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[A-DX] Königs Wusterhausen


  • Subject: [A-DX] Königs Wusterhausen
  • From: Herbert Meixner <hmeixner@xxxxxxxxx>
  • Date: Mon, 30 May 2005 16:58:01 +0200


Falls die Dinge so geschehen wie hier unten beschrieben, ein bezeichnender Ausdruck unserer Zeit!

Mit Gruss,
Herbert

NS: Ich hoffe, OM Rolender und die Kurier-Redaktion sind mit der Weiterleitung des Artikels einverstanden.

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Quelle: ?Radio-Kurier - weltweit hören®?
Nr. 6 / 2005, 1.Juni 2005

Editorial

Kennen Sie Königs Wusterhausen?

?Natürlich, was soll die Frage??werden Sie als Leser der Zeitschrift ?Radio-Kurier ? weltweit hören?denken. Ich möchte nicht Ihnen, den Funkinteressierten, sondern dem Vorstand der Deutschen Telekom AG, diese Frage mit drängendem Unterton stellen. Eine bejahende Antwort kann ich mir kaum vorstellen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass in diesem fünfköpfigen Gremium irgend jemand etwas mit Rundfunk am Hut hat, von Rundfunkgeschichte ganz zu schweigen. Eine Erklärung dafür, dass der Vorstand der Deutschen Telekom AG beabsichtigt, ein Stück kulturelles Welterbe platt zu machen, kann wohl nur mit technischer Inkompetenz und/oder alles beherrschender Profitgier zusammenhängen. Unerfreulicher Fakt ist jedenfalls, dass die Deutsche Telekom als Vermieter eine Fortsetzung des seit fünf Jahren laufenden Mietvertrages für das Gebäude des Sender- und Funktechnikmuseums in Königs Wusterhausen ablehnt. Am 31. Juli 2005 soll Schluss sein mit lustig Rundfunk. Fakt ist aber auch, dass der Förderverein ?Sender KW?e.V. als Mieter seit Monaten auf eine Verlängerung des Mietvertrages gedrängt hat. Die Antwort des Vermieters bestand zunächst aus Hinhaltetaktik
ohne Aussage und gipfelte dann in einer kurzfristigen Ablehnung.
Ein Umzug an irgendeinen anderen Standort ? wie von manch einem wohlwollend angeboten ? kommt für das Museum nicht in Frage. Das Sender- und Funktechnikmuseum besteht aus weit mehr als aus einer Sammlung von technischer Ausrüstung. Unter Leitung von Hans Bredow ging von hier im Dezember 1920 das erste Rundfunkprogramm in den Äther. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde der Funkerberg technisch ausgebaut, dem jeweiligen Stand der Technik folgend. Es handelt sich also um den authentischen Ursprung des deutschen Rundfunks. Da müsste man schon den gesamten Funkerberg mit seinen drei Senderhäusern
und dem letzten verbliebenen Antennenmast umsetzen. Nicht nur im Museum ? dem
ehemaligen Senderhaus 1 ? auch in den anderen beiden Senderhäusern ist noch ein Teil der Lang-, Mittel- und Kurzwellensender erhalten. Zusätzlich zum ursprünglichen Bestand sind eine Mittelwellen-Endstufe von Telefunken und ein 250-kW-Mittelwellensender des Funkwerks Köpenicks ausgestellt. Man verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Senderöhren, von welchen nur ein Teil ausgestellt werden kann, und ein tonnenschwerer Dieselgenerator gehört ebenfalls dazu. Dann wären da noch diverse einmalige Baugruppen und Komponenten
der Sendetechnik, Ton- und Bilddokumente sowie ein Archiv.
Königs Wusterhausen steht für den weltweiten Rundfunk unter dem Einfluss unterschiedlicher Gesellschaftssysteme mit all ihren Licht- und Schattenseiten. Wer solche zeitgeschichtlichen Objekte unter dem Vorwand der Wirtschaftlichkeit abschaffen will, braucht am Ende nicht heuchlerisch Verwunderung darüber auszudrücken, dass eine mäßige Allgemeinbildung und
eine ?No Future? Mentalität unter Jugendlichen vorherrscht.
Ein Teil des Funkerberges steht übrigens unter Denkmalschutz, was inzwischen eher von symbolischer Bedeutung sein dürfte. Die Brandenburgische Landesregierung hat mit dem kürzlich verabschiedeten Gesetz zum Denkmalschutz und der darin enthaltenen Wirtschaftlichkeits- Klausel (§7 ?BbgDSchG?) den Bestandsschutz praktisch aufgehoben. Und da sind wir genau am Punkt: Die Landesregierung von Brandenburg kennt Königs Wusterhausen. Manfred Stolpe ? damals noch Ministerpräsident ? und andere Politiker von Bund, Land und Kommune sind dort gewesen und haben nette Worte gefunden. Genützt hat es freilich nichts. Rahmenbedingungen
für eine nachhaltige Entwicklung haben sie nicht geschaffen.

Gerhard Roleder
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