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[A-DX] Zukunft von ROI


  • Subject: [A-DX] Zukunft von ROI
  • From: Christoph Ratzer <christoph@xxxxxxxxx>
  • Date: Fri, 26 Oct 2001 13:20:21 +0200

Gleichzeitig mit dem heute erhaltenen Schreiben von Intendant Prof. Roland Machatschke möchte ich mich auch nochmals bei allen Unterstützern unserer
Aktion "Eine Stimme für Österreich" bedanken. Besonders die gute
Zusamenarbeit von ADDX und AGDX - die ja inzwischen weit über die Magazinehe des Radio-Kurier weltweit hören Projektes hinausgeht - soll erwähnt werden.

73 Christoph Ratzer



ROI im Jahr 2002: Ein Sender mit Zukunft

Am Beginn soll Dank stehen - Dank an die Hörerinnen und Hörer von Radio
Österreich International, die am Schicksal unseres Senders Anteil genommen haben. Tausende haben in E-Mails, Karten und Briefen an den ORF gefordert, ROI nicht einzustellen oder einzuschränken. Kurzwellen-Fan Christoph Ratzer
startete die Aktion "Eine Stimme für Österreich" - mit dem Untertitel
"Lassen Sie Radio Österreich International, die Stimme Österreichs zur Welt, nicht verstummen"; in Form einer Karte mit rotweißrotem Hintergrund. Andere internationale Radiostationen berichteten ausführlich in Sendungen und im Internet, so zum Beispiel BBC, Voice of America, Radio Canada International
und das niederländische Radio.

Auch in Österreich gab es viel Unterstützung für ROI. Nicht nur aus
Hörerkreisen, sondern auch durch Berichterstattung in vielen Tages- und
Wochenzeitungen. Prominente Persönlichkeiten forderten öffentlich, Radio
Österreich International weiterzuführen - so unter anderen Bundespräsident
Thomas Klestil, die steiermärkische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic,
Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Lunacek, der hohe Repräsentant für Bosnien und Herzegowina, Wolfgang Petritsch, die Publizisten Christine von Kohl und Hugo Portisch und der Gründer der Hilfsorganisation Menschen für Menschen, Karlheinz Böhm. Sie
alle sind oder waren für kürzere oder längere Zeit im Ausland tätig und
schätzen ROI als unersetzliches Band zur Heimat. Ebenso der Weltbund der
Österreicher im Ausland, der im Namen von rund 400.000 Landsleuten und im Namen von einer weiteren Million sogenannter "Herzensösterreicher" - also
ehemaliger Landsleute und deren Nachkommen - für ROI eingetreten ist.

In vielen Zuschriften wurden die bereits im Vorjahr notwendig gewordenen
Kürzungen im deutschsprachigen Programm von ROI bedauert. Zum einen werden
Magazine und Musiksendungen vermisst, zum anderen wird nicht zu Unrecht
darauf hingewiesen, dass Informationssendungen für ein Publikum im Ausland anderen inhaltlichen Kriterien unterliegen als Nachrichten und Journale für ein inländisches Publikum. Bei aller Hochschätzung der ORF-Sendungen, die an
die Stelle von ROI-Produktionen getreten sind, so der Tenor vieler
Schreiben, seien sie doch kein vollwertiger Ersatz. Obwohl wir bei Radio
Österreich International diesen Argumenten durchaus zustimmen, sind wir doch
froh, dank dem Kultur- und Informationssender Ö1 ein hochwertiges
Gesamtprogramm in deutscher Sprache anbieten zu können.

Schmerzhafte Kürzungen in allen Bereichen

Radio Österreich International hat im kurzen Zeitraum von eineinhalb Jahren eine geradezu schwindelerregende Entwicklung mitgemacht, sowohl im Bereich
der Finanzen als auch in der administrativen Einordnung. Laut Gesetz
produzierte ROI im Auftrag der Bundesregierung und auf Rechnung des Bundes
ein Auslandsprogramm. Das Budget wurde jährlich verhandelt, die
Programmacher von ROI waren und sind Angestellte und freie Mitarbeiter des ORF, die allen Pflichten des Rundfunkgesetzes betreffend Objektivität und
Ausgewogenheit der Berichterstattung unterliegen. 1999 erhielt ROI 138
Millionen Schilling aus dem Budget des Bundeskanzleramts. Die gleiche Summe wurde für 2000 in Aussicht gestellt - wegen der Parlamentswahl im Oktober 1999 wurde das Budget jedoch nicht formell beschlossen. Im April 2000 setzte die neue Bundesregierung die Ausgaben für Radio Österreich International mit 100 Millionen Schilling fest. Das bedeutete, im laufenden Programmjahr eine Kürzung um 27 Prozent vorzunehmen. Kurz darauf kündigte die Regierung an,
dass das ROI-Budget für 2001 nochmals um ein Viertel zusammengestrichen
würde. Damit verloren wir innerhalb eines Jahres fast die Hälfte unserer
Geldmittel.

Es war klar, dass in allen Bereichen gekürzt werden musste: beim Personal,
im Programm und bei der Ausstrahlung. ROI gab mehr als die Hälfte seiner
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab, ersetzte den größten Teil seines
deutschsprachigen Programms mit ORF-Sendungen, inklusive aller Nachrichten,
fast aller Österreich-Journale, aller Musikmagazine und einiger anderer
Sendungen, und reduzierte die stromkostenintensive Fernausstrahlung.

Im Juli dieses Jahres beschloss dann der Nationalrat mit den Stimmen der
beiden Regierungsparteien das neue Rundfunkgesetz, das weitreichende
Änderungen für den gesamten ORF mit sich bringt. Radio Österreich
international erhält durch dieses Gesetz eine völlig neue Grundlage: es wird nicht mehr im gesetzlichen Auftrag der Bundesregierung und auf Rechnung des Bundes ein Auslandsprogramm produziert, sondern der ORF kann - Betonung auf kann - "nach Maßgabe der wirtschaftlichen Tragbarkeit ein Hörfunkprogramm und einen ausreichenden Online-Dienst für Österreicher im Ausland und zur
Darstellung Österreichs in der Welt gestalten und verbreiten".

Nach genau 40 Jahren wurde damit die gesetzliche Verpflichtung der Republik Österreich beendet, ein Rundfunkprogramm zur Darstellung des Landes in der
Welt zu finanzieren. Zahlen muss in Hinkunft der ORF, und wenn die
ORF-Gremien der Meinung sind, dass dies aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich wäre, kann ROI auch eingestellt werden. Der ORF wird auf der neuen gesetzlichen Grundlage das Auslandsprogramm nächstes Jahr weiterführen - es werden 50 Millionen Schilling zur Verfügung gestellt. Im Zeitraum von nur
zwei Jahren hat damit Radio Österreich International fast zwei Drittel
seines Budgets eingebüßt. Administrativ bedeutet die Gesetzesänderung, dass ROI nicht mehr eine eigenständige Intendanz im ORF ist, vergleichbar mit den
9 Landesstudios des ORF, sondern in die zukünftige Hörfunkdirektion
eingegliedert wird.

Weiterhin ein attraktives Programm

Wir wissen aus den zahlreichen Zuschriften und aus vielen persönlichen
Gesprächen, dass unsere Hörerinnen und Hörer die Entwicklung bedauern. Wir sind trotz aller Einschränkungen zuversichtlich, dass wir unter Ausnutzung aller Kooperations- und Koordinationsmöglichkeiten im ORF ein attraktives Programm wie bisher in sechs Sprachen und im Internet anbieten können. Die Reaktionen des Publikums geben uns Zuversicht und Ansporn. Die technische
Revolution der Kurzwellendigitalisierung, die buchstäblich vor der Türe
steht, wird nach Ansicht vieler Experten eine Renaissance des
internationalen Radios einleiten. Wir bei ROI sind zuversichtlich, dass die
Stimme Österreichs auch im zukünftigen rausch- und fadingfreien Äther zu
vernehmen sein wird.






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