[A-DX] 3. OKT. 2024, mittags: Ein Röntgenblitz und miese Bedingungen

Tom Kamp
Freitag, 04. Oktober 2024, 19:59 Uhr


Unser A-DX-Mitglied Reinhard Weiß bemerkte auf dem A-DX-Facebookgruppe, 
dass er bei einer Aufzeichnung des 19-Meter-Bands gestern (3.10.) 
beobachten konnte, dass um ca. 12.15 UT plötzlich alle Sender ausfielen 
und ca. 15-30 Minuten später erst wieder langsam zurückkehren. "Zuerst 
dachte ich, der SDR ist defekt, besonders da die Träger (alle Träger) 
anfingen zu wackeln und bis zu 10 Hz nach oben verschoben waren, bevor 
sie verschwanden", so Reinhard.

Man kann Reinhard nur beglückwünschen, denn was er beobachtet hat, hat 
nichts mit der Geomagnetik zu tun, wie er erst vermutete, sondern es 
waren die Auswirkungen des stärksten Flare-Ausbruchs des aktuellen 
Sonnenzyklus 25. Dieser hatte eine Stärke von X9. Ein so starkes Flare 
zur Mittagszeit - da klingelt es bei den Kurzwellenfreunden, denn dann 
kann man sich schon mal eine Pause gönnen - umso länger, je weiter unten 
man auf der Kurzwelle unterwegs ist. Denn die Tagseite der Erde bekommt 
gut acht Minuten später die Röntgenstrahlung dieses Flares ab.

Dass die für uns eigentlich gefährliche Röntgenstrahlung nicht hier 
unten auf der Erdoberfläche ankommt, das liegt vor allem an der D-Region 
in etwa 60 Kilometer Höhe. Diese wird durch die harte Röntgenstrahlung 
augenblicklich und massiv ionisiert, was die Röntgen-Photonen ihre 
Energie kostet. Das ist gut für Tier und Mensch, führt aber dazu, dass 
diese D-Region unsere kurzen Wellen in ganz großem Maßstab verschluckt. 
Das nennt sich dann Shortwave Fadeout oder Radio Blackout, die Älteren 
kennen das Phänomen als Mögel-Dellinger-Effekt. Und der war gestern 
Mittag in der Tat bis 15 MHz noch gut zu spüren und dauerte eine knappe 
Stunde.

Manchmal hört man übrigens auch die Bezeichnung "Röntgenblitz". Nun, bei 
einer Sonneneruptionen entstehen bei so einem "Flare" Strahlung und 
Teilchen, die sich teils mit Lichtgeschwindigkeit durchs All bewegen. Da 
die hochenergetischen Teilchen von ihrem Entstehungsort etwas oberhalb 
der Sonnenoberfläche jedoch in alle Richtungen ausbrechen, trifft ein 
Teil auch die Sonne selbst. Dort werden sie abgebremst. Die 
Bewegungsenergie, die sie dabei verlieren, geben sie meist in Form von 
Röntgenstrahlung ab. Dabei entsteht dieser Röntgenblitz. Dieser bewegt 
sich mit Lichtgeschwindigkeit und erreicht die Erde noch vor den 
hochenergetischen Teilchen, in wie bereits erwähnt gerade Mal rund acht 
Minuten. Genau genommen ist er es, der zu einer Ionisierung der D-Region 
führt. Die anderen Plasmateilchen benötigen rund eine Stunde bis zur Erde.

Ist die D-Region durch den Röntgenblitz gut ionisiert, verhindert sie, 
dass elektromagnetischen Wellen im Kurzwellenbereich die E- bzw. 
F-Region erreichen. Und genau das führt dann zu den gefürchteten "Radio 
Blackouts". Heißt: Die Ausbreitung ist bsi zu einigen Stunden gestört.


Wer hat noch das X9-Flare gestern Mittag oder dessen Auswirkung 
beobachtet? Ich werde morgen dazu einen Absatz im "Funkwetter 
Weekly"-Newsletter [1] schreiben und erwähne gerne die eine oder andere 
Beobachtung der BCDXer.


73 Tom DF5JL



[1] https://lists.darc.de/mailman/listinfo/funkwetter

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