[A-DX] A: Vor 90 Jahren im Äther

Paul Gager
Montag, 12. Februar 2024, 13:39 Uhr


12. 02. 2024 Servus
Für Geschichtsinteressierte:

https://topos.orf.at/februaraufstaende-buergerkrieg100
[stark gekürzt]

Vor genau 90 Jahren stellte der Bürgerkrieg den blutigen Höhepunkt auf dem Weg zum Ende der Ersten Republik dar. Nach drei Tagen der Kämpfe waren mehr als 300 Todesopfer zu beklagen. Die Menschen hatten nur wenige Informationsquellen zur Verfügung, neben den zwangsläufig langsamen Zeitungen gab es den schnellen Rundfunk. Dieser spielte während der Februar-Kämpfe eine bedeutende Rolle: Fast in Echtzeit wurde die Bevölkerung auf dem Laufenden gehalten – und beeinflusst.

„Noch nie hat die Bevölkerung einer großen Stadt, die Bevölkerung eines weiten Landes, mit solcher Hingebung, mit solcher Inbrunst dem Rundfunk gelauscht“, schrieb die Programmzeitschrift „Radiowelt“. Kein Wunder, vor Kurzem war in Österreich der Bürgerkrieg ausgebrochen. Wieso, was geht vor sich, was ist passiert? Darüber informierten sich die Österreicherinnen und Österreicher freilich im Radio.
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Im Visier der Politik
Der Rundfunk füllte die Informationslücke schon vor 90 Jahren aus. Erst im Frühjahr 1933 waren der Großsender Bisamberg und der provisorische Sender Vorarlberg in Betrieb genommen worden. Danach folgte der rasche Aufbau der Sender der Radio-Verkehrs AG (RAVAG), der Vorgängerin des ORF.

Die große Hürde für deren Unabhängigkeit stellte der Ständestaat dar: „Der autoritäre Kurs bemächtigte sich des Instruments Rundfunk und begann es für seine Zwecke zu nutzen“, so der publizistische Pionier Viktor Ergert in „50 Jahre Rundfunk in Österreich Band I (1924–1945)“.
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Blick nach Berlin
Die Verantwortlichen hätten sich nicht an Amerika orientiert, wo der Rundfunk vor allem der Reklame und Unterhaltung diente, so der Historiker Maximilian Brockhaus zu ORF Topos. Man blickte stattdessen auf das Deutsche Reich.[..]

„Die Männer der Regierung, vom Bundeskanzler angefangen, traten vors Mikrophon, auf diese Weise den Rundfunk zu ihrem Sprachrohr an die Bevölkerung zu machen, das einzige, das es durch lange Stunden gab, das überall hindrang, auch in die von den Truppen abgesperrten Häuser“, berichtete atemlos die zweite Programmzeitschrift, „Radiowelt“. Die Ausgaben der „Radiowelt“ und der RAVAG-eigenen „Radio Wien“ werden vom *Dokumentationsarchiv Funk in Wien gehütet. Die Einrichtung ist ein gemeinnütziger Verein, der mit Unterstützung des ORF die Zeugnisse der heimischen Mediengeschichte digitalisiert, archiviert und aufbereitet.[..]

90 Jahre später muss niemand mehr nach Nachrichtenquellen suchen, sie sind gleichsam überall. Der Rundfunk kann sich heute auf Redaktionsstatute und Gesetze beziehen, um seine Unabhängigkeit zu verteidigen.

Caecilia Smekal, für ORF Topos
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paul