Re: [A-DX] Drehantenne Moosbrunn wird gesprengt
Guenter Fred Mandel via groups.ioFreitag, 24. Januar 2025, 08:51 Uhr
- Vorherige Nachricht (dieses Gesprächs): Re: [A-DX] Drehantenne Moosbrunn wird gesprengt
- Nächste Nachricht (dieses Gesprächs): Re: [A-DX] Drehantenne Moosbrunn wird gesprengt
Martin liegt im Grund schon richtig, der MW-AM Rundfunk in Zentral-Europa ist zwar (noch) nicht mausetot aber zumindest irrelevant oder auf dem Weg dorthin. In seiner Funktion als Verbreitungsweg von Programmanbietern zu Hörern ist der AM-Rundfunk nicht mehr im Fokus der Programmanbieter. Nicht weil es an Sendern mangelt, sondern weil die Hörerschaft nicht mehr vorhanden ist. Wie es im Fachjargon heißt: die Hörerreichweite ist unter ein messbares Minimum abgesunken. Und kein Programmanbieter, weder privat noch öffentlich rechtlich kann es sich leisten ineffiziente und kostspielige Verbreitungswege wie AM-Aussendungen weiter zu finanzieren, wenn damit immer weniger Hörer erreicht. werden. Die Nische von kleinen Liebhaberfunzeln ändern an dieser Einschätzung auch nichts. Die Zeit der Pferdekutschen ist auch vorbei, obwohl es noch genügend Liebhaber gibt, die Sonntags damit spazieren fahren. Das für den Erhalt von Stationen immer wieder hervorgebrachte Argument, dass AM Rundfunk über Grenzen gehe und nicht zensierbar sei, erweist sich bei näherer Betrachtung auch als nostalgische Träumerei. Selbst wenn es technisch stimmt, was nützt es, wenn die Zielgruppe von unzensierten Botschaften (kritische Stimmen nennen es auch Propaganda) über Mittelwelle und Kurzwelle gar nicht erreicht wird, weil nur noch verschwinden Wenige die nach heutigen Maßstäben lausige Qualtiät von AM-Rundfunk hört, hören will oder überhaupt ein Empfangsgerät vorhalten. Zur gesellschaftlichen Effizienz von AM als Massen-Verbreitungsmedium braucht es immer zwei Faktoren: einen Programmanbieter und die Akzeptanz durch eine kritische Menge an Hörern. Letzeres ist nicht mehr gegeben. Die Zeiten sind vorbei, wo unterdrückte Freigeister mangels anderer Verbreitungswege vor dem von Fading und Jamming geplagten Empfängern saßen, um sich die Eingebungen fremder Regierungen anzuhören, weil im eigenen Land nur gefilterte Information verfügbar war. Mit dieser Übertragungsqualität ist im Gegensatz zu den 70ern und 80ern fast niemand mehr "erreichbar". Wer Zensur umgehen will, sendet heute über Satellit in toller Qualität oder streamt übers Internet. Starlink ist nicht zensiert und erreicht jeden Winkel der Welt. Das Argument man könne AM-Sendeanlagen stillegen und nach einer beliebigen Zeit wieder innerhalb eine Woche wieder in Betrieb nehmen ist Wunschdenken. Wer in der Großsendertechnik zu Hause ist weiß, dass das allenfalls in einem gewissen Zeitfenster nach der Stillegung möglich ist und auch nur dann, wenn die Station kostspielig betriebsfähig gehalten und gewartet wird. Mit forschreitender Zeit schwindet diese Chance mit jedem weiteren Jahr. Eine Station mit ihren Antennen altert, auch wenn sie nicht betrieben wird. Und damit steigt auch der Aufwand für eine hypothetisch mögliche Wiederinbetriebnahme. Das notwendige Fachpersonal wird nicht auch nicht mehr ohne Weiteres verfügbar sein . Das lies sich nicht pessimistisch, entspricht aber leider der Realität, zumindest in Europa und immer mehr entwickelten Ländern. Ich bin noch mit der Lang- Mittel und Kurzwelle aufgewachsen und kenne das erhebende Gefühl, wenn man das Zwitschern des Südafrikanischen Pausenzeichens im QRM hörte, oder die monatlichen DX-Sendungen in Deutsch über HCJB aus Quito Ecuador. In einer Zeit, als das ferne, für den Normalbürger unerreichbare Länder waren. Heute jettet man im Urlaub dahin, steigt aus dem Flugzeug und zeigt im Videochat mit seinen Angehörigen, das man gut angekommen ist. Die Generation Z nimmt Radio gar nicht mehr als primäres Informationsverbeitungsmedium wahr und Viele haben noch nie Mittelwelle gehört und Kurzwelle schon gar nicht. Warum auch, wenn man jeden Sender der Welt in HiFi Stereo streamen kann. Auch wenn es weh tut, der AM-Rundfunk und insbesondere die KW ist der Bedeutungslosigkeit geweiht. Wir SWL und Radioenthusiasten sind als kleine Minderheit heute Zeitzeugen des Aussterbens eines ehemals weltverändernden Mediums. Zumindest die verbliebenen Stationen können wir noch aktiv und mit Freude verfolgen. Mir tut es leid um Moosbrunn. Es wird nicht die letzte Anlage sein, die abgerissen wird. Günter
- Vorherige Nachricht (dieses Gesprächs): Re: [A-DX] Drehantenne Moosbrunn wird gesprengt
- Nächste Nachricht (dieses Gesprächs): Re: [A-DX] Drehantenne Moosbrunn wird gesprengt