[A-DX] Wort zum Sonntag: "Weltempfänger" ;-)

[Herbert Meixner <hmeixner@xxxxxxxxx>]

In der WE-Ausgabe der "Salzburger Nachrichten" vom 30.10.04 wird in der 
Rubrik "Fliehers Journal" auf Seite 14 unter der Überschrift 
"Weltempfänger" folgendes geschrieben:

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"Das ist alles nicht mehr wie früher", sagt der hagere Grauhaarige. Sein 
beiger Staubmantel hängt zerknittert von schmalen Schultern. Ich setze mich 
zu ihm. Alle anderen Tische im improvisierten Gastgarten sind frei. Mich 
aber zieht das kleine Radio an auf dem Tisch vor dem Grauhaarigen. 
Volksmusik läuft. Der Grauhaarige verwendet Worte aus einer Welt, die noch 
weiter zurück liegt als mein Gestern. Er sagt "Fremdenzimmer" zu den Suiten 
im Österreichischen Hof. Er sagt "Sommerfrischler" zu den hastenden 
asiatischen Touristen. Und zu seinem Radio sagt er "Weltempfänger".

Aber er hört "eh immer nur den Regional". Egal wohin man in Österreich und 
ein paar Kilometer hinüber über die Grenzen kommt, die jetzt keine mehr 
sind, immer ist "der Regional" reinzukriegen. Seit einiger Zeit heißt der 
Sender "Österreich 2", was kein Mensch so sagt. Dem Neumodischen, das sein 
musste, weil es zur einheitlichen Werbelinie des Staatsfunks passt, muss 
man sich ja nicht überall unterwerfen, jedenfalls nicht bei und in der 
Region. Und schon gar nicht muss das sein, wenn das Neumodische keinen Sinn 
macht. Wo soll "Österreich 2" sein? Wo "Regional" ist, weiß jeder.

Der Grauhaarige hält sein Regionalradio mit der Linken fest umschlungen wie 
ein hilfsbedürftiges Lebewesen. Dann hebt er die Hand und will zur 
Stiegl-Flasche (= Biermarke, eigen.Anmerk.) greifen. Sofort wird der 
Empfang im Radio schlechter. "Die peilen mich an", flüstert er. 
Störgeräusche, die "von überall, sogar aus dem Weltall" kommen, machen es 
unmöglich, den Namen der Gruppe zu hören, die gerade angekündigt wird. Wenn 
der Grauhaarige die Hand hebt, bricht sein Weltempfängersystem zusammen. 
Der Regional geht nicht mehr rein. Bis zum Zigarettenpackerl ist es eine 
Armlänge, bis zum Bier eine Handlänge. Ein paar Sekunden schwebt seine Hand 
zittrig: Zigarette? Bier? Radio? Dann umschlingt er das Radio wie eine 
Muschel, die ihr Fleisch schützt oder so wie man Neugeborene aus dem Bett 
nimmt, bevor man es an die Brust drückt. Die Hand bildet eine Schutzschicht 
zum Rest der Welt, damit keine falsche Peilung passiert. Und damit der 
Lieblingssong empfangen werden kann für den Rest des Lebens.

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Meine Meinung:
Ein paar Mal lesen und manch "augenzwinkernde Verbindung" findet sich ;-)

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Apropos "Weltempfänger"

Ein 'wirklich solchener' wird diesmal, so laut Aussage in der Sendung 
'Unter uns gesagt' der DW, nach Bad Leonfelden in Oberösterreich geschickt.

Mit Gruß,
Herbert




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