Re: [A-DX] SWRG#366 Saipan / Tinian

Roger Thauer
Freitag, 16. August 2024, 07:43 Uhr


Am 16.08.2024 um 00:21 schrieb Tom Kamp:
> Und das Internet ist nicht mit einer Wasserleitung vergleichbar, bei 
> der man mittels Ventil einfach das Wasser abdrehen kann

Die Redundanz von Datenleitungen ist aber ab irgendeiner Ebene begrenzt.
Wenn der Outdoor DSLAM vor meiner Haustür kein Internet hat ist es 
vorbei - von einem Stromausfall ganz zu schweigen.

"Ringleitungen" gibt es aber auch für Wasser bis in die letzten Meile, 
damit z. B. bei Messehallen (Messe München) auch alle Querleitungen 
durchflossen werden und sich keine Legionellen in erwärmten 
Kaltwasserzweigen bilden.



https://www.nzz.ch/international/starlink-ukraine-laesst-sich-der-einsatz-durch-russland-verhindern-ld.1822622

Den Russen fehlte an der Front ein verlässlicher Zugang zum Internet. 
Jetzt zapfen sie Starlink-Satelliten von Elon Musk an

Für die Ukraine ist die Internetverbindung via Starlink ein 
strategischer Vorteil auf dem Schlachtfeld. Jetzt kommt Russland 
offenbar auch an die Terminal-Geräte heran – trotz Sanktionen.
Für die Ukrainer ist Starlink eine Lebensversicherung. Selbst zuvorderst 
an der Front sind die Soldaten über die tragbaren Satellitenstationen 
mit dem Internet verbunden, verlässlich und mit grosser Bandbreite. 
Russische Militärexperten klagen deshalb regelmässig, das System von 
Elon Musks Firma SpaceX sei einer der gewichtigsten Vorteile ihres 
Gegners. Ihre Streitkräfte verfügen über nichts Vergleichbares.
Die Aufregung war deshalb gross, als der ukrainische Militärgeheimdienst 
letzten Monat verkündete, Russlands Armee beginne, die Terminals 
systematisch zu benutzen. Moskaus und Elon Musks Dementis änderten 
nichts daran, dass SpaceX unter erheblichen Erklärungsdruck kam, gerade 
aus den USA: Washington arbeitet eng mit dem Unternehmen zusammen, auch 
im Militärbereich.
Demokraten im Repräsentantenhaus forderten Anfang März Antworten dazu, 
ob die Firma genug unternehme, damit ihre Technologie nicht in Umgehung 
von Sanktionen nach Russland gelange. Zum Misstrauen trägt bei, dass 
Musk regelmässig mit Kreml-freundlichen Voten zum Krieg auffällt. Kurz 
nachdem die Kontroverse um Starlink losgebrochen war, sprach er sich 
gegen weitere Hilfe an Kiew aus – mit dem Argument, Putin könne gar 
nicht verlieren.

Wie viele Terminals hat Russlands Armee?

Die Ukrainer benutzen laut eigenen Angaben 42000 Starlink-Terminals. Zur 
Verwendung durch Russland gehen die Angaben weit auseinander. Kirilo 
Budanow, der Direktor des Militärgeheimdienstes in Kiew, warnte vor 
Tausenden, während anonyme Quellen in den ukrainischen 
Sicherheitskräften nur von Dutzenden sprechen. In jedem Fall stellen 
sich Fragen: Wie gelangen die Geräte nach Russland und an die Front? Und 
weshalb funktionieren sie, obschon sie blockiert sein sollten?
Im Februar boten russische Websites für Elektronik Starlink-Terminals 
offen zum Verkauf, inklusive monatlicher Abonnements zur Verwendung. 
Inzwischen sind diese Angebote zwar nicht mehr auffindbar, aber Kanäle 
zum Bezug scheint es weiterhin zu geben. Die Rede ist von Händlern im 
Graubereich, welche die Ware aus den Vereinigten Arabischen Emiraten 
importieren. Mit umgerechnet zwischen 2000 und 2500 Franken kosten die 
Terminals fast zehnmal so viel wie in der Schweiz.
SpaceX liefert nach eigenen Angaben nicht in die Emirate. Die 
Genehmigung für einen Betrieb der Satellitenkommunikation stehe noch 
aus. In Nachbarländern Russlands wie Georgien oder der Mongolei, von wo 
ein Grauimport nach Russland gut möglich wäre, ist Starlink aber in Betrieb.
Die Registrierung der Terminals kann leicht im Ausland passieren. Selbst 
die Ukrainer kaufen und registrieren viele davon beispielsweise in Polen 
oder Deutschland. Dafür ist nur eine dort funktionierende Kreditkarte 
nötig, einen Pass braucht es nicht.

Starlink funktioniert teilweise auch in besetzten Gebieten
In Russland funktioniert Starlink nicht, wie die Firma schreibt. In- und 
ausländische Quellen bestätigen das. Laut dem «Wall Street Journal» 
brauchen ausländische Satellitenbetreiber dafür eine Zulassung der 
Regierung und eine Bodenstation. Über eine solche verfügt SpaceX nicht. 
Beim Einschalten sucht ein eingebauter GPS-Chip die Position des Geräts, 
um eine Verbindung zu den Satelliten herzustellen.
Unklarer ist die Situation in der Ukraine. Dort ist Starlink nicht in 
allen Gebieten aufgeschaltet. Laut der Website von SpaceX funktioniert 
der Dienst weder auf der Krim noch in den teilweise besetzten Regionen 
Luhansk und Donezk. Verfügbar ist er hingegen in den ebenfalls partiell 
okkupierten Gebieten Saporischja und Cherson.
Nach der offiziellen Karte von Starlink ist das System in einigen 
russisch besetzten Gebieten aktiviert.
Screenshot Starlink.com

Wie allerdings zahlreiche Berichte bezeugen, kann dies nicht der ganzen 
Wahrheit entsprechen. Die Ukrainer nutzen Starlink auch in den Teilen 
des Donbass, die sie noch kontrollieren. Dort und im Süden greifen auch 
die Russen darauf zurück, zumindest in der Nähe der Front. Starlink soll 
auf russisch besetztem Gebiet bis zu 15 oder 20 Kilometer hinter der 
Front noch funktionieren. Das kann an deren unklarem oder wechselndem 
Verlauf liegen. Entscheidender ist aber die Funktionsweise des 
Starlink-Systems.
Die Satelliten decken die Erdoberfläche mit sogenannten Spot-Beams ab, 
unterteilt in ein Gitter von sechseckigen Zellen. Diese haben eine 
Grösse von jeweils rund 250 Quadratkilometern. Starlink kann diese 
Zellen einzeln aktivieren oder deaktivieren. Weil aber keine präzisere 
Steuerung der Abdeckung möglich ist, befinden sich in den aktivierten 
Zellen auch russisch kontrollierte Gebiete. Schaltete man diese aus, 
funktionierte die Starlink-Verbindung für die Ukrainer in Frontnähe 
nicht mehr, also ausgerechnet dort, wo der Service so nützlich ist.

Die Tücken der Abschaltung von Terminals
SpaceX weiss, welche Terminals in welcher Zelle aktiv sind. Anhand der 
User-ID oder der Seriennummer des Geräts müsste es möglich sein, 
einzelne Terminals gezielt abzuschalten. Dies ist in der Vergangenheit 
offenbar vereinzelt geschehen, wenn die Russen ukrainische Terminals 
erbeutet hatten, wie Dimko Schluktenko auf X schreibt. Er sammelt mit 
seiner Organisation Drohnen, Starlinks und andere Geräte für die 
ukrainischen Streitkräfte.
Wenn jedoch nicht bekannt ist, welche Terminals die Russen benutzen, ist 
eine gezielte Sperrung aufwendiger. Die Ukrainer müssten dafür an SpaceX 
melden, welche Geräte sie in Betrieb haben. Nur diese erhielten dann 
einen Internetzugang. Die Folge wäre eine enorme Bürokratie. Zudem 
verfügt Kiew über kein zentrales Register, da viele Terminals durch 
Freiwillige wie Schluktenko besorgt werden.
Dass die Russen auf ihrer Seite der Front Starlink-Geräte einsetzen, hat 
für die Ukrainer offenbar spürbare Folgen. Die Übertragungsrate kann 
sinken. Wie der russische Propagandakanal «Wojenny Oswedomitel» 
schreibt, «klaut die Antenne das Internet von den gegnerischen 
Soldaten». Grund dafür ist, dass sich mehrere Terminals gleichzeitig mit 
einem Satelliten verbinden. Dessen Übertragungsrate ist beschränkt und 
wird zwischen allen Geräten aufgeteilt.
Damit kann Starlink im schlimmsten Fall seinen grössten Nutzen auf dem 
Schlachtfeld verlieren: die Übertragung von hochauflösenden Aufnahmen 
des Gegners. Das schreibt zumindest Schluktenko. Die Übertragungsrate 
könne auf bis zu 1 Megabit pro Sekunde fallen. Damit sei Starlink nur 
noch brauchbar, um Textnachrichten auszutauschen, aber nicht mehr, um 
Videobilder von Drohnen in Echtzeit zu streamen.

Ukrainer und SpaceX schliessen Schlupflöcher
Laut eigenen Angaben arbeitet die Ukraine seit längerem mit SpaceX 
zusammen, um das Problem zu lösen. Digitalminister Michailo Fedorow 
sagte in einem Interview, sein Land habe einen Vorschlag zur Lösung des 
Problems gefunden. Es gehe darum, Starlink für die Russen abzuschalten 
und dafür zu sorgen, dass das System für die Ukrainer weiterhin 
funktioniere. Dies sei besonders für Drohneneinsätze über besetztem 
Gebiet von grosser Bedeutung.
Auch der Druck aus Washington dürfte Musks Firma dazu zwingen, 
technische Lösungen für die von Russland genutzten Schlupflöcher zu 
finden. Aktivisten wie der Militärpropagandist Roman Saponkow, der Geld 
für Starlink-Geräte sammelte, mahnen denn auch zur Eile. «Es besteht der 
Verdacht, dass sich das Zeitfenster bald schliesst», schrieb er vor zwei 
Wochen auf Telegram. Angesichts der Bedeutung des Systems für den Kampf 
an der Front dürften die Russen aber weiterhin nach Möglichkeiten 
suchen, es einzusetzen.




roger