[A-DX] Reuter RDR52 - erste Eindrücke
Ralph Menn via groups.ioSamstag, 09. April 2022, 11:30 Uhr
Hallo zusammen, Bereits im letzten Dezember waren erste Exemplare des "kleinen" Reuter -Empfängers im Umlauf. Bedingt durch die Chip-Krise konnte meine Bestellung erst jetzt ausgeliefert werden. Reuter versicherte mir für die nächsten Geräte kurze Lieferzeiten. Ich will kurz berichten, was von dem Empfänger zu erwarten ist. Das erste Anheben des RDR52 aus der Verpackung verblüfft. So leicht kann man heute also einen guten Empfänger bauen. Bei den Abmessungen des etwa ziegelsteingroßen Gerätes und dem Anblick der seitlichen Profilrippen denkt man an etwas mehr – nun sagen wir mal Masse. Dennoch ist das Gehäuse absolut verwindungssteif und wirkt wertig. Das Finish ist – Reuter typisch – makellos. Auffälligstes optisches Merkmal dieses Reuter Gerätes sind die zwei Drehknöpfe auf der Front. Ein richtiger Lautstärkesteller mit weicher Rastung– endlich- und ein passabler Knopf zum Tuning und zum Einstellen der diversen Betriebsparameter. Auf der Rückseite präsentieren sich zum ersten Mal BNC-Buchsen für die Antennen. Das wird nicht jedem gefallen, für mich stellt es ein Fortschritt dar, weil ich weniger Adapter benutzen muß. Auch hat Reuter in der vorliegenden Version zwei getrennte Antenneneingänge verwendet, so kann ich eine UKW/DAB+ und die AM-Antenne gleichzeitig anschließen. Das ist nicht nur sehr praktisch, sondern paßt auch sehr gut zu unterschiedlichen Einsatzzwecken (stationär, portabel, Reise). Grundsätzlich muß die Frage beantwortet werden, ob wir es hier mit einem RDR Pocket in einem sehr stabilen Aluminiumgehäuse zu tun haben, oder mit einem kleinen abgespeckten RDR 55. Von der Optik her tendiert man zunächst zum 55er, wenn man den Empfänger auf seinen aufgestellten Füßen vor sich stehen hat. Als Spannungsversorgung hat Reuter 12V DC gewählt, per Hohlstecker schließe ich den kleinen Empfänger an einer passenden Powerstation an. Die Spannung selbst ist nicht kritisch, von 9-15V arbeitet der RDR52 mit identischer Performance - Respekt. Ein Druck auf den beleuchteten Ein/Aus-Schalter aktiviert das Gerät, nach wenigen Sekunden zeigt sich auf dem 4.3 Zoll großen Display die gewohnte Bedienoberfläche mit dem Spektrum. Seit über 10 Jahren benutze ich nun die Reuter-Empfänger, ich fühle mich also mit der Bedienung vertraut. Jedes Gerät brachte kleine Neuerungen und Verbesserungen mit sich, der Hersteller hört sich Kunden-Feedback genau an und versucht, Wünsche und Ideen nach Möglichkeit umzusetzen. Der Lautstärkesteller erlaubt erstmals die Zweihandbedienung des Gerätes. Das geht schnell und präzise, der Steller hat bei leichtem Druck einen haptisches Feedback und man kann im Display sehen, daß zwischen Einstellung der Lautstärke für Lautsprecher und Kopfhörer hin- und hergeschaltet wird. Wie immer kann die Lautstärke für beide Ausgaben (Kopfhörer, Lautsprecher) unterschiedlich eingestellt werden. Per Bluetooth können Kopfhörer oder Soundbars angeschlossen werden. Leider merkt sich der Empfänger die Einstellungen nicht, so muß jedes Mal neu gekoppelt werden. Reuter arbeitet daran …. Die Firmware wird auch per BT geändert, eine entsprechende Companion-Software kommt auf einen USB-Stick mit dem Gerät. Bei der Umschaltung der Lautstärke offenbart sich ein kleines Manko: der 52er ist so leicht, daß ich ihn auf seinen Gummifüßen ein wenig nach hinten drücke oder verschiebe. Auch ein RG 58-Kabel schiebt das Gerät, nicht etwa umgekehrt. Hier kann Reuter bestimmt eine Lösung finden, andere Gummi- oder Silikonpads etwa. Ich habe mir mit einer kleinen rutschfesten Matte aus dem Autozubehörhandel beholfen. Rechts am Display in Höhe der Rauschlinie sehe ich einen kleinen gelben Punkt, der beim Umschalten zwischen Antennen die entsprechende Wert der Rauschlinie anzeigt. Zwischen der Ober- und Untergrenze des Displaylevels gelegen, kann ich so schnell zuordnen, wie hoch der Wert in etwa ist. Eine kleine schnelle Hilfe bei der Signalbeurteilung. Berühre ich ein Eingabefeld, um eine der vielen Empfangsparameter anzupassen, erscheint dieses Feld jetzt durch eine Lupenfunktion vergrößert. Bei dem 4.3 Zoll Display ist das sinnvoll. Neben all den diversen Einstellmöglichkeiten für die AM-Bereiche und Demodulatoren, ist mir positiv besonders die automatischen Notch-Funktion aufgefallen. Dieses ist ein neues Feature und soll später auch im RDR Pocket realisiert werden. Ich kann mit dieser Funktion einen Frequenzbereich von 40 bis 960kHz aus dem Spektrum an beliebiger Position herausschneiden, bisher von Hand. Die jetzt implementierte Automatik sucht sich die höchste Linie und Dynamik und setzt das Filter darauf. Ein 5kHz HET, den ich bei Einstellung +- 5100 kHz auf einer Seite des Spektrums sehe, verstummt sofort. Die Reaktionszeit ist so schnell, daß die Automatik es sogar schafft, den Jammer auf der Frequenz 6085kHz, der abwechselnd Morsecode und Frequenztreppen sendet, zu einem hohen Maß zu unterdrücken. Der Morsecode wird immer sofort erkannt, auch wenn er im Sekundentakt zwischen den Seitenbändern springt! Bei der Frequenztreppe liegt die Sache auch mal daneben, dennoch ist die die einzige mir bekannte Methode, diesem Ärgernis beizukommen. Keiner meiner weiteren Empfänger schafft das auch nur ansatzweise, wenn ich nicht permanent manuell nachregele. Kann hier jemand zusätzliche Angaben machen ? Einen ICOM 9000 ode 9500 habe ich nicht, die sollen das können. Stimmt's? Ist also alles besser ? Nicht ganz. Das von Reuter verwendete Display ist ein wenig gelbstichig, wenn man einen RDR Pocket direkt danebenlegt, sieht man es sofort. Sagen wir der „tint“ ist wärmer. Es hat eine sehr weite Blickwinkelstabilität, ist aber auch einen Tick unschärfer als die Pocket-Variante. Bei einer Verwendung im Freien fällt auch die etwas geringere maximale Helligkeit und Kontrast auf. Das kann für den einen kaufentscheidend sein, für den anderen User nicht. In meinem RDR52 ist die HighRes Audiokarte verbaut, die einen hinteren LINE-Ausgang per 3.5mm Klinkenstecker zur Verfügung stellt. Bei einem Hörvergleich mit dem RDR55 an meiner Referenz-Audiowiedergabekette zeigte sich dann doch, daß der RDR52 klanglich näher am Pocket liegt als am 55er, Reuter bestätigt dies einer kurzen E-Mail. Dennoch ist der gegebene Sound für die Ansteuerung eines amplified Speaker z.B. Bose Soundlink oder Sony SBX-300 mehr als ausreichend. An der Front ist immer der übliche KH-Ausgang verbaut. Der Sound des Gerätes mit den eingebauten Lautsprechern ist durchaus raumfüllend, allerdings fehlen Bässe, was besonders bei UKW auffällt. Hier wäre der Einsatz eines Passivmembran-Lautsprechers für die tiefen Frequenzen wünschenswert gewesen, vielleicht kann Reuter dies noch implementieren, Platz im Gerät ist nach hinten vorhanden. Die Empfangsleistungen des Gerätes sind denen der beiden anderen Reuter Empfänger ebenbürtig, auch hier bestimmen eher die externen Faktoren, die Antennengröße und -art etc. die Empfangsleistungen, nicht aber das Gerät. Breitbandspektrum und den 1dB step (0-31dB) Abschwächer kannte ich schon aus dem RDR55. Toll, daß man so etwas jetzt auch in dieser Preisklasse haben kann. UKW und DAB+ Empfang sind einmalig in dieser Klasse, besonders hier im Dreiländereck F-D-Lux. Hier allerdings soll das weniger ein Thema sein. Soweit meine grundsätzliche Einschätzung des Gerätes nach einer Woche Betrieb. Ist es nun ein RDR Pocket mit Gehäuse oder der kleine 55er? Jeder möge selbst entscheiden. Was mir persönlich fehlt, ist: der Akku! So wollte ich den 52er schnell mal eben auf dem Balkon unter Tageslicht testen und …. Für den Urlaub braucht's dann halt noch einen kleinen Batteriepack dazu. Auch kein Beinbruch. Ich sehe mich schon an meiner Sommerlokation, den RDR52 auf dem Tisch, Langdraht-Antenne dran und eine kleine BNC-Teleskopantenne für den Verkehrsfunk auf UKW oder das Frühstücksradio. Praktisch ohne Ende ! Schönes Wochenende, 73 Ralph