Re: [A-DX] Hörspieltipp heute: "Kamina" - Funkgeschichte zwischen Brandenburg und Togo
Roger Thauer via groups.ioMittwoch, 27. August 2025, 16:37 Uhr
Am 27.08.2025 um 15:49 schrieb Roger Thauer via groups.io: > https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2025/08/26/kamina_drk_20250826_2005_ac0d3ea9.mp3 > > ++ https://www.deutschlandfunkkultur.de/ueberreste-der-kolonialzeit-hoerspiel-kamina-ueber-funkanlagen-in-togo-nauen-100.html https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2025/08/23/ueberreste_der_kolonialzeit_hoerspiel_kamina_ueber_drk_20250823_2313_f773e919.mp3 10 MB Gespräch mit der Autorin https://www.goethe.de/ins/tg/de/kul/sup/dsi/pla/20809013.html Die deutsche Kolonialregierung ließ von 1911 bis 1914 in der deutschen Kolonie Togo eine drahtlose Funkstation installieren. Diese transkontinentale Radiostation, die sich in Kamina befand, diente als Verbindungsstelle zwischen den deutschen Kolonien und dem Mutterland Deutschland. Der Bau des Senders von Kamina wurde vom deutschen Unternehmen Telefunken übernommen, das in Togo durch den Baron Anton von Codelli vertreten wurde. Der Spezialist für Mechanik und Elektrotechnik leitete alle logistischen Arbeiten, die er mit dem jungen Österreicher Leo Poljanek ausführte. Er bekam ebenfalls Unterstützung von den Spezialisten Rudolf von Kaiser, Heinrich Kössler und Hermann Kaspar. Bei seiner Ankunft 1911 studierte Anton von Codelli die geographischen und technischen Bedingungen, die er in Togo vorfand und arbeitete ein Konzept aus, das er zuerst dem Gouverneur Edmund Brückner präsentierte, dann seinem Nachfolger dem Herzog Adolf von Mecklenburg. Dieser war von dem Projekt so beeindruckt, dass er es der Kolonialregierung und dem Reichskolonialministerium in Berlin präsentierte. Die Station sollte zunächst in Anié, einem Dorf 30km nördlich von Atakpamé, gebaut werden. Die erste Baustelle wurde allerdings von einem Wirbelsturm verwüstet, sodass Codelli schließlich Kamina, einen weniger gefährdeten Ort etwa fünf km von Atakpamé, auswählte. Für den Transport von Erde, Steinen und importierten Materialien lies Codelli eine provisorische, sieben km lange, gerade Eisenbahnstrecke errichten. Es wurden außerdem Hütten für die Arbeitskräfte, eine Ziegelei für die Herstellung von Leichtbausteinen, eine Holzkohlenhütte, eine Tischlerei und ein hydraulisch betriebenes Wehr gebaut. Für die verschiedenen Arbeiten stellte die Kolonialregierung Codelli etwa 100 Zwangsarbeiter aus dem Norden Togos zur Verfügung, die lediglich 0,5 Mark am Tag und zusätzlich 0,25 Mark Taschengeld bekamen. Auf Befehl Codellis wurden auch Einheimische aus der Region Atakpamé, vor allem die Akposso, rekrutiert, die auf eine Bezahlung hofften. Sie durften Hilfsarbeiten für einen Tageslohn von 0,5 Mark verrichten. Mit diesem Lohn konnten sie ihre Steuern bezahlen. Die erste Bauphase im Sommer 1912 bestand aus der Konstruktion von drei Stahlantennen von 75m Höhe, danach kamen noch sechs weitere Antennen hinzu. Neben dem Hauptgebäude des Senders stand ein weiteres Gebäude für Technik und Elektrik, hier befanden sich zwei Dampfmaschinen (mit einer Leistung von 1000 PS), eine Hydraulikanlage zum Befüllen der Kessel, ein Gerät für die Wasseraufbereitung, einen Kühlturm, ein Netz aus Brunnen und Pumpen und feste Unterkünfte für das Personal. Die Radiostation in Kamina wurde auf einer Gesamtfläche von etwa 4km² errichtet, die die Firma Telefunken zuvor von den lokalen Machthabern gekauft hatte und mit der Unterstützung der Verwaltung von Atakpamé sowie der Zentralverwaltung in Lomé. Die Sendungsleistung betrug 100 KW, die Wellenlänge reichte für das Senden von 3500m bis 9500m und empfing aus 200m bis 14000m Entfernung. Der Sender war seit dem 1. April 1914 direkt mit der Radiostation in Nauen bei Berlin verbunden über eine Entfernung von 5200km, ebenso wie mit dem im heutigen Namibia liegenden Windhoek und den deutschen Hochseeschiffen im Atlantik. Zu Beginn des ersten Weltkrieges war der Bau der Telegraphenstation noch nicht abgeschlossen. Die Deutschen in der Kolonie, die im Osten von den Franzosen und von Westen kommend von den Briten angegriffen wurden, sprengten die Radiostation in der Nacht vom 24. zum 25. August 1914 bevor Deutschland am 27. August 1914 kapitulierte. Standortinformationen Die Ruinen des Senders aus der deutschen Kolonialzeit liegen in Kamina, in der Präfektur Ogou, etwa 7km von Atakpamé entfernt. Autor Kokou Azamede Übersetzung: Sophia Bigus Copyright: Goethe-Institut Togo November 2014 https://atop.tg/5eme-edition-de-la-residence-internationale-des-artistes-sur-le-site-touristique-a-kamina-une-exposition-des-oeuvres-darts-a-marque-levenement/ Der Minister für Kultur und Tourismus, Dr. Kossi Gbényo Lamadokou, leitete am Dienstag, dem 22. Dezember 2020, in Lomé einen Workshop zur Validierung der vorläufigen Machbarkeitsstudie für die Entwicklung der historischen Stätte Kamina. Vierzig Teilnehmer aus Institutionen und Ministerien, die direkt mit dem Kultur- und Tourismusmanagement befasst sind, nahmen an dem Workshop teil. Zwei Tage lang analysierten sie die Vorschläge der vom Ministerium für Kultur und Tourismus beauftragten Berater. ..... Die Funkstation Kamina spielte in der Geschichte Togos eine wichtige Rolle und stellt ein einzigartiges Zeugnis wissenschaftlicher Archäologie und der Technologien dar, die im Kampf der westlichen Kolonialmächte zum Einsatz kamen. Sie liegt 150 Kilometer von Lomé entfernt in Atakpamé in der Präfektur Ogou. https://www.togofirst.com/en/culture/2206-12127-togo-seeks-contractor-to-build-a-history-museum-in-kamina Kamina Kultur Donnerstag, 22. Juni 2023, 17:22 Uhr Togo sucht Bauunternehmer für den Bau eines Geschichtsmuseums in Kamina (Togo First) – In der Stadt Kamina (20 km von Atakpamé entfernt) soll ein Geschichtsmuseum entstehen. Kürzlich wurde eine Ausschreibung für den Bauträger veröffentlicht. Dies gab Togos Kulturminister Kossi Lamadoko bekannt. Der staatlich finanzierte Bau des Museums soll laut Ministerium sieben Monate dauern. Kamina, ein ehemaliger deutscher Militärstützpunkt, beherbergte einst einen leistungsstarken transkontinentalen Radiosender und ein drahtloses Telegrafenübertragungszentrum, das Berlin mit der namibischen Kolonie und der deutschen Flotte im Atlantik verband. Auf dem Gelände fanden regelmäßig Kunstausstellungen statt, die Besucher und Touristen anzogen. Um sein touristisches Angebot auszubauen, plant Togo die Sanierung mehrerer Stätten, darunter die Koutammakou-Landschaft in Batamariba. Dieses Projekt wird voraussichtlich 3 Milliarden CFA-Francs kosten. Koutammakou ist bekannt für seine traditionellen Lehmturmhäuser, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Die Sanierung der Landschaft ist Teil der umfassenden Bemühungen Togos, Touristen anzulocken und sein reiches kulturelles und historisches Erbe zu präsentieren. Esaïe Edoh https://www.togofirst.com/media/k2/items/cache/be28c20e9e059d0c26527b9ae6e6ef5a_L.jpg ===> ===> https://www.tripadvisor.co.za/LocationPhotoDirectLink-g790319-d19500921-i525051952-Les_Ruines_De_Kamina-Atakpame_Plateaux_Region.html https://www.tripadvisor.co.za/ShowUserReviews-g790319-d19500921-r1012402715-Les_Ruines_De_Kamina-Atakpame_Plateaux_Region.html#photos;aggregationId=101&albumid=101&filter=7 📻 Die Funkstation Kamina – Zeitleiste 1911–1914: Bauphase Bau durch Telefunken im Auftrag des Deutschen Kaiserreichs. Geplant als zentrale Kolonialfunkstelle in Afrika, mit Verbindungen nach Berlin-Nauen (Brandenburg), Windhoek (Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia) und zur deutschen Flotte im Atlantik. Technische Daten: Sendeleistung: 100 kW Wellenbereich: 3.500–9.500 m (Senden), Empfang bis ca. 14.000 km Reichweite Verbindung zu Nauen (ca. 5.200 km) ab 1. April 1914. Zum Kriegsbeginn war die Anlage noch nicht vollständig fertiggestellt. August 1914: Zerstörung & Kapitulation August 1914: Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich → auch die Kolonien werden Fronten. 24./25. August 1914: Deutsche Truppen sprengen die Funkstation Kamina, um eine Nutzung durch die Alliierten zu verhindern. August 1914: Kapitulation Togos – es wird die erste deutsche Kolonie, die im Ersten Weltkrieg verloren geht. Das Gebiet wird zwischen Frankreich und Großbritannien aufgeteilt (ab 1920 Mandatsgebiet des Völkerbunds, 1946 UN-Treuhandgebiet). 1914–1960: Koloniale Nachgeschichte Unter französischer Verwaltung verfällt die Funkstation. Teile der Anlagen werden demontiert, das Gelände später militärisch bzw. als Infrastrukturstützpunkt genutzt. 1960: Unabhängigkeit Togos April 1960: Togo wird von Frankreich unabhängig. Die Ruinen von Kamina bleiben erhalten – als stille Zeugnisse der Kolonialzeit. ab 2000: Erinnerung & Kultur Historische und touristische Bedeutung von Kamina rückt in den Fokus. Die Ruinen werden zu einem Symbol für Kolonialgeschichte, Technikgeschichte und Erinnerungskultur. Erste Kulturveranstaltungen und Ausstellungen finden auf dem Gelände statt. seit 2015: Künstlerische und historische Aufwertung KARP (Kamina Artists and Researchers Residency Platform) organisiert Künstlerresidenzen, Workshops und Ausstellungen auf dem Gelände. Themen: Erinnerungskultur, Dekolonialisierung, Technikgeschichte, Kunst. 2018–2025: Restaurierungs- und Museumspläne 2018–2023: Die togolesische Regierung plant die Restaurierung und touristische Erschließung des Geländes. Es werden Machbarkeitsstudien für ein Museum auf dem Kamina-Gelände ausgeschrieben. Ziel: Kamina als historisches und touristisches Zentrum etablieren, vergleichbar mit einem Gedenkort für koloniale Technikgeschichte. 2025: Mehrere Projekte sind angekündigt, u. a. Ausstellungen, Gedenkveranstaltungen, Integration in regionale Tourismuspläne. roger