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[A-DX] Zwei interessante Artikel in der Berliner Zeitung


  • Subject: [A-DX] Zwei interessante Artikel in der Berliner Zeitung
  • From: Arnulf Piontek <dx@xxxxxxxxxxx>
  • Date: Thu, 12 May 2005 19:12:48 +0200

Liebe Rundler!

Nachfolgend zwei interessante Artikel, die gestern und heute in der Berliner Zeitung
http://www.berlinonline.de

erschienen sind.

'73, OM Arnulf

Berlin

dx@xxxxxxxxxxx


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Donnerstag, 12.05.2005

Mongolen bekommen Meinungsvielfalt
Radio und TV werden öffentlich-rechtliche Sender

epd

Wenn mongolische Hirtenfamilien mit ihren Kaschmirziegen und Yakherden über Grasland und Berge ziehen, sind das Radio und der kleine Fernseher in der Jurte oft die einzige Verbindung zum Rest der Welt. Ein flächendeckendes Mobiltelefonnetz existiert nicht, und die Entfernungen sind gewaltig in dem Steppenstaat, der fünf Mal so groß wie Deutschland ist. Wenn sie die Frequenzen einer der beiden staatlichen Sender einstellen, erfahren die 2,5 Millionen Mongolen allerdings nur die offizielle Regierungsmeinung.

Nach dem Ende der kommunistischen 
Einparteien-Herrschaft vor 15 Jahren wurden zwar 
private Fernseh- und Radiostationen zugelassen. 
Den nationalen Rundfunk habe aber weiterhin "jede 
Führung als Instrument ihrer Macht behandelt", 
sagt Chonai Kulanda, Chefin des nationalen 
mongolischen TV-Senders. Jetzt sollen neue Zeiten 
anbrechen: Am 1. Juli tritt ein neues 
Rundfunk-Gesetz in Kraft, das mehr 
Meinungsvielfalt bei den Staatssendern verspricht.
Rückkehrer aus Deutschland

Die Reform verwandelt Staatsradio und Staatsfernsehen in öffentlich-rechtliche Sender, die von einem Rundfunkrat - ähnlich wie in Deutschland - überwacht werden. Im neuen Gremium sollen Vertreter von wissenschaftlichen Institutionen, Sportverbänden, Umweltgruppen und anderen Vereinen sitzen und für unabhängige Berichterstattung sorgen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk werde kritischer als bislang informieren, kündigt TV-Chefin Kulanda an. Auch heikle Themen wie Armut und Umweltprobleme im Land würden nicht ausgelassen.

Zu den Gruppen, die sich um einen Sitz im 
Rundfunkrat bewerben, gehört unter anderem die 
Vertretung der rund 25 000 Mongolen, die in der 
früheren DDR und der Bundesrepublik studiert und 
gearbeitet haben.Viele Rückkehrer sitzen 
mittlerweile auf wichtigen Posten des Staates und 
greifen auf Erfahrungen aus Deutschland zurück. 
"Wir sind ein Teil der mongolischen 
Zivilgesellschaft", sagt der Vorsitzende der 
"Mongolisch-Deutschen Brücke", Batmunkh. "Und wir 
wissen, wie ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk 
aussieht."

Kopfschmerzen bereitet die Frage, wie der 
Reform-Rundfunk bezahlt werden soll. Ein Drittel 
des bisherigen Etats stammte aus Werbeeinnahmen. 
Doch Werbung soll es nach dem bisherigen 
Gesetzentwurf nicht mehr geben. Aber die 
Staatskassen sind leer, und viele Mongolen können 
sich teure Rundfunkgebühren nicht leisten. (epd)
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Mittwoch, 11.05.2005

Rosenkränze am Telefon

Ein Gericht in Rom fällt ein Urteil gegen Radio Vatikan

ROM, 10. Mai. Die Idylle ist gestört, der Vatikan 
und Italien streiten wieder ein bisschen - nach 
der langen Harmonie wegen der Trauer um den alten 
und der Freude über den neuen Papst. Der Fall, der 
sich wie eine Bagatelle anhört, geht so: Radio 
Vatikan, auch "Stimme des Papstes" genannt, hat in 
Cesano im Norden von Rom eine der weltweit 
stärksten Sendeanlagen stehen: 58 Antennen auf 425 
Hektar Land. Die Anlage ist so stark, dass die 
Anwohner, ohne dass sie Radio Vatikan 
eingeschaltet haben, Radio Vatikan hören. Am 
Telefon, an den Gegensprechanlagen ihrer Häuser, 
in ihren Computern. Zuweilen ist es ein 
Rosenkranzgebet, zuweilen eine Messe vom 
Petersplatz, manchmal sind es auch gregorianische 
Chöre.

Die Anwohner haben sich deshalb beschwert bei der 
Justiz, haben einen Prozess bemüht gegen Radio 
Vatikan. Das war vor sechs Jahren. Der Vatikan 
wehrte sich, berief sich auf die 
Extraterritorialität des Sendegeländes. Es gehört 
dem Heiligen Stuhl. Seit 1951, seit Italien die 
425 Hektar von Santa Maria di Galeria zum 
vatikanischen Hoheitsgebiet erklärt hatte. Und so 
fühlte man sich im Vatikan denn auch nicht 
verantwortlich vor italienischen Richtern.
Gefährliche Strahlen

Nun hat die römische Richterin Luisa Martoni am Montagabend erstinstanzlich ein revolutionäres Urteil gesprochen: Padre Pasquale Borgomeo, der Generaldirektor des Senders, und Kardinal Roberto Tucci, der Präsident des Verwaltungskomitees von Radio Vatikan, sind zu einer zehntägigen, freilich aufgeschobenen Haftstrafe verurteilt worden. Das Urteil beruft sich auf Paragraf 674 des Strafgesetzes, der eigentlich vom Wurf mit gefährlichen Gegenständen handelt. Gemeint sind in diesem Fall elektromagnetische Strahlen.

Das ist eine historische Premiere, vielleicht aber 
auch nur der Auftakt für ein brisantes Nachspiel. 
In Cesano nämlich, so behaupten die 
Anwohnervereinigungen, haben sich die 
Leukämiefälle bei Kindern unverhältnismäßig stark 
gehäuft. Ein neuer Prozess droht, das Dossier 
liegt bei der Staatsanwaltschaft, und diesmal 
ginge es um fahrlässige Tötung. Vor vier Jahren 
meinte der damalige italienische Umweltminister, 
man müsse Radio Vatikan sofort den Stecker 
rausziehen, die Antennen abmontieren, wegen der 
Umweltverseuchung.

So weit wird es wohl nie kommen. Aber eine kleine 
Sendestörung läuft schon. Man könnte es auch eine 
Sendungsstörung nennen. Es ist zwar nicht 
überliefert, ob die Wellen von Radio Vatikan die 
Treue der Menschen aus Cesano zur katholischen 
Kirche geschmälert haben. Sie prägen aber ihr 
tägliches Leben. Nach Cesano fährt eine 
Schnellbahn für Pendler. Die Züge sind 
Spezialfabrikate. Der Lokomotivführer kann die 
Elektronik ausschalten bei der Einfahrt in Cesano, 
für alle Fälle. Beten allein reicht nicht für eine 
heile Ankunft.
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