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[A-DX] Interessanter Komentar aus Standard (war Fuer ORF-Hoerer/Seher in AUT)


  • Subject: [A-DX] Interessanter Komentar aus Standard (war Fuer ORF-Hoerer/Seher in AUT)
  • From: "daniel miskulnig" <daniel.miskulnig@xxxxxxxxx>
  • Date: Sat, 27 May 2006 15:21:30 +0200

Persönliche Anmerkung: Irgendwie scheint das alles mit dem Rücktritt vom
Gerd Bacher zu tun zu haben. Ich zumindest habe den Eindruc, dass der ORF
seit dem Antritt von Zeiler immer tiefer abrutscht.
Welche Karrierestatinen hatte übrigens Frau Lindner bevor sie
Generaldirektorin wurde? (Habe den Namen vorher nie gehört).
Mein Lösungsvorschlag wäre: Wir reduzieren die Mediengebüren um die Hälfte,
dee TV-Kanäle von 2 auf 1, reduzieren die Regionalsender auch um die Hälfte,
und bekommen  dafür ein wirklich nivauvolles und anhsehnliches Programm.
Die Cashcow Ö3 kann, wenn der Rest gut wird, von mir aus weiterexistieren.

Ist der ORF noch zu retten?

Den ORF gibt es ja nur als Verwaltungseinheit; als Programm besteht er aus
Radio, Fernsehen und Teletext, also aus einer ziemlichen Vielfalt von
"Medien", von "Kanälen".
Was hinter allen stehen (sollte), ist die öffentlich-rechtliche Verfassung,
die Idee des "public service", des bestimmten Qualitäten verpflichteten,
gesellschaftlichen
Programmauftrages. Und genau hier muss die differenzierende Analyse
ansetzen.

Dass es zum Beispiel Ö 1 gelungen ist, diesen großen traditionellen Anspruch
bis heute höchst kreativ und innovativ einzulösen, das habe ich noch nie
bezweifelt
gehört und findet auch international Beachtung.

Dieser Erfolg hat gewiss viele Ursachen; eine der wichtigsten mag eine
gewisse rundfunkpolitische Nischenexistenz sein. Weder die Parteizentralen
noch die
ORF-Spitze messen einem solchen Radioprogramm allzuviel Gewicht bei. Die
Wahnvorstellung, dass es eh nur um Fernsehen ginge, ist ja ubiquitär. Da Ö 1
werbefrei
ist, hängt seine "Rettung", sein Überleben, freilich auch mit dem
ökonomischen Schicksal des ORF als ganzem zusammen.

Und genau darum steht es nicht gut. Das hat mehrere, schwergewichtige
Gründe: obwohl vom Gebührenzahler ein im internationalen Vergleich gesehen
monatlich
hoher Betrag beglichen werden muss, erhält der ORF davon nur einen Teil.
Ein - je nach Bundesland unterschiedlicher - Betrag muss an diese
abgeliefert
werden.

Schlechte Traditionen

Das beruht auf alten, schlechten Traditionen, ist aber wohl kaum
reformierbar. Bekäme der Sender dieses Geld, von dem wir Hörer und Zuschauer
wohl selbstredend
annehmen, dass es ins Budget fließt, so hätten die Argentinierstraße, der
Küniglberg und die Landesstudios seit langem wohl einige Sorgen weniger.

Diese von uns "gefühlten" Kosten sind jedenfalls aus der Sicht der
ORF-Verantwortlichen höchst unerfreulich und für diesen imageschädigend.

So war der ORF in den vergangenen Jahrzehnten - bei stetig wachsendem
Programmangebot - strukturell immer unterfinanziert. Die politische Lösung
dafür war
nicht eine entsprechende Gebührenpolitik, sondern eine im internationalen
Vergleich ziemlich beispiellose Öffnung der ORF-Programme für die Werbung.

In den meisten öffentlichen Rundfunkprogrammen anderer Länder unterliegt die
Werbung strengen Restriktionen. So ist die Werbezeit für ARD und ZDF in
Deutschland
auf 20 Minuten pro Tag und die Zeit vor 20.00 h beschränkt.

Die Rundfunkwerbepolitik hierzulande kannte dagegen fast keine Grenzen - mit
katastrophalen Folgen. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs der Anteil des Budgets
aus Werbung auf 50 % an! Wie heftig dies von den ORF-Hierarchen auch immer
bestritten wurde - selbstverständlich hatte das Folgen für das Programm. Die
Werbung will präzise definierte Hörer und Zuschauer in möglichst großer
Zahl. Und für diese Zielgruppen muss programmiert und produziert werden.

So unterscheidet sich seit mindestens der Intendanz Zeiler Ende der 90er
Jahre der Kanal ORF 1 nur noch in Spuren von deutschen Kommerzsendern. Muss
da
nicht die Frage auftauchen, warum man für ein solches Programm Gebühren
bezahlen soll?

Ökonomisch ging diese Rechung auf, solange der ORF ein Monopol hatte. Mit
der Einstrahlung ausländischer Sender brach dieses langsam zusammen. Und die
Konsequenzen
wurden immmer dramatischer: der ORF verliert und verliert Zuschauer, seine
Werbeeinnahmen werden geringer und die bisherigen Rezepte zur Lösung der
Finanzprobleme
sind obsolet geworden. Ist der ORF also noch zu retten? Vielleicht ja, aber
nur mit einer radikalen Wende der Rundfunk- und Programmpolitik, die ihn vom
Wettbewerb mit den Kommerzsendern tendenziell abkoppelt und ihm eine neue,
zukunftsträchtige Identität als Rundfunk der Gesellschaft - und nicht
gewinnorientierter
Gesellschafter - eröffnet. Oder anders: er muss statt dem Ressort
Machtpolitik dem der Kultur- und Kommunikationspolitik zugeordnet werden.
(Wolfgang R.
Langenbucher/DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.5.2006)

vy73 Daniel

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