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[A-DX] ROI-Diskussion (lang!)


  • Subject: [A-DX] ROI-Diskussion (lang!)
  • From: "Wolf Harranth" <harranth@xxxxxxxx>
  • Date: Sat, 7 Jul 2001 10:09:23 +0200

Liebe Leute,

ich melde mich in dieser Angelegenheit ein letztes Mal in dieser Runde zu
Wort. Vielleicht hilft das, damit die eine oder der andere von euch ein
wenig besser auch die andere Seite der Medaille kennen lernt und in Zukunft
das Verhalten, die Aufgabe, die Politik etc. einer Rundfunkstation etwas
objektiver oder, sagen wir, "breitbandiger" interpretiert.

Zunächst: was ist geschehen? In einer sehr seriösen Zeitung erschien ein
sehr unseriöser Artikel. Pointiert formuliert: vor den Abgeordneten zum
Nationalrat lag, während sie de facto gegen den Fortbestand von ROI
abstimmten, das Blatt auf dem Tisch, in dem gesagt wurde: bei ROI ist alles bestens, wird forsch ausgebaut. Der Intendant repliziert in einem Schreiben an die Redaktion. So etwas ist üblich, gehört so zu sagen zur Routine, wird daher nicht sonderlich ernst genommen. Ich denke mir also: hier wäre eine ideale Gelegenheit für unsere Hobbygemeinschaft, wirksam aktiv zu werden.
Eine Handvoll Reaktionen, von verschiedenen Leuten, nicht akkordiert,
sondern individuell formuliert - die Redaktion, ohnedies nicht mit
Leserbriefen verwöhnt, wird also zumindest kapieren, dass da nicht ein
beleidigter Intendant ein Protest-Solo vorgelegt hat, sondern dass an der
Kritik was dran war. Und wenn schon sonst nix, wird man wenigstens beim
nächsten Mal ein bisschen vorsichtiger zu Werk gehen und gutmeindenden
Dilettanten wie Herrn Glück/Wächter nicht gleich wieder eine ganze Seite
einräumen.

Wir reagiert nun die Gruppe auf meine Einladung? Ich sei "verbittert",
"keulenschwingend"; die DXer und das KW-Hobby seien eh recht gut
davongekommen; die Leser verstehen eh nicht, worum es geht; gegen die
ROI-Killerei (und generell gegen das Zusperren von Auslandsdiensten) könne
man eh nix machen - so sei eben der Lauf der Welt; alles sei doch eh nur
halb so schlimm; ich solle die DXer und das DX-Hobby nicht so
diskreditieren - es gebe eben DXer und Programmhörer; der Intendant habe eh der Redaktion geschrieben, damit sei die Sache erledigt... Diese Fülle von Missverständnissen erschreckt mich um so mehr, weil ich all die Jahre stets _eure/unsere_ gemeinsame Position vertreten habe und immer deutlicher merke, dass die in den Chefetagen nicht uneingeschränkt positive Einschätzung in Sachen KW-Freaks nicht auf Vorurteilen beruht, sondern nachvollziehbar ist, sobald man sich einmal auf die andere Seite des Schreibtisches begibt. --
Ich bin seh froh, dass einige von euch auch über die eigene Nasenspitze
hinweg geschaut haben, und ich bin sehr dankbar für einige fundierte
Kommentare (die ich nicht alle unbedingt teile, aber ob ihrer glaubhaften
Argumentation achte und daraus zu lernen versuche).

Die Kurzwelle ist nicht tot, und sie liegt auch nicht im Sterben. Radio
Nederland hat soeben ein einmaliges Beispiel dafür gegeben. Es gibt
Zielgebiete und Zielgruppen, für die die Kurzwelle das ideale Medium bleibt. Es gibt aber auch Zielgebiete und Zielgruppen, die mit der Kurzwelle nicht
mehr optimal oder nicht mehr ausschließlich zu erreichen sind.
(Zentraleuropa, der deutsche Sprchraum gehören dazu.) So wie man auf KW die
Versorgung zu verbessern suchte (mit Relaisstationen und Ball-, dann
Satellitenempfang, mit Sender-Swapping...), sucht man nun eben nach
zusätzlichen Wegen, die Hörer (alte wie neue) zu erreichen. Ein
Satellitensignal, das vom Einzelkunden wie von der Kabelkopfstation
empfangen werden kann, aber auch vom Re-Broadcaster, ist _eine_ dieser
Möglichkeiten. Die Verbreitung via Internet, womöglich in der nur hier
möglichen innovativen Kombination von Sendung/Zusatzinfo, ist eine andere
Chance. So kann sich jede/r die für sie/ihn bestgeeignete Signalquelle
wählen. Und das jeweils günstigere Medium wird sich jeweils durchsetzen.

In dieser Szenerie kommt jenen Konsumenten, die nicht ausschließlich
Programmhörer sind (die also z.B. als Auslands-Rumänen froh sind, dass sie
ihre Station auch via Internet oder Satellit empfangen können - um
wenigstens auf _ein_ in dieser Runde genanntes Argument zu antworten) eine
interessante Rolle zu. Wir DXer können uns z.B. als Medienkonsumenten
darstellen, die sowohl daran interessiert sind, sich aus erster Hand über die Geschehnisse zu informieren und sich eine eigene Meinung zu bilden, als auch daran, der vergnüglich-sportlichen Wellenjagd nachzugehen. Dann wird die eine oder andere Rundfunkanstalt (Achtung: Wink mit dem Zaunpfahl) auch weiterhin bereit sein, dieser Klientel eine eigene Sendung zu widmen; und
man wird die  Hobbyfreunde nicht für eine Minorität von Spinnern halten,
sondern sie ihrer einmaligen Kombination von Sachkenntnis _und_ medialem
Interesse wegen würdigen. -- Wir können aber auch sagen: Uns interessiert nur das DXen, alles andere ist uns wurscht - aber dann dürfen wir uns nicht
wundern, wenn unsere Partner daraus die Konsequenzen ziehen: als reine
Melkkühe (QSL, Wimpel, Aufkleber, DXProgramm...) wollen sich die Stationen
ja auch nicht betrachtet sehen.

Oder, kurz gesagt und zusammengefasst: wenn wir als seriöse
Hobbygemeinschaft ernst genommen werden wollen, müssen wir dem entsprechend auftreten. Bei _jeder_ Gelegenheit. Der konkrete Anlassfall mit ROI war nur
_eine_ Episode. Ob unsere Performance da ideal war, müsst ihr selbst
entscheiden.

73 de Wolf

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Wolf Harranth OE1WHC - mailto:harranth@xxxxxxxx
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QSL Collection - www.qsl.at


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