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Re: [A-DX] Repressionen


  • Subject: Re: [A-DX] Repressionen
  • From: Wolfgang Thiele <thiele@xxxxxxx>
  • Date: Wed, 15 Jul 2009 13:20:27 +0200

Name gelöscht schrieb:

Irgendwie machst Du Dir völlig falsche Vorstellungen vom Rundfunk der DDR. Das war doch nicht wie der Rundfunk aus Pjöngjang! Und sowohl die Radiosendungen haben wir auch hier im Westen gehört, wie auch jeder verkaufte Farbfernseher hier im Grenzgebiet PAL und Secam konnte. Wofür wohl brauchte man hier Secam?

[...]

Wenn ich das richtig erinnere waren die Secam-fähigen Geräte ein wenig teurer als die Nur-Pal-Empfänger. In den Versandhauskatalogen wurden diese Apparate extra mit dem Hinweis auf DDR-Fernsehen beworben.

Ein Sommer Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger im Freibad: Aus Dutzenden mitgebrachter Kofferradios von uns Teenies dröhnte dann das Pausenzeichen des Soldatensenders, das Bamm-Bamm, Bammbamm Bamm! und dann dessen Popmusik. Das hörte jeder, wirklich jeder Jugendliche hier. Oder glaubst Du, wir hätten als Vierzehnjährige das parallel laufende NDR-Programm gehört? "... und grüßen wir ganz herzlich unsere liebe Omimi zu ihrem achtzigsten Geburtstag und wünschen uns das Lied "Schütt die Sorgen in ein Glaserl Wein!"" Und auch Sendungen wie DT64 (damals noch ein Programm, kein Sender) wurden durchaus gehört.

Und Fernsehen? Natürlich haben wir Montags "Professor Flimmerich" gesehen, die Erwachsenen Spielfilme. Es gab doch nicht nur den Schwarzen Kanal!

Ich habe als Kind in den 70er und frühen 80er Jahren mit meinen Eltern regelmäßig im Herbst Verwandte in Nord-Hessen, nicht weit von der innerdeutschen Grenze, besucht.

Diese Verwandten schauten eigentlich regelmäßig auch DDR-Fernsehen. Mein Onkel ließ sich z. B. die "Ost-Sportschau" nicht entgehen. Auch Unterhaltungssendungen waren durchaus beliebt, und zwar gerade deshalb, weil sie ein wenig traditioneller, man könnte auch sagen: altbackener daherkamen. Damit sprachen diese Programme die ältere Generation an, auch im Westen.

In besonderer Erinnerung sind mir die Nachrichtensendungen. Da wurde in den ersten Meldungen minutenlang über den erfolgreichen Ernteeinsatz in der DDR-Landwirtschaft berichtet (es war, wie gesagt, im Herbst), die Mähdrescher brausten über den Bildschirm und es wurden dazu die im Einsatz befindlichen Werktätigen der LPGs interviewt.

Vermutlich kann ich mich deswegen besonders an dieses Detail erinnern, weil im "West-Fernsehen" niemals über die Ernte berichtet wurde, jedenfalls nicht als Aufmacher in der Tagesschau.

Insgesamt dürfte der Einfluss des DDR-Fernsehens in der Bundesrepublik nicht groß gewesen sein, da die Programme nur im "Zonenrandgebiet" problemlos zu empfangen waren.

Während man im Westen große Anstrengungen unternahm, dass ARD und ZDF auch in der DDR möglichst flächendeckend empfangen werden konnten, dürfte das umgekehrt nicht der Fall gewesen sein.

Gruß
Wolfgang


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