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[A-DX] Re: Salama Radio / MW 1.476/Neues (lang!)


  • Subject: [A-DX] Re: Salama Radio / MW 1.476/Neues (lang!)
  • From: "Wolf Harranth" <harranth@xxxxxxxx>
  • Date: Sat, 21 Jul 2001 11:10:51 +0200

Liebe Leute,

zur Mail-Serie mit der Frage zu Salama Radio: Zwei Tage zuvor hatte ich den
Hinweis gepostet, dass wir in Intermedia über die Station berichten.
Natürlich steht die Adresse (inkl. Web-Link) auch auf unserer Internetseite.
Damit Ihr euch auch jetzt nicht der Mühe von zwei, drei Mausklicks
unterziehen müsst: The Studiom POB 126, Chessington, Surrey KT9 2DY, UK. Es gibt (noch) keine QSL. Aber die Eifrigsten von Euch werden Dr. Jacob Abdalla
wenigstens einen Brief abluchsen...

Über die MW 1.476 haben wir häufig berichtet: Die 600kW-Sender- Kombination
wurde zwei Wochen vor Eintritt Österreichs in die EU abgeschaltet. Die
Entscheidung wurde binnen einer Minute in einer Sitzung der Generalintendanz
gefällt: die damals neue Mannschaft wollte Entschlussfreudigkeit
demonstrieren. Kuratorium, Hörer- und Sehervertretung, Presse und
Hörerschaft: keine erkennbare Reaktion. Als man für "Radio 1.467" den Sender
wieder aufschalten wollte, war dies natürlich nicht mehr möglich.
(Stickstoff aus den Leitungen abgelassen, Hochspannungsanlage hätte neu
kommissioniert werden müssen - jetzt aber nach den mittlerweile geltenden
technischen Bestimmungen....) Die Stadt Wien stellte eine transportable
Mittelspannungsanlage zur Verfügung. Gesendet wurde zunächst mit 60kW. Als
sogar die Experten erkannten, dass man damit das Zielgebiet für "Radio
Nachbar in Not" nicht erreichen kann, wurde von ebendenselben eine
Leistungserhöhung "um 50%" verlautbart und der Sender mit 90 kW gefahren.
Ich nehme an, dass ein HTL-Schüler im ersten Semester daraufhin dem in
technischen Angelegenheiten Entscheidungsverantwortlichen ein wenig
Nachhilfeunterricht erteilt hat: seitdem gab es 120 kW. Die sind für die
Tagesversorgung nicht mehr erforderlich.
Zwischendurch hatten sich wieder tatsächliche Sachkenner durchgesetzt. Ein moderner 100kW-Sender wurde bewilligt, gekauft, geliefert, aufgestellt und ist testweise in Betrieb - auch auf anderen Frequenzen. Dies (und wann und
wo gesendet wird) hat übrigens noch keiner außerhalb des Hauses bemerkt.

Zum Programm auf 1.476: das ist exakt das, was die Anhänger des "Freien
Radios" ebenso vehement wie vergeblich gefordert hatten. Dass ausgerechnet der "Staats- und Monopolrundfunk" allen interessierten Gruppen einen freien
Zugang zum Äther ermöglicht hat, ohne finanzielle Zitterpartie und mit
größerer Reichweite als die UKW-Feigenblattsender bei den Privaten, ist
ebenfalls bislang kaum jemandem aufgefallen. Dass die Programme meist
unprofessionell gestaltet sind, dass es ihnen an inhaltlicher Substanz
mangelt und dass sie außerhalb der Szene kaum registriert werden, liegt in der Natur der Sache und sollte die Bedeutung einer derartigen Unternehmung
keineswegs schmälern. Gerade die Hobbyfreunde, jene also, die das wahre
Radiohören so zu sagen erst erfunden haben, sollten diese Bemühungen
internsiv unterstützen.

Letzter Hinweis: Da durch die Gazetten derzeit die deutsche Untersuchung
über die angeblich "freien" Frequenzen geistert und garantiert demnächst
eine(r) von euch dies Ding postet oder nacherzählt: Bei dieser Untersuchung
wurde übersehen, dass es sich  beim österreichischen System  n o c h  um
eines mit Ballempfang handelt. Redundanzen sind kein Zufall, sondern
Ergebnis von Erfordernissen: Nach den gegebenen Forderungen auf
Betriebssicherheit und Feldstärken (auch im Fall von Krisen,
Naturkatastrophen, extremen Witterungsverhältnissen, technischem Ausfall der primär eingesetzten Sender etc.). Man wird also entweder die Paramenter für
die Versorgungssicherheit reduzieren oder die Sinnhaftigkeit der
eingesetzten Anlagen akzeptieren müssen - jedenfalls so lang, bis wir alle
digital via Sat versorgt werden. Das digitale terrestrische Fernsehen in
Österreich wurde ja soeben gekillt: Die angeblich "freie" Frequenzkette, die
trotz/bei der Umstellung in den Nachbarländern von Ost- auf West-Bänder
unter ziemlicher Mühe gesichert werden konnte, und die jetzt ausländischen Konzernen für das privat-kommerzielle österreichische TV ausgehändigt wurde,
war für diese technologische Neuerung gedacht. Aber auch  d a s  hat bis
jetzt keiner bemerkt...

Falls diese Message ein bisschen zynisch klingt: Irrtum. Nur ein bisschen
wehmütig lächelnd über die Diskrepanz zwischen den für jeden am
Mediengeschehen ernsthaft Interessierten durchaus erkennbaren Fakten und
Entwicklungen - und dem, was hier und dort hin und wieder wahrgenommen (=
für wahr genommen) und kolporiert wird.

73 de Wolf
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