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[A-DX] Wird die Reise dort hingehen? - Sind wir nicht schon längst da?


  • Subject: [A-DX] Wird die Reise dort hingehen? - Sind wir nicht schon längst da?
  • From: Christof Proft <christof.proft@xxxxxx>
  • Date: Mon, 02 May 2005 17:44:46 +0200

Hallo,


Informationen über Lieder, Staumeldungen oder Werbung: Auf dem Handy
 wird das Radio der Zukunft sichtbar gemacht.

Das ist doch schonmal ein guter Ansatz. Wo hab ich schonmal Ähnliches
gelesen? Hieß das Ding nicht "DRM-Roll-Out-Atlas"? Mit der "Überholspur
auf der Hörfunkautobahn" oder so ähnlich?

Radio ist bislang eine Angelegenheit der Ohren. Doch der finnische Handyhersteller Nokia will jetzt auch die Augen seiner Kunden ansprechen. Visual Radio (VR) heißt die neue Technik, bei der
begleitend zum aktuellen Radio-Programm eines Senders Informationen
auf das Mobiltelefon gesendet werden. Als erster deutscher Anbieter
startet der hessische Sender Hitradio FFH sein VR-Angebot im Sommer.

Das ist doch schön. Eröffnet neue Möglichkeiten. Bisher konntest Du nur
von einem Vieltelefonierer mit Handy am Ohr über den Haufen gefahren
oder von einem "Simsenden" Jugendlichen umgerannt werden. Mit einer
weiteren handybasierten Beschäftigung dürfte der Strassenverkehr
spannender werden. Muß auch sein. Schließlich sinken die Unfallzahlen
seit Jahren stetig.

"Im digitalen Zeitalter angekommen"

Aha. Sind wird das nicht schon lange? Lesen wir mal weiter.

Mit VR können Hörer abstimmen, welcher Musiktitel als nächstes
gespielt werden soll, oder Informationen zum aktuell gespielten Titel
und Interpret abfragen.

Da gab es früher so Dinger, die hingen an einem Kabel, ich erinnere mich
dunkel, Telefon hießen die wohl. Da konnte man mit so einer komischen
Scheibe Nummern wählen, reinsprechen und hören, meistens das
Besetztzeichen, aber wenn man dann quatschen konnte, wurde das immer
ganz schnell ganz teuer. Ich glaube, das wollen die wieder einführen,
nur ohne Kabel, weil Kabel ist unrentabel (habe ich irgendwo gelesen).
Aber teuer ist wichtig.

Aber auch damals gab es schon Sender, die spielten Musik, da konnte man
auch anrufen und sich Titel wünschen. Es gab auch immer irgendwo
jemanden beim Sender, dem man sein Herz ausschütten konnte,
"Hörertelefon" hieß das, Kabel war da auch immer dran, meine ich.
Da brauchte man nur die normale Telefongebühr zu bezahlen, keine 45,87
Cent pro Achtunddreißgstel Dekasekunde, wahrscheinlich war das nicht so
spannend... Und deshalb sind diese Sendungen immer weniger geworden.

Die Informationen erscheinen auf dem Handydisplay. Auch Radiowerbung
kann so künftig parallel zum Programm visualisiert werden.
Klingeltöne und Musiktitel können heruntergeladen, Staumeldungen abgefragt werden. "Das Radio ist im digitalen Zeitalter angekommen",
 sagt FFH- Geschäftsführer Hans-Dieter Hillmoth. "Unser Radio lebt
von der Interaktivität -- und da ist VR ein wichtiger Baustein."

Wichtig. Mein Radio muß klingeln können. Sonst verpasse ich noch was.
Das könnte dann wirklich schlimm sein...

"Breite Zielgruppe"

Seit die Handys immer mehr zu Alleskönnern werden, ist mit vielen
auch das Radiohören möglich. Nach einer Expertenumfrage des Verbands
der deutschen Internet-Wirtschaft eco meinen 74 Prozent der
Befragten, dass das Handy-Radio künftig im Alltagsleben eine Rolle
spielen wird. VR könnte dazu einen Beitrag leisten. "Wir haben eine
breite Zielgruppe im Auge", sagt Nokia-Produktmanager Raoul Rotarius.
Tendenziell seien die Nutzer aber eher jünger.

Aha. Vielleich bin ich doch zu alt. Oder nicht breit genug. Oder beides. Prost!

FFH-Geschäftsführer Hillmoth meint, das Mobiltelefon "wird ein
wichtiges Endgerät für uns Hörfunker werden". VR sei eine gute
Möglichkeit, die Radio-Akzeptanz per Handy zu erproben.

Jau. Kostprobe gibt es jeden Tag im Bus. Schließlich klingeln die Dinger
schon lange nicht mehr, sondern brüllen, bellen oder trällern das
"Schnappi"-Lied. Dank MP3-Wiedergabe erlebt man neuerdings den vollen
wummernden Sound des enormen Klangkörpers "Handy". Genialer Hifi-Sound,
da gibbet wat auf die Ohren, wa (wie der Rheinländer sagt). Ist auch
echt praktisch, brauche ich doch selber nicht mehr zu telefonieren, wenn
ich meine Umwelt stören will. Viel Arbeit gespart, und es bekommt nicht
mehr jeder mein ganzes Privatleben mit. Dudelfunk ist ja auch spannender.

Außerdem eröffne VR neue Werbemöglichkeiten.

Genau. Man hat ja jetzt einen Rückkanal. Damit kann man den Werbekunden
den Werbeslogan nachplappern lassen, bei richtiger Antwort wird das
"free-to-air"-Radio für die nächste halbe Stunde bis zum nächsten Jingle
freigeschaltet. Auf diese Weise lernen unsere Pisa-geschädigten Kids
wenigstens die Slogans, wenn sie sich dank Handykosten die Produkte
schon nicht mehr leisten können. Hauptsache, man erzeugt
"Multiplikatoren". Das mit den Multiplikatoren hat die BBC doch auch
gemacht, BBC ist ein großer Sender, da sind immer viele schlaue Leute.
Das kann also nicht so falsch sein.
Schließlich hat schon die Kommunikation über SMS dazu geführt, daß die
Kids wieder verstärkt lesen können müssen. Vielleicht doch nicht
verkehrt, das Ganze.

...

Mir erscheint die ganze Sache als der Versuch, nach der Sättigung des
Mobilfunkmarktes noch Umsatzsteigerungen zu generieren. Selbst
Klingeltöne werden halt mal langweilig.
Mal sehen, was draus wird. Langsam aber sicher beginnen die
unterschiedlichen Verbreitungswege des Mediums "Hörfunk" sich
gegenseitig zu kannibalisieren.
Man sollte vielleicht erst mal Techniken finden, um Hörer zu klonen.

Wer Ironie findet, darf sie behalten.

Viele Grüße aus Aachen

vy73

Christof
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