[A-DX] Log: 1510 kHz, Radio Naval, Equador.

Franz Süss
So Apr 7 00:16:58 CEST 2019


Hallo Christoph,

meine Behauptung stützt sich nicht auf Berechnungen, sondern auf eigene 
Beobachtungen. Sie stammen aus einer Zeit als es noch keine Rechner und auch 
keine sonstigen Tools gab, dafür hatte ich aber sehr viel mehr Zeit fürs 
Hobby, so dass ich jahrelang enorm viel Zeit vor dem Empfänger verbrachte. 
Dabei fiel mir auf, dass gewisse Regionen immer zur gleichen Zeit im Jahr 
besonders gut zu empfangen waren. Auch anhand des Logbuchs konnte ich 
feststellen, dass schwache, selten zu hörende Stationen fast auf den Tag 
genau in allen Jahren zu hören waren. Die Beobachtungen machte ich anfangs 
in den damals noch sehr lebendigen Tropenbänder, stellte anschließend aber 
fest, dass es für alle Bereiche zutraf. Für die MW insbesondere, da hier 
schwache, entfernte Stationen um so mehr auf sehr gute 
Ausbreitungsbedingungen angewiesen sind, um hörbar zu sein. Bei der Analyse 
der Regionen, die zu einer bestimmten Zeit aus östlicher oder westlicher 
Richtung bevorzugt empfangbar waren, stellte ich auf einer Azimutkarte 
(natürlich aus Papier, ns6t.net gab es damals noch nicht) fest, dass diese 
Regionen in einer Richtung lagen, die einen 90° Winkel mit der 
Tag/Nacht-Linie bildeten bzw. genau in entgegengesetzter Richtung zur 
Sonnenposition lagen. Grey line DX war mir damals schon bekannt, aber es 
schien als biete auch die senkrechte Richtung auf die grey line besonders 
gute Ausbreitungsbedingungen. Diese Richtung ist eigentlich die Richtung des 
Sonnenwindes zum entsprechenden Zeitpunkt. Ich kenne die physikalischen 
Vorgänge nicht, welche die sehr guten Ausbreitungsbedingungen bedingen, aber 
möglicherweise bilden sich entlang der Richtung, in der die 
Sonnenwind-Teilchen die Ionosphäre durchströmen, gerichtete Schichten, die 
eine besonders dämpfungsarme Ausbreitung ermöglichen.

Zur Winter-Sonnenwende sind die beiden bevorzugten Richtungen 66,5° und 
293,5°, zur Sommer-Sonnenwende 113,5° und 246,5° und zur Tag-Nacht-Gleiche 
im März und September 90° bzw. 270°. Dazwischen ändert sich die Richtung um 
ca. 15 Winkelminuten pro Tag, so dass man keine besonderen Tools braucht um 
die Richtung zu errechnen. Aber vielleicht hat ja schon jemand ein Stück 
Software dafür geschrieben, die das genauer, schneller und komfortabler 
errechnet und vielleicht auch gleich aus Sicht des eigenen QTH visualisiert. 
Wenn nicht, dann entwickle ich eine wenn ich in Rente bin ;-)
Die grobe Richtung kennt eigentlich jeder MW-Fan: Um die Jahreswende 
Nordamerika, danach Karibik/Zentralamerika und ab dem Frühjahr dann 
Südamerika. In der anderen Richtung (Asien) das gleiche Spiel.

Vielleicht kannst Du und andere Listenteilnehmer anhand der Logs bestätigen, 
dass rare Stationen etwa immer zur gleichen Jahreszeit zu hören oder 
besonders gut zu hören sind. Du schreibst ja auch zu Deinem schönen Radio 
Naval Log:

> Grundsätzlich faszinierend ist aber das Sender wie Radio Naval oft nur für 
> ein paar Tage im Jahr zu hören sind

Vermutlich sind es diese Tage Ende März/Anfang April, wenn die bevorzugte 
Empfangsrichtung zwischen 270° und 275° liegt, also die Richtung in der 
Ecuador aus mitteleuropäischer Sicht liegt. In Salzburg wird es ein bisschen 
anders sein als in Hamburg.

Aber alle Theorie ist grau, helfen tut nur eines: Hören, Hören, Hören. Dann 
landen auch die raren Leckerbissen im Netz :-)

Vy 73s
Franz




----- Original Message ----- 
From: "Christoph Ratzer" <>
Sent: Saturday, April 06, 2019 10:10 AM
Subject: Re: [A-DX] Log: 1510 kHz, Radio Naval, Equador.


> Es ist die Richtung, die senkrecht auf die Tag/Nacht-Linie aus Sicht des 
> eigenen QTH liegt, die besonders gut geht. Im Moment sind es 273°, aber es 
> verschiebt sich ca. alle 4 Tage um einen Grad gegen den Uhrzeigersinn.

Danke Franz,

damit habe ich mich noch nicht beschäftigt gehabt, welche Quelle nutzt du 
für die Berechnung?

Ich verwende die Tools auf 
https://www.sunearthtools.com/dp/tools/pos_sun.php?lang=de - die vieles sehr 
schön darstellen, aber selbst dort bräuchte man eine Woche Zeit um die 
Abläufe genau zu verstehen und die Tools richtig zu interpretieren.

73 Christoph

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