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Re: [A-DX] Wolfram Heß
- Subject: Re: [A-DX] Wolfram Heß
- From: Christoph Ratzer <dx@xxxxxxxxx>
- Date: Tue, 20 Feb 2007 18:46:41 +0100
Am 19.02.2007 um 23:24 schrieb Dietrich Hommel:
Hallo Liste!Eine sehr persönliche Würdigung des Lebens von Wolfram Heß findet sich auf den Seiten des SAT-DXers Norbert Schlammer auf www.telesat-info.de unter"SATNEWS".
Hier der lesenswerte Nachruf von Norbert Schlammer, http:// www.telesat-info.de
73 Christoph In Memorial:Als mich am gestrigen 14. Februar ein Anruf von Ernst Meinhard, einem langjährigem Freund und Kollegen von Wolfram Heß (u.a. DX-Report im RIAS) erreichte, mußte ich mehrmals „schlucken“, um zu verstehen und zu begreifen, was er mir mitteilte.
DL1RXA, Dr. phil. Wolfram Heß, verstarb am 9. Februar an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde 67 Jahr alt.
Sicher – uns allen ist nur ein bestimmter Zeitabschnitt des Lebens auf dieser Erde möglich – „gehen“ muß Jeder, egal ob er Millionen auf dem Bankkonto hat, ein mehrfach promovierter Professor mit vielen Doktor Titeln vorneweg ist, mit „blauem Blut“, hochdekorierter Staatsmann, Schauspieler, oder nur einfacher Arbeitslogengeld II Empfänger, ohne Schulabschluß. Jedoch was bleibt von einem Menschen, wie „lebt“ er weiter.
Wolfram war ein Genie des DXings, er war aus meiner Sicht ein Kämpfer, der nie aufgab, stets versuchte er aufs Neue, das was für ihn nicht nur Hobby, sondern Lebenswerk war, all denen Nahe zu bringen, die sich wie er dem Amateurfunk und DX-Weitempfang (Hörfunk), widmeten. Sobald Wolfram vor dem Mikrofon saß und er aus seinem Manuskript seine Hörer ansprach, wurde aus dem im Privatleben nicht immer „strahlenden“ Wolfram Heß, DL1RXA, ein anderer Mensch. Er vergaß alle „Wehwehchen“ und Widrigkeiten dieser Welt, er war „in seinem Element“. Was und wie er das, was auf seinem Manuskript stand moderierte, war einfach „einmalig“. Einfache Zahlen und Namen wurden so vorgetragen, daß er jeden der heutigen Comedy-Stars, damit in den Schatten stellte. Alles was er sagte war wissenschaftlich fundiert, Wolfram war sehr genau. Besonders hatte es ihm der Sonnen-und Ionisphärenwetterbericht angetan, in dem er über die Empfangsausbreitungen berichtete. Ein „Muß“ für den Amateurfunker und DXer. Auch für den „Nichtexperten“ waren seine Sendungen interessant, denn sie hatten einen hohen „Unterhaltungswert“. Der Zuhörer “lauerte“ geradezu auf seine nächste Pointe. Dies verlangte jedoch auch dem Zuhörer etwas ab, denn das was er parodierte war auf hohem Niveau, nichts für „Analphabeten“.
Ich lernte Wolfram bei Radio Berlin International, dem Auslandrundfunksender der DDR kennen, bei dem er als freier Mitarbeiter die Beiträge für die DX-Sendung schrieb und moderierte. Er entwickelte auch eine QSL-Postkartenserie in dem die Grundbegriffe des DXens erklärte. Dies fand bei den Hörern weltweit einen sehr großen Anklang. Mehrere Jahre war ich in der Hörerpost für die Betreuung der DX-Clubs, den Versand der DX-Diplome, übrigens auch eine „Erfindung“ von Wolfram und QSL-Karten Bestätigungen zuständig. Am 31.12.1990 war damit Schluß, ich bekam die „Betriebsbedingte Kündigung“.
Während für mich eine „Welt“ zusammenbrach kein Ausweg in Sicht war, hatte Wolfram eine ganz andere Sichtweise. Nämlich dies als neue Chance zu nutzen, DXing in ganz Deutschland bekannt zu machen und eine Rundfunksendung für das Inland ins Leben zu rufen. Dazu veröffentlichte er im März 1991 in der Leipziger Volkszeitung einen Zeitungsartikel und er brachte das „Kunststück“ fertig, Herrn Mühlfenzel (den „Abwickler“ des ehemaligen DDR-Rundfunks), dazu zu bewegen, daß er auf den ehemaligen Mittelwellen von Radio DDR, einmal wöchentlich eine 30-minütige DX-Sendungen „DX-Aktuell“, ausstrahlen durfte.
Wolfram holte mich zum Rundfunk zurück. Ab Mitte April 1991 durfte ich als freier Mitarbeiter die Hörerpost seiner Sendung „DX-Aktuell“ bearbeiten. Während der „Nach-Wendezeit“, als im Osten vieles in Umbruchstimmung war, wollten viele Hörer aus den Altbundesländern, Neues aus dem Osten erfahren. Da die UKW-Übertragungen nicht überall hinreichten, nutzten sie die empfangsstärkeren Mittelwellen. Die Sendung hatte regen Zuspruch, Hörerpost stieg stetig.
Bereits im Herbst 1991 wäre dies zu Ende gewesen, da die Mittelwellen abgeschaltet wurden. Aber Wolfram schaffte es erneut die „Führungsetage“ davon zu überzeugen, daß die Sendung weitergeführt wird. Auf der Langwelle des Deutschlandsenders, dem späteren Deutschlandradio Berlin. Er hatte für die Sendung, dessen Manuskripte er schrieb und moderierte, ein eigenes Konzept. Er bezog die Hörer aktiv in die Programmgestaltung mit ein. Die Empfangsberichte der Hörer die uns per Post erreichten, wurden in den Sendungen verwendet. Hörer wurden mit Empfangsmeldungen in die Sendung durchgestellt, u.a. Jürgen Bast von der ADDX und wer wollte konnte während der Sendung dabeisein. Wolfram entwickelt eine weitere neue „Strategie“ für die Sendung. Nämlich nicht nur Faktenwissen mit Zahlen zu vermitteln, das Ganze auch als „Unterhaltungssendung“ mit ein paar Scherzen, mit „Conny vom Tower“, aufzulockern. So vermittelte er Grundlagenwissen auf die „lustige“ Art. Nicht nur die Hörer waren davon begeistert, auch die „Macher“ der Sendung, Techniker, Moderatoren, mich eingeschlossen.
Wäre Wolfram nicht gewesen, so gäbe es auch diese Homepage nicht, auf der ich täglich über das Geschehen auf den Sat-Bändern berichte. Er machte mir Mut, in „DX-Aktuell“ darüber zu berichten. Dies war für mich „Neuland“, bis dahin bestand mein Kontakt mit den Hörern nur über die Beantwortung der Post.
Leider kam 1994, das „Aus“ für „DX-Aktuell“. Am 30. September war die letzte Sendung. In der Folgezeit gab es nur einmal jährlich, initiiert durch Thomas Kubaczewski, ein Treffen der „Macher“ und einiger Hörer von DX-Aktuell und DX-Report, bei dem Wolfram anwesend war. Dabei kam es stets zum interessanten Erfahrungsaustausch über Neuigkeiten auf den Empfangsbereichen, mit denen wir uns beschäftigen. Dabei hatte auch der aktuelle Sonnen-und Ionispährenwetterbericht, vorgetragen von Wolfram Heß, seinen festen Platz.
Wolfram Heß war ein „Vollblut“ DXer, der mich und viele Hörer, weltweit, an das DXing heranführte. Er wird für mich in Gedanken, mit seinen Ideen, weiterleben. Ich verdanke ihm, daß ich über mein bisheriges Leben „hinauswachsen“ konnte, einen neuen Lebenssinn mit dem Sat-DXen fand, mir mehr zutraue, als vorher. Es fällt mir schwer, mich damit abzufinden, daß DL1RXA Dr. phil. Wolfram Heß nicht mehr am Leben ist. Wolfram wird stets in meinem Herzen weiterleben.
Norbert Schlammer -- www.a-dx.at -- ----------------------------------------------------------------------- Diese Mail wurde ueber die A-DX Mailing-Liste gesendet. Admin: Christoph Ratzer, OE2CRM http://www.ratzer.at ----------------------------------------------------------------------- Private Verwendung der A-DX Meldungen fuer Hobbyzwecke ist gestattet, jede kommerzielle Verwendung bedarf der Zustimmung des A-DX Listenbetreibers.
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