Re: [A-DX] Michael Schnitzer

Christoph Ratzer
Freitag, 01. Juli 2022, 19:37 Uhr


Michael, da du jetzt nicht mehr hier bist darf ich einen wunderschönen Beitrag von dir in unserer A-DX Gruppe vom April 2003 als Andenken nochmals wiederholen.



LA-DX und Schlafbedürfnis

Ich möchte mich diesem komplexen und hoch sensiblen Thema wissenschaftlich
nähern. Folgende singulär oder auch kohärent auftretende Faktoren sind in
die engere Betrachtung zu ziehen:


1. LA-DX-begünstigende Lebensbedingungen

ich empfehle die uneingeschränkte Vermehrung! Wer Kinder hat, weiß den
Mittagsschlaf zu schätzen, eine Zeit, in der ein professioneller DXer
sowieso nichts auf der KW zu suchen hat. Kinder sind prinzipiell nachtaktiv,
den Fledermäusen nicht unähnlich. Die des Nachts von den Kindern erzeugten
NF-Frequenzen können sich - wiederum den Fledermäusen nicht unähnlich -
durchaus dem Ultraschallbereich nähern und fördern die Bereitschaft des in
der Vaterschaft befindlichen DXers zur nächtlichen Ausübung seines Hobbys.


2. biologische Basisbedürfnisse

Es ist ja nun mal nicht zu leugnen, dass die Blase insbesondere des älteren
Herrn zu schwächeln beginnt. Was spricht dagegen, nach Entleerung derselben
den Shack aufzusuchen und Radio Quillabamba zu hören? Das hält jung und
frischt den VHS-Kurs "Spanisch für Hausfrauen" auf!


3. psychische Befindlichkeiten

günstig und hilfreich für nächtliches DX sind Schlafstörungen jeglicher Art.
Für den Rest der Menschheit eine Qual, für den LA-Freak meist ein Segen! Wer
unbedingt zwischen 2 und 4 Uhr nachts an der Kiste hocken will, sollte sich
schleunigst eine Depression zulegen. Hilft immer. Tipp: hohe Verschuldung,
Scheidung, Mobbing!


4. elektrisierende Highlights

Wer als erster Europäer eine neue Station aus dem peruanischen Andenhochland
entdeckt, denkt nicht an Schlaf! Allein der Gedanke, von Glenn Hauser als
"first logged by ..." erwähnt zu werden, elektrisiert total und vertreibt
erfolgreich das natürliche Schlafbedürfnis.


5. nächtliche Anrufe

Von Vorteil ist ein schichtarbeitender Hobbyfreund. Dieser hat in der Regel
ein gutes Feeling für exaktes Timing und ruft auch verlässlich um halb fünf
an, wenn Radio Mam aus Guatemala zu hören ist. Meinem von der Nachtschicht
heimgekehrten Hobbykollegen bin ich heute noch dankbar, dass er per
telefonischen Weckruf nicht nur mir, sondern meiner ganzen Familie vor
einigen Jahren dieses einmalige DX-Erlebnis zu früher Morgenstunde
ermöglichte.


6. entlastender Bürodialog

Immer wieder erfrischend ist der morgendliche Kaffee im Büro. Mit der
Dienstanweisung "Frau Müller, kochen Sie mir heute einen besonders starken
Kaffee" sorgt der DXer für allgemeines Verständnis. Eine einfühlsame
Reaktion bleibt meist nicht aus: "Gell, Herr Meier, haben'S heut Nacht
wieder Radio Mam gehört!"


Michael Schnitzer


Machs gut Michael.

73 Christoph

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