Re: AW: [A-DX] WG: RG58-Kabel

[Georg Lechner <glechner@xxxxxxxxxxxxxxxx>]

Werter OM Schuttkowski,

der eingebaute Empfängertod bei der PL-259 / SO-239 Kombination, die ja 
im Prinzip aus einem 4 mm Bananenstecker mit Überwurfmutter besteht, 
keine definierte Impedanz aufweist, und auch nicht wasserfest ist, 
funktioniert wie folgt:

Beim Anstecken stellt der Stift (Innenleiter) zuerst den Kontakt her, 
und erst danach die Überwurfmutter. Liegt nun am Innenleiter des 
Koaxkabels, an dessen anderen Ende ja die Antenne angeschlossen ist, 
eine Spannung, bedingt durch statische Aufladung (das können durchaus 
einige kV sein), geht diese zuerst an den Antenneneingang des 
Empfängers  und zerstört diesen, soferne es keine ausreichenden 
empfängerseitigen Schutzschaltungen gibt.  Die Ableitung dieser 
statischen Aufladung über die Überwurfmutter an das Gehäuse (Masse) des 
Gerätes, und dann weiter an die Betriebsserde, kommt auf jeden Fall zu 
spät. Als Notmaßnahme daher immer zuerst den Stift am Gehäuse des 
Empfängers entladen, und dann SCHNELL anstecken und Überwurfmutter 
anschrauben.

Die Alternative ist Umrüsten auf Stecker und Buchsen der Serie N, was 
bei allen Geräten problemlos geht, denn Lochabstände und Gewindemaße der 
Flansch-Gehäusebuchsen (es gibt auch solche mit Schraubgewinde) sind 
ident mit denen des SO-239, sodaß zumeist nur eine Lötstelle ab- und 
anzulöten ist. Fallweise gibt's noch eine zusätzliche Lötfahne für die 
Masseverbindung.  Schlechte Stecker kann ich mir nicht leisten, denn  
nur ein einziger Einsatz  einer Hebebühne oder Drehleiter für eine 
Steckerreparatur am Mast kostet locker mehr als das hundertfache eines 
guten Steckers, der präzise montiert ist, und im Freien eine Lebensdauer 
von gut 30 Jahren erwarten läßt.

Die Serie N gibt es in 50 oder 75 Ohm (Siehe Huber und Suhner), sie ist  
bis 10 GHz spezifiziert, und kostet nur wenig mehr als der  PL-259 / 
SO-239 Schrott. Die Stecker sind für die jeweilige Kabelart spezifisch, 
es gibt auch Winkelstecker, und vernünftige Hersteller legen für jedes 
Kabel eine eigene Einbauanleitung bei. Für Sonderkabel (ich verwende u. 
a. das S-12272 von H+S) gibt's Spezialwerkzeuge zum Ausborgen, denn 
Rigid-Kabel müssen für die Steckeraufnahme in mehreren Arbeitsgängen 
aufgebohrt werden, aber da sind wir schon weit im GHz-Bereich.

Die Kombination PL-259 / SO-239 jedoch stammt aus den späten 
Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts (da waren 50 MHz schon UHF, und 
bei 3-400 MHz war auch bei der Radartechnik Schluß mit lustig) und ist 
aus oben angeführten Gründen schon lange nicht mehr Stand der Technik, 
wird aber wegen der Massenträgheit der Funkamateuere, die nichts 
besseres kennen, noch immer verwendet.


Beste Grüße aus Wien!

Georg Lechner, OE1GLW
glechner@xxxxxxxxxxxxxxxx

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