Re: [A-DX] Welle 370 Radiotag 3. Sonntag im Monat ==> "Herzogstand"

Roger Thauer
Sonntag, 19. Juni 2022, 15:10 Uhr


Am 19.06.2022 um 13:55 schrieb roger-w7-32bit:
> Welle 370 Radiotag    3. Sonntag im Monat


Es wurde gerade eine alte Meldung von vor 100 Jahren vorgelesenen.
Diese bezog sich auf den alten Längstwellen-Sender am Herzogstand:

Hintergrund:

https://de.wikipedia.org/wiki/Funkstation_am_Herzogstand

Der Bau der Bergantenne

Da die Kosten für die Masten einer Großstation für die Firma 
unerschwinglich waren, sollte die Antennenanlage in den Bergen 
aufgehängt werden. Der 1735 m hohe Herzogstand zwischen Kochelsee und 
Walchensee in den Bayerischen Alpen schien aus mehreren Gründen 
besonders geeignet: Der Gipfel ist ganzjährig zugänglich, am 
Stationsplatz war ausreichend Trinkwasser und Kühlwasser vorhanden und 
das nahe gelegene Walchenseekraftwerk versprach eine sichere, 
kostengünstige Energieversorgung.

Für die beabsichtigte Bauart der Antenne gab es keine Erfahrungen. Als 
freie Spannweite ergab sich eine Entfernung von über 2,5 km, bei einem 
Höhenunterschied von 800 m. Um eine ausreichende Höhe der Antenne über 
Grund zu erreichen, sollte das Seil am unteren Aufhängepunkt waagrecht 
auflaufen, was eine enorme Spannung des Seiles erforderte. Aufgrund der 
zusätzlich zu erwartenden Belastung durch Wind, aber auch durch Schnee 
und Eis kam nur Stahldraht höchster Festigkeit in Frage.

Ein erstes dünnes Stahlseil wurde im Sommer 1920 gespannt. 
Abstrahlungsmessungen ergaben bei Wellenlängen von 12,6 km und 9,7 km im 
Vergleich zur Großfunkstelle Nauen die 1,3-fache Strahlung bzw. die 
1,6-fache im Vergleich zum Überseesender Eilvese.

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Ionosphärenforschung

Nachdem Funkamateure Mitte der 1920er Jahre nachgewiesen hatten, dass 
sich Kurzwellen viel besser für den weltweiten Funkverkehr eignen als 
die Längstwellen, wurden die Anlagen nicht mehr für den Funkverkehr 
benötigt. Sie wurden ab 1930 dem Physikalischen Institut der Technischen 
Hochschule München für Forschungsarbeiten zur Verfügung gestellt. Unter 
der Leitung von Jonathan Zenneck entstand hier die erste deutsche 
Ionosphärenforschungs-Station. Zennecks Assistent Georg Goubau nutzte 
außerhalb seiner Programmzeiten den Münchener Rundfunksender für die 
Sendung kurzer Zeichen (Impulse) auf Mittelwelle. Die Echosignale wurden 
zunächst in wenigen km Entfernung in Kochel, dann an der Station selbst 
registriert. Später wurden, insbesondere von Walter Dieminger 
Impuls-Sendungen mit eigenen Sendern durchgeführt, die auch in größeren 
Entfernungen empfangen wurden. Dafür wurden eigene Antennen errichtet; 
die Bergantenne wurde 1934 abgebaut. Kochel-Berlin war die erste 
Impuls-Fernverbindung, mit der Rudolf Eyfrig Aufschlüsse über die 
verschiedenen Ausbreitungswege der Kurzwellen zwischen Ionosphäre und 
Erde ermittelte. Eine Sende-Empfangs-Anlage mit variabler Frequenz wurde 
von Georg Goubau und Theo Netzer erstellt, ab 1937 in Betrieb genommen 
und bis 1946 durchlaufend betrieben. Die Ergebnisse vermittelten ein 
Bild der Dichte freier Elektronen in Abhängigkeit von der Höhe, das für 
die Vorhersage der Ausbreitungs-Bedingungen hilfreich wurde.






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