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Re: [A-DX] dab
- Subject: Re: [A-DX] dab
- From: "Andreas Wohlhaupter" <andreas.wohlhaupter@xxxxxx>
- Date: Wed, 22 Jun 2005 10:10:11 +0200 (MEST)
Hallo, meine Erfahrungen mit DAB sind sehr zwiespältig. Sorry für den langen Text, aber vielleicht interessiert es ja jemanden. Ansonsten DEL-Taste benutzen. Positiv hervorheben muss man, dass man tatsächlich outdoor schon bei kleinen Sendeleistungen guten Empfang hat, und dass v.a. in hügligen oder bergigen Gegenden DAB enorme Vorteile gegenüber UKW hat. In Tirol ist der gesamte Streckenabschnitt von der deutschen Grenze über Innsbruck zum Brenner mit genau 2 DAB Sendern (Patscherkofel 1kW, Seegrube 0,25kW) mit 4 Programmen versorgt. Im Endausbau wären zwar sicher noch ein paar Füllsender nötig, aber im Vergleich zu UKW ist das eine enorme Ersparnis. Auf der Strecke hat man auf UKW einen 50kW Sender und zig Füllsender und doch immer noch kein störungsfreies Signal. Mit 192kbps klingen die Programme dann auch recht ordentlich. Im flachen Land kommt dieser Vorteil sicher nicht so zur Geltung, aber hier bei uns im eher bergigen Land ist UKW Empfang oftmals kein Hörgenuß mehr. Da bräuchte es noch viele viele Füllsender auf UKW. Überrascht hat mich auch, dass trotz des hohen Frequenzbereichs und der mickrigen Sendeleistungen ebenso Tropo-Überreichweiten statt finden. Das Lokalensemble Augsburg ist bei mir regelmäßig zu Gast, die UKW Lokalsender sind da oft noch lange nicht zu hören. Interessant also, dass es auf 1400 MHz noch troposphärische Überreichweiten gibt, diese tlw. sogar stärker ausgeprägt zu sein scheinen. Selbst das Lokalpaket Mainz hat es schon bis nach Rosenheim (Oberbayern) geschafft. Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen sind im Herbst regelmäßig zu hören, ähnlich, wie das auf UKW auch der Fall ist. Ein Wunder bei diesen mickrigen Sendeleistungen (< 1kW, vor allem bei grenznahen Sendern wegen Richtwirkung oft deutlich unter 1kW). Wenn man mal einen fairen Vergleich einer UKW- und einer DAB Abstrahlung machen kann (also nicht 1kW DAB gegen 100kW UKW, sondern 1kW DAB gegen 10kW, was realistischer ist), dann sieht man, dass DAB eigentlich nur dann Aussetzer bekommt, wenn auch das UKW Signal jenseits von gut und böse ist. Bei vernünftigen Sendeleistungen wäre DAB zumindest für den Ottonormalhörer sicher nicht schlechter. Für den DXer natürlich dennoch, da die "Grasnarbensignale" halt nicht mehr erkennbar wären. Was mich aber v.a. an DAB stört, und damit gehen die vielen "Abers" los: - Die Sendeleistungen sind zu gering, Indoorempfang ist sehr mühsam. Das wird sich aber in den kommenden Jahren ändern, dafür muss nur die rechtliche Grundlage geschaffen werden, mit mehr als 1kW senden zu dürfen. Dafür ist kommendes Jahr die Wellenkonferenz nötig. - Die Programmauswahl ist zu gering. Auch das soll sich nach der Wellenkonferenz ändern. Im Endausbau werden es dann im Band III 2 landesweite Pakete sein, plus 1 regionales Paket im Band III, plus optional 2 Lokalpakete im L-Band. Macht summa summarum ohne L-Band ca. 21 Programme pro Region, das sind gegenüber UKW, wo für gewöhnlich nicht mehr als 10 Programme pro Region auf Sendung sind (einstrahlende Programme von Nachbarregionen mal nicht einberechnet), schon eine kleine Steigerung, aber natürlich überhaupt nicht genug. Dazu kommt als Manko, dass der Overspill aus Nachbarregionen viel zu gering ist. Natürlich sind rundstrahlende 100kW Brutzler an der Grenze wie Ochsenkopf oder Brocken/Harz teilweise Relikte aus der Zeit des geteilten Deutschlands, wo man den Nachbarn mit "seinen" Sendungen beglücken wollte. Dennoch sollten auch im digitalen Zeitalter diese Overspills fotgeführt werden. In einem frühen Dokument wurde dies auch gefordert, aber anscheinend über die Jahre über Bord geworfen. Das finde ich sehr schade, denn das trifft nicht nur DXer, sondern auch Normalhörer, die eben gewohnt sind, den SWR auch in NRW zu empfangen und umgekehrt WDR Programme in RLP oder Hessen. In diesem Punkt sehe ich allerdings auch keine Verbesserung. Die Kanäle werden auf so kurze Distanz wiederverwendet, dass man technisch gar keine Chance hätte, die Einzüge rauszunehmen zugunsten des Overspills. Das gäbe bei Tropo-Überreichweiten ein einziges Chaos. 12D gibt es sowohl in Bayern als auch in NRW. Wer bisher Programme aus beiden Regionen empfängt, muss sich künftig für eine der beiden entscheiden, auch wenn die Leistungen noch so hoch sein werden. Hier bei mir werden die Überreichweiten aus Baden-Württemberg irgendwann der Vergangenheit angehören, wenn auf 12B auch das Ensemble Salzburg auf Sendung geht. Dass man dieses enge Raster nicht zu Gunsten größeren Overspills gelockert hat, sehe ich als größtes Manko. - Was eigentlich eine Folge der Kapazitätsknappheit ist, scheint sich bei DAB voll einzubürgern: Programme mit viel zu knapp bemessener Bitrate. Während man bei 192kbps noch darüber diskutieren kann, wie CD-nah diese Qualität ist, sind bei 128kbps nun wirklich Grenzen jeden guten Geschmacks überschritten, auch wenn man noch so gute Encoder einsetzt. Bayern mobil mit seinen 128kbps klingt zwar überraschend gut, CD-nahe Qualität ist das aber allemal nicht und wäre nicht der störungsfreiere Mobilempfang, würde UKW in allen Belangen besser klingen. SO wird das nichts. - Als einen der größten Fehler erachte ich, dass sich die beiden Lobbies DAB/DMB und DVB-T/H nie auf einen gemeinsamen Standard einigen konnten. So unterschiedlich sind beide Systeme nicht, dass man das nicht hätte tun können. So hat man nun die Situation, dass DAB mit Hörfunk alleine nicht auf die Beine kommt, dafür umgekehrt das wegen TV-Empfang attraktivere DVB-T keine Hörfunksender ausstrahlt. Mit einem gemeinsamen Standard hätten jetzt schon alle Digital-TV-Nutzer auch Radio an Bord und die Zahl der Digitalradio-Nutzer wäre deutlich höher. Das war nochmal mein Senf zu DAB, sorry für den langen Text. Viele Grüße, Andreas -- Weitersagen: GMX DSL-Flatrates mit Tempo-Garantie! Ab 4,99 Euro/Monat: http://www.gmx.net/de/go/dsl -- ----------------------------------------------------------------------- Diese Mail wurde ueber die A-DX Mailing-Liste gesendet. Admin: Christoph Ratzer, OE2CRM http://www.ratzer.at ----------------------------------------------------------------------- Private Verwendung der A-DX Meldungen fuer Hobbyzwecke ist gestattet, jede kommerzielle Verwendung bedarf der Zustimmung des A-DX Listenbetreibers.
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