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AW: [A-DX] Wolf Harranth`s Abschiedsbrief


  • Subject: AW: [A-DX] Wolf Harranth`s Abschiedsbrief
  • From: "Wolf Harranth" <harranth@xxxxxxxx>
  • Date: Mon, 11 Nov 2002 09:11:11 +0100

Daniel schreibt:
Ihr redet da von Dingern namens Eichmarkenreglern. Ich kann mir gar nicht
vorstellen, wie so was aussieht.

Ein Eichmarkengeber war/ist eine einfache Schaltung, die pro tausend,
hundert und zehn kHz entweder ein Schwebungsnull oder ein Tonmaximum
erzeugt. Das funktionierte dann so: Du willst z.B. auf 9.525. Du schaltest den Empfänger ein und zwar auf das Segment (z.B.) 3-15 MHz. Jetzt fängst du "ganz unten" an, schaltest den Eichmarkengeber in der Grundstellung dazu und drehst so lang am Frequenzrad, bis du "dran bist" (entweder zwitschert es zunächst und du hast zuletzt einen reinen Ton - oder du hast einen Ton, der immer tiefer wird und zuletzt ganz veschwindet). Jetzt bist du also auf 3 MHz. Dreh weiter -3,4,5,6MHz... - bis du zu 9 MHz kommst. Nun schaltest du
den Eichmarkengeber auf die zweite Stufe; von nun an geht's in
Hunderter-Schritten weiter: 9.100, 9.200, 9.300, 9.400, 9.500 - Stopp!
Nochmal umschalten; jetzt in Zehner-Schritten weiter: 9.510, 9.520, 9.530 -
wieder eins zurück, wieder eins rauf, jetzt hast du das Gefühl für den
Abstand von 10kHz und kannst "nach Gefühl" halbieren: Voila, du bist auf
9.525. Sofern der Empfänger nicht allzusehr driftet, stehen deine Chancen gut, auf der richtigen Frequenz zu sein - oder doch zumindest einigermaßen
dort.
Andersrum war's eine Qual. Du stehst auf einer bestimmten Frequenz. Jetzt pfeifst du dich immer um 10kHz rauf (oder runter) und schaltest jedesmal den "Hunderter" dazu, um zu merken, wann du bei einer Hunderter-Frequenz bist.
Das Ganze dann nochmal mit den "Tausendern" - und wenn du dich nicht
verzählt hast, weißt du hinterher, auf welcher Frequenz jene Station war, die du jezt endgültig verloren hast (und garantiert beim Wieder-Hin- Tasten
nicht mehr findest).


Und das mit dem Lineal habe ich auch nicht ganz verstanden.

Stell dir ein Gerät wie den TRIO 9R59 vor. Der hatte eine von 1 bis 1000
geteilte (nicht geeichte!) Skala. Du gingst also auf ein Segment (z.B.
3-15MHz), und drehtest so lang herum, bis zu eine eindeutig zu
identifizierende Station gefunden hast. Zum Beispiel: Den Österreichischen
Rundfunk auf 6.000. Der war bei der Skalenmarke 210. Dann hast du
weitergedreht und bei 6.145 die Schweiz gefunden. Die war bei Skalenmarke
280. Je mehr Fixpunkte du hattest, umso besser. Jetzt hast du auf einem
Blatt Papier eine Linie gezogen (oder dir ein Lineal gemacht) und die
Strecke in tausend Einheiten geteilt. Bei 210 war 6.000, bei 285 war 6.145 - also betrug der Abstand zwischen 210 und 280 (=75 Einheiten) 145 kHz. Die
hast du nun interpoliert. 7,5 Einheiten sind 14,5 kHz, also  beträgt der
5kHz-Rasterabstand nicht ganz 3 Einheiten. Danach hast du deine "Skala"
gezeichnet. Lag beim nächsten Einschalten die 6.000 nicht genau bei 210 (der
Schlupf der Transmission, die Empfänger-Drift...), hast du die Differenz
beim Interpolieren mit berücksichtigt.

Für den TRIO gab's übrigens später eine "Stabi-Röhre". Da ging dann nach
zwei, drei Betriebsstunden (je nachdem ob Sommer oder Winter bzw. der
jeweiligen Zimmertemperatur) die Drift auf bis zu 20 kHz runter! Das war
phänomenal! Da wusste man ja fast schon, wo man stand...

Dass du meinen Kommentar über die Zukunft vermisst hast, tut mir leid. Über das, was bestimmt kommt, unterhalten sich aber in diesem Forum ja ohnedies lauter Fachleute. Und manche von denen lesen beim Blick in die Kristallkugel
sogar mehr heraus als ich...

73 de Wolf
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