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[A-DX] Good morning, Gasa!


  • Subject: [A-DX] Good morning, Gasa!
  • From: "paul gager" <aon.912332257@xxxxxx>
  • Date: Sun, 9 Oct 2005 18:28:41 +0200

(Medienpolitik im Nahen Osten)

Aus der "Jüdischen Allgemeinen Zeitung"  von Wladimir Struminski

Auf Sendung: das palästinensische Militärradio Al- Karama

Good morning, Gasa!

Fadi Radwan hat einen neuen Job: Er ist Nachrichtensprecher bei Radio Al- Karama in Gasa. Radwans Arbeitgeber und Dienstherr ist der palästinensische Innenminister Nasser Yussuf. Al- Karama- seit wenigen Wochen im Äther- gehört den palästinensischen Sicherheitskräften, die unter Yussufs Kommando stehen. Neben Radwan haben zwanzig andere Bewohner des Gasastreifens, zwölf Männer und acht Frauen, Anstellung bei dem palästinensischen Militärsender gefunden. Der Sendebereich ist begrenzt: Neben Gasa erreicht Al-Karama den Süden der Westbank, ist im nördlichen Westjordanland dagegen nicht mehr zu hören.

Da wäre auch ein Vergleich mit den Kollegen vom israelischen Armeesender Galei Zahal hochgegriffen. Schließlich verfügt die israelische Konkurrenz über eine Redaktion von 170 Soldatinnen und Soldaten, zwei separate Programme und ein Millionenpublikum, das die Nachrichtensendungen, die Interviewprogramme und nicht zuletzt die Musik schätzt. Dem gegenüber sendet Al- Karama mit achtzehn Programmstunden am Tag nicht einmal auf einer Frequenz rund um die Uhr. Das Nachrichtenangebot ist beschränkt. Aber man darf annehmen, daß den Programmverantwortlichen von Al- Karama die Erfolgsmixtur der Israelis bekannt ist. Ein Sprecher des palästinensischen Innenministeriums sagt: "Wir lernen von allen." In naher Zukunft will der palästinensische Militärsender auch Sendungen auf Englisch und Hebräisch ausstrahlen. Bis er in die Superliga des nahöstlichen Äthers aufsteigt, vergeht aber noch etwas Zeit.

Zumal der Wettbewerb auf dem palästinensischen Rundfunkmarkt stark und nicht auf Sender aus den Autonomiegebieten begrenzt ist. So etwa, sagt der israelische Medienforscher und Experte für palästinensische Medien, Mustafa Kaba von der Offenen Universität in Raanana, hören viele, vor allem junge Palästinenser Radio Schams: Der israelisch- arabische Sender aus Nazareth sendet leichte Musik und macht dem populären Radio Al- Muas im palästinensischen Ramallah ernsthaft Konkurrenz. Im Bereich der informationsorientierten Sender hören viele Palästinenser neben der offiziellen "Stimme Palästinas" auch den arabischen Dienst der BBC. Sogar das arabische Programm des israelischen Staatsrundfunks hat unter Palästinensern treue Zuhörer.

Auf politischer Ebene wird die Gründung von Al- Karama von vielen Palästinensern als ein Versuch der Sicherheitskräfte aufgefaßt, ein Gegengewicht zu den Radiosendern der fundamentalistischen Hamas und des Islamischen Dschihad aufzubauen- und eine von der Palästinensischen Nationalbehörde und der "Stimme Palästinas" unabhängige Funkpostille obendrein. Unter bestimmten Umständen könnte der Sender auch eine direkte militärische Bedeutung erlangen. "Die palästinensischen Sicherheitskräfte umfassen Zehntausende von Waffenträgern", erklärt ein israelischer Sicherheitsexperte. "Al- Karama könnte bei der Befehlsübermittlung oder einer generellen Mobilmachung dem Innenministerium einen wichtigen Zeitvorteil verschaffen, falls der latente Konflikt mit der Hamas in einen Bürgerkrieg ausufert."

73
Paul
(Rosch Haschana 5766)


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