[A-DX] AUT: UKW und DAB+

Herbert Meixner
Mi Sep 20 18:36:18 CEST 2017


http://www.horizont.at/home/news/detail/ukw-abzudrehen-ist-weg-der-lemminge-ueber-die-klippe.html?cHash=9bca69b99aa75e758d79eba9ea4a6476

„UKW abzudrehen ist Weg der Lemminge über die Klippe“
Verhärtete Fronten zwischen den heimischen Radiobetreibern zum Thema UKW 
vs. DAB+. Anbieter brauchen Wege, um Konsumenten auch in Zeiten von 
Spotify und Amazon anzulocken.

DAB+ vs. UKW – oder doch das Internet? Wie und wo die Zukunft des 
heimischen Radios erfolgreich stattfinden könne, darüber wurde am Panel 
„Digital vor der Tür - Wie sieht die Zukunft des Radios im dualen Markt 
aus?“ heiß diskutiert. Die Diskussion am ersten Tag der Österreichischen 
Medientage wurde von Andreas Kunigk (RTR) geleitet.

DAB+ nicht Antwort auf Herausforderungen

„Die Zeiten von Insellösungen sind vorbei“, sagte Ernst Swoboda, 
Vorsitzender des Verbandes Österreichischer Privatsender (VÖP). „Wir 
befinden uns schon sehr lange in einem Zeitalter, das durch 
technologische Entwicklungen bzw. Devices vorangetrieben wird.“ Swoboda 
glaubt an eine Dualität von UKW und DAB+, letzteres sei zum Beispiel 
eine gute Möglichkeit für jene, die keine Übertragungskapazitäten über 
UKW verfügen. „Man soll nur nicht den Fehler machen, DAB+ als die 
digitale Zukunft zu sehen und UKW abzudrehen, wie das jetzt in manchen 
Ländern gemacht wird. Das ist der Weg der Lemminge über die Klippe.“ Für 
Swoboda ist die digitale Zukunft des Radios online: „Wir müssen uns 
Gedanken machen über Angebote, was wir wo anbieten. Wir hören von 
Konsumenten immer öfter den Wunsch nach non-linearen Angeboten. Es geht 
darum, etwas zu skippen, etwas noch einmal zu hören, interaktiv mit den 
Angeboten zu kommunizieren und etwas unterbrechungsfrei zu hören. Für 
diese muss man Angebote schnitzen und DAB+ ist nicht die Antwort auf 
diese Herausforderungen.“

DAB+ hält nicht, was es verspricht

Auch für ORF-Radiochefin Monika Eigensperger ist DAB+ klar eine 
„Übergangstechnologie“: „Nirgendwo in Europa ist es ein durchschlagender 
Erfolg. In Großbritannien geht die Nutzung zurück, in Österreich wurden 
letztes Jahr nur vier Prozent DAB+-fähige Geräte verkauft.“ Gerade 
jüngere Menschen würden sehr viel Audio über das Smartphone konsumieren. 
„Die europäischen Medienhäuser stehen vor der Herausforderung, dass die 
Konsumenten Inhalte dort nutzen, wo es von der Usability, vom Spaßfaktor 
und von den Möglichkeiten her attraktiv für sie ist. Sie gehen dorthin, 
egal was wir machen. Wir müssen dort vertreten sein, wo die User sind, 
dürfen aber unseren teuer produzierten Content nicht verschenken,“ sagt 
sie. Selbstverständlich müsse man auch terrestrisch empfangbar bleiben – 
„aber das gibt es bereits, es ist UKW“, drückt es Eigensperger klar aus, 
denn: „Die DAB+Technologie hält nicht das, was sie verspricht.“

„Ignoranz und Arroganz“ der DAB+-Verweigerer

„Es schmerzt, zuzuhören, das Medienmacher es sich leisten können, mit 
Arroganz und Ignoranz das Thema DAB+ wegwischen zu können. Das geht an 
den Bedürfnissen der Menschen völlig vorbei“, drückt es Matthias 
Gerwinat, Geschäftsführer des Vereins Digitalrdio als Antwort darauf 
drastisch aus. Allen voran der ORF „wagt sich lieber mit einem kleinen 
Segelboot in den Atlantik und will mit dem Big Five konkurrieren, als 
sich hier im Binnensee mit dem terrestrisches Radio 
auseinanderzusetzen.“ Dabei biete das Digitalradio so viele 
Möglichkeiten: „Wir sollten uns Zeit nehmen, in Ruhe zu schauen, welche 
Interessen und Bedürfnisse die Menschen haben, die Radio bezahlen. Wir 
sollten Content machen, der gehört werden will. Dabei ist DAB+ der 
richtige Weg. Jeden Tag verlieren sie Marktanteile, wenn sie nicht in 
DAB+ investieren“, sagte er in Richtung DAB+-Verweigerer.

Entspannterer Zugang notwendig

ORS-Geschäftsführer Michael Wagenhofer plädiert für einen „entspannteren 
Zugang zum Thema“. Er will die Nutzer über die Ausspielungstechnologie 
entscheiden lassen, „so wie es damals bei MKW und UKW auch war.“ Dazu 
wünsche er sich auch von der Regierung bzw. den Regulatoren eine klarere 
Vorgabe zu dem Thema, ohne diese Entscheidung sei „jeder in seine Ecke 
gezwungen, denn momentan gibt nur glühende DAB-Verfechter und -Gegner.“ 
Für ihn ist klar, dass es einen „qualitätsgesicherten infrastrukturweg“ 
brauche - „das kann man nicht dem Internet überlassen“. Nach Wagenhofers 
Meinung ist das auch in den kommenden 20 Jahren UKW, mit DAB+ als 
Ergänzungsmodell.

[Veronika Höflehner]