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[A-DX] dw-tv - Repräsentant seines Landes?


  • Subject: [A-DX] dw-tv - Repräsentant seines Landes?
  • From: Thomas Kamp <1step@xxxxxx>
  • Date: Thu, 03 Jun 2004 00:44:11 +0200

In der FAZ vom 2. Juni war ein Beitrag zu lesen, der nachdenklich stimmte. Weil er von einem FAZ-Korrespondent geschrieben war, der sich nicht in Bonn, Berlin oder Bergdorf aufhält, sondern in Bolivien, in La Paz - Frank Schwarzbauer. Der sozusagen die "Außensicht" hat. Und wohlmöglich dw-tv per `satellite dish´ empfängt. Häää? DW-TV? Auf Astra digital auch bei uns zu empfangen. Und warum dann diese Meldung via `A-DX´? Weil sich viele An-/Einsichten des Autors auch auf andere "Radio"-Aussendungen übertragen lassen... und Sinn & Unsinn manches Auslandsprogramms ins rechte Licht rückt.

Also. Viel Spaß beim Lesen - Tom, Köln



02. Juni 2004

Wenn man im Ausland lebt, ist man automatisch Repräsentant seines Landes. Der Eindruck, den man bei den Menschen hinterläßt, steht oft "für alle Deutschen". Folglich bemüht man sich, ein möglichst positives Deutschland-Bild zu hinterlassen und für sein Land zu werben. Nicht zuletzt ist die Deutsche Welle ein wichtiger Repräsentant Deutschlands. Und da staunt man, im Ausland lebend und hörend, daß das für Lateinamerika produzierte, spanischsprachige Programm des Senders eingestellt werden soll, nicht schlecht über die mangelnde Qualität, die dieser Sender währenddessen und nach wie vor in seiner Heimatsprache produziert. Und man fragt sich, ob das in Deutschland überhaupt bekannt ist.

*Sprecher ohne Teleprompter*

So möchte man zunächst annehmen, daß zumindest ein fehlerfrei gesprochenes Deutsch ausgestrahlt würde. Doch weit gefehlt. Da gibt es zum Beispiel einen Nachrichtensprecher, der das "s" wie ein "ß" spricht und Sätze formuliert wie: "Was können Sie uns sagen zum Stand der Lage?" Hat die Deutsche Welle keinen Teleprompter für den Mann? In einem Autotest sprach eine Dame aus dem Off: "dank dem Geländewagen von Porsche". Nun wird in mancher deutschen Landschaft bekanntermaßen der Genitiv verweigert, aber muß das auch bei internationalen Ausstrahlungen die Regel sein?

Politische Interviews übernehmen bei der Deutsche Welle in der Regel zwei Reporterinnen. Die eine wirkt altbacken und fragt emotionslos nach Schema F, die andere weiß nicht immer, was ihr Gegenüber eigentlich von Beruf ist. Schwierig wird es auch, wenn der Gast eine Frage, die für später vorgesehen war, schon im Zusammenhang mit einer anderen beantwortet hat. Denn die geplante und bereits beantwortete Frage kommt garantiert noch einmal. Und die Antwort auch, merkt ja keiner.

*Am Wochenende Nachrichten der Woche*

Die Aktualität der Nachrichten läßt zudem zu wünschen übrig. Um wirklich aktuell informiert zu werden, muß man nicht das deutsche Programm der Deutschen Welle, sondern die BBC schauen. So etwas wie "Breaking News" gibt es bei der Deutschen Welle so gut wie nie - eine Ausnahme war der Anschlag am 11. September 2001. Am Wochenende bekommt man noch einmal dieselben Nachrichten vom Vortag zu sehen. Wahrscheinlich haben die Redakteure am Wochenende frei.

Warum nur, fragt man sich da als Zuschauer, leistet sich Deutschland einen derart schlechten Repräsentanten mit einem so ärmlichen Programm? Wenn tatsächlich zu wenig Geld da ist, sollte man vielleicht überlegen, ob man es nicht einfach vollständig mit der Übernahme von Sendungen der anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten versucht. Im Gesamtbild erscheint der Sender (von Ausnahmen wie Alexander Kudaschef und den Wirtschaftsjournalisten abgesehen) ziemlich emotions- und motivationslos. Das Deutschland-Bild, das er vermittelt, entspricht leider dem Klischee vom humorlosen und kalten Deutschen ganz und gar. Brächte die BBC ausführliche Deutschland-Nachrichten, man könnte leicht auf Fernsehen der Deutschen Welle verzichten.



Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.06.2004, Nr. 126 / Seite 42
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