Re: [A-DX] ‘Gruß und Kuss’ / Ungarischer Rundfunk

Dietrich Hommel
Montag, 24. Oktober 2022, 11:27 Uhr


Hallo,

das ist richtig. Auch Ungarn und damit Radio Budapest waren natürlich
Teil der kommunistischen Welt und mußte Parteipropaganda betreiben. Aber
im Gegensatz zu Radio Prag, Radio Sofia oder Radio Moskau waren die
deutschprachigen Programme doch wesentlich weltoffener und liberaler.
Radio Budapest war ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass sich die
kommunistische Welt vielleicht doch irgendwann mal ändern würde. Mit
Michail Gorbatschow wurde dann erstmals ein liberaler Reformer
Generalsekretär in Moskau und die Träume gingen wirklich in Erfüllung,
der Kommunismus in Europa endete. Radio Budapest war der liberalste
Sender, "die lustigste Baracke im (Ost-) Block", dann kam Radio Polonia.
Die Programme von Radio Polonia waren auch schon vor Solidarnosc im
Gegensatz zu den anderen Ostblock-Sendern relativ liberal.

vy 73, Dietrich



Am 22.10.2022 um 17:24 schrieb Roger Thauer:
>
> Zur Parteipropaganda gehörte innerhalb des ’Ungarischen Rundfunks’ die
> Arbeit der
> Chefredaktion der Auslandsprogramme. Das Ziel war, in verschiedenen
> Sprachen die
> Informationen des ungarischen Staates, der Partei, ins Ausland zu
> schicken, um sich
> am Propagandakrieg des Kalten Krieges zu beteiligen. Es gab ein
> deutschsprachiges
> Programm, das für die Weiterleitung dieser Inhalte zuständig war.
> ‘Radio Budapest’
> verfertigte Sendungen von politischer Wichtigkeit für alle fünf
> Kontinente auf KW
> (Kurzwelle).  Die  Ziele  lauteten  folgenderweise:  „die Sendungen 
> helfen  die
> außenpolitischen und emigrationspolitischen Ziele der Ungarischen
> Volksrepublik zu
> verwirklichen.  Darüber  hinaus  haben  sie  die  Aufgabe,  die
> ausländische  politische
> Öffentlichkeit direkt zu beeinflussen.”  Die Sendungen wurden zentral
> gelenkt, die
> Inhalte  stellte  die  Nachrichtenredaktion  zusammen  und  diese
> wurden  in  die
> entsprechende  Sprache  übersetzt.  Die  einzelnen
> Sprachgruppen-Redaktionen
> arbeiteten  kaum  selbstständig.  Innerhalb  der deutschsprachigen 
> Gruppe  gab  es  eine
> Trennung  zwischen  dem  deutschen  und  dem  österreichischen
> Gebiet.  Ihre  Aufgabe
> war es, ein Ungarn-Bild zu vermitteln, das das Land nach den Vorgaben
> der Partei
> vorstellte.  Die  Chefredaktion  hieß  am  Anfang  Fremdsprachige
> Agitations-  und
> Propaganda  Hauptabteilung  und  war  direkt  dem stellvertretenden 
> Intendanten
> untergeordnet.   Die  Journalisten,  die  hier  arbeiteten, sollten 
> neben
> Sprachkenntnissen  politisch  zuverlässig  sein.  Sie  mussten auch 
> journalistisch
> vielseitig  ausgebildet  und  in  vielen  Themen  und  Formaten
> bewandert  sein.  Diese
> Sendungen,  da  sie  das  Ausland  als  Zielpublikum  hatten, standen 
> unter  starker
> Kontrolle.  Zu  den  wichtigsten  Redaktionen  gehörte  die ‘Deutsche 
> Redaktion’,  die
> zum Beispiel 1978 mehr als ein Drittel der Briefe von der
> Chefredaktion bekam.
> Eine besondere Aufgabe innerhalb der ‘Deutschen Redaktion’ war die
> Produktion der
> Sendung  ‘Gruß  und  Kuss’,  die  im  Frühling  1960  auf Sendung
> ging  und  ein
> besonderes Ziel verfolgte. Sie sollte die Kontaktaufnahme zwischen den
> aus Ungarn
> vertriebenen  und  in  Ungarn  verbliebenen  Deutschen gewährleisten. 
> Die  Sendung
> wurde auf LW ins Ausland und auf MW im Inland ausgestrahlt. So konnten
> sowohl
> die  hiesigen  Familien  mit  ihren  Verwandten  in  der  BRD oder 
> in  Österreich
> Informationen austauschen, als auch umgekehrt.
>
>
> "LW" ?    Vermutlich "KW" - Kurzwelle.....
>
>
>
> roger
>
>
> 
>
>