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[A-DX] Nochmals IC-R9500



Moin, moin, - um dem dringenden Bedürfnis nach im doppelten Sinne
"schlechter Presse" abzuhelfen, hier noch der Artikel aus der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung vom 9. Oktober 2007 über den IC-R9500:

Wie Kurzwelle perfekt von sich hören lässt

Viel Rummel um den IC-R9500: Der Weltempfänger lässt das konservative
Radioherz höher schlagen. Die Digitaltechnik schöpft er jedoch nicht aus.

Von Nils Schiffhauer

Der Weltempfänger von heute lässt Exotik pur aus einem herzlosen Kästchen in
digitaler Perfektion klingen. Solange das Internet in Reichweite ist,
rumpeln Radio Fiji & Co nicht über das Kurzwellen-Kopfsteinpflaster der
Ionosphäre zum Hörer, sondern umschmeicheln ihn im gut geölten Stereo-Sound.
Lange mussten daher Funkamateure wie Kurzwellenhörer auf einen neuen
richtigen Empfänger der Superklasse warten. Als der japanische Hersteller
Icom diesen IC-R9500 zu Preisen um 12 000 Euro auf den Markt brachte,
plünderte die Gemeinde ihre Sparbücher. Die erste Produktion war schnell
ausverkauft.
Der Rummel gilt einem Radio, das von der Längstwelle 5 Kilohertz bis 3,335
Gigahertz alles empfängt, was im Äther herumschwirrt. Rund- und Flugfunk
zählen ebenso dazu wie Wetter-satelliten, Fernsehen (nur analog), Polizei,
Feuerwehr und die zunehmende Drahtlos-Kommunikation im Nahbereich von
RFID-Chips über WLAN bis zu Bluetooth. Was in der Begeisterung der
Hobbyhörer ein wenig unterging: Das 18 Kilogramm schwere Gerät im
professionellen 19-Zoll-Format ist kaum mehr als eine ? freilich exzellent
klingende ? Kombination klassischer Technologien, von der sich die Profis
längst verabschiedet hatten. Für den Verkaufserfolg ist das kein Nachteil,
gilt doch das Beharrungsvermögen etwa von Funkamateuren auf vorgestriger
Technik als geradezu legendär.
Schaut man sich hingegen bei den Profis wie Rohde & Schwarz um, so sticht
einem dort die seit den 1980er-Jahren verfolgte Digitalisierung der
Funkwellen schon direkt ab der Antenne ins Auge. Der Datenstrom braucht
danach im Prinzip nur noch mit Software bearbeitet zu werden; sie ersetzt
komplexe und im Abgleich heikle Hardware. Nicht nur, dass die Signale sich
beliebig herausfiltern und demodulieren lassen, denn auch der Überblick über
mega-hertzbreite Frequenzbereiche ist so möglich. Selbst nur kurzzeitig
aktive Sender bleiben daher nicht unentdeckt. Solche Receiver sind nicht nur
außerordentlich leistungsstark und flexibel, sie sind wegen ihrer
Konzentration auf Software überdies relativ preiswert und ausfallsicher.
Orientierte sich bis vor etwa 30 Jahren die Hobbywelt an den Profis, so
verlor erstere mit der Digitalisierung schleichend den Anschluss. Vorbild
wäre heute ein EM510 von Rohde & Schwarz, mit 20 000 Euro geradezu ein
Schnäppchen. Doch sein Konzept verfolgen die Frei-zeithörer derzeit mehr am
Rande ? wie etwa mit dem SDR-14 (siehe F.A.Z. vom 7. März 2006). Im
Vergleich dazu ist der IC-R9500 ein Saurier, muskelbepackt, gefräßig (der
Lüfter läuft hörbar) und eher kraftvoll als schnell und beweglich. Seine
herausragende Wiedergabe erzielt er mit hohem Materialaufwand,
beispielsweise relaisgeschalteten Vorfiltern und Quarzfiltern, die das
Signal von Störungen reinwaschen. Dieses erst ab der Zwischenfrequenz
digitalisierte Konzept bietet daher nur einen Bruchteil von dem, was heute
Bits und Bytes an Decodierung und Signalverbesserung anderswo schon
realisieren. So lassen sich zwar Funkfernschreibsendungen mitlesen; aber
nur, wenn diese langsam und im altbackenen Baudotverfahren ausgestrahlt
werden. Selbst bei modernem Kurzwellenrundfunk in der Digitalnorm DRM bleibt
der ?Empfänger für Profis? ? wie eine Fachzeitschrift enthusiasmiert titelt
? stumm.
Zwar schneidet eine CF-Karte Sendungen mit, jedoch immer nur eine. Da sind
schon Hobbyempfänger zu weniger als einem Zehntel des Preises weiter, mit
denen sich bis zu 80 Rundfunksender gleichzeitig speichern und zeitversetzt
hören lassen. Und auch vor dem Spektrum-Display werden nicht nur Profis den
Kopf schütteln. Zwar zeigt es die Sender je nach Stärke zu kleinen Bergen
aufgereiht auf einer Frequenzskala, jedoch ist die Auflösung hinsichtlich
Pegel sowie Frequenz nicht sehr aussagekräftig und die Aktualisierungsrate
des Displays derart lahm, dass Kurzzeitsendungen gar nicht erst erscheinen.
Seine Rolle als klassisches Radio hingegen spielt der IC-R9500
ausgezeichnet. Zu rühmen ist seine hohe Empfindlichkeit bei gleichzeitig
fast absoluter Resistenz gegenüber eigenerzeugten Störungen. Die flexible
Bandbreitenregelung und zwei Kerbfilter befreien das Signal zudem von
Interferenzen durch andere Sender und stellen es in einer Klarheit vor einen
ruhigen Hintergrund, was in der Praxis einen Großteil professioneller
Receiver deklassiert. Dennoch hakt es beim Nutzen digitaler
Signalverarbeitung. Der Synchrondetektor für perfekten Rundfunkempfang hakt
sich nur bei ausreichend starken Sendern ein, die automatische Abstimmung
für das Mithören von Einseitenbandsendungen trifft selbst bei starken
professionellen Wetterstationen wie dem Flugfunksender West Drayton fast
immer hörbar daneben.
Die konservative Zielgruppe verschließt vor all diesen Einwänden die Ohren.
Sie will kurbeln, sie will an Knöpfen drehen, sie will unter Einsatz eigener
Fachkenntnisse den perfekten Empfang einer Station. Genau das bekommt sie
mit dem IC-R9500. Freilich unter Verzicht auf viel zu viele Möglichkeiten,
wie sie schon heute bezahlbare Digitaltechnik bietet.




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