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[A-DX] Nochmals: Utitlity



Moin, moin - nachdem jetzt, befeuert vom besonnten Blick auf die
Vergangenheit, so eine Art Utility-Revival ausgebrochen zu sein scheint,
noch ein paar Takte, die Sache zurechtzurücken:

* "früher" wurde von "der Post" das Fernmeldegeheimnis so ausgelegt, dass
beim Bekanntwerden (sic!) des Hörens von Utility-Stationen der Staatsanwalt
anrückte

* bekannt wurde das durch zweierlei:
einmal durch Anzeigen des "Abgehörten" selbst (diese zwei, drei Kandidaten -
mehr waren es weltweit ja außerhalb der BRD nicht / sogar die DDR bestätigte
fleißig ...) und 
zum anderen durch Denunziationen aus dem Dunstkreis derer Funkamateure in
und um Baunatal
(bei einer durch diese "aufmerksamen Bürger" angestoßenen polizeilichen
Vernehmung wurde mir ein entsprechender Brief eines Funkamateurs gezeigt,
der einerseits als Vorsitzender der Prüfungskommission bei der
BAPT-Außenstelle amtierte in Köln und dort zudem sein berufliches Auskommen
fand, andererseits dem DARC bei der Denunziation mißliebiger Funkamateure
zur Hand ging - ich äußerte mich zu dem Schreiben nicht groß, der
Polizeibeamte übernahm das schon für mich und zog seine Vergleiche mit dem
Dritten Reich, wo das, was er Denunziantenpack nannte, ja auch gerne wirkte
/ er als ehemaliger Mitarbeiter des Staatsschutzes und dort zur Begleitung
von Politikern im Ausland eingesetzt, hätte da schon so seine Erfahrungen,
dass der Sender das, von dem er möchte, dass es nicht gehört werde, eben
verschlüsselt werde)

* die üblichen verdächtigen Stationen mied man in der Szene, gegen die
Denunzianten freilich schien bis Ende 1997 kein Kraut gewachsen

* da jedoch wollten die Funkamateure zum ganz großen Schlag ausholen, mit
"der Post" als Keule (über die Verfilzung von Interessen: siehe oben), die
dann heftig ins Wasser sauste - eigentlich sollte das Verfahren erst gegen
eine Geldbuße eingestellt werden, womit aber ich nicht einverstanden war,
was dann zum von der Staatsanwalt selbst vorgeschlagenen Freispruch ("1.
Klasse") führte

* seitdem ists einigermaßen offiziell, dass man Utility-Sender hören darf -
die sofort angestellte Gegenprobe bei Norddeich Radio / damals noch
weitläufig im Besitz jener Behörde, deren andere Hand das Verfahren
angestrengt hatte / war denn ja auch gleich QSL-mäßig von Erfolg gekrönt

* mit dem Urteil wurde nicht etwa neues Recht geschaffen, sondern nur
erstmals die bare Selbstverständlichkeit durchgesetzt, dass das, was nicht
verschlüsselt sei, auch abgehört werden könne (dem groben Sinne nach)

* Utility-Hörer hatten sich daran schon immer gehalten und fast immer über
nicht mehr als den "Voice Mirror" berichtet. Nur dort, wo er nicht vorkam
(Meralda's pitcairner Kochrezepte sind jetzt das Stichwort), mußte man sich
behelfen und nahm natürlich nicht das folgende telefonische Privatgeplänkel
der "Teilnehmer" zum berichtenswerten Detail, sondern eben die
Eröffnungszeremonien der "Operators"

Wolf Harranth, das sei aus meiner Erinnerung eingeschoben, hatte sich stets
an vorderster Linie für die Utility-Fraktion eingesetzt, und in Döbriach
wurde ebenso heftig wie kenntnisreich auch Utility gehört (ein
Spitzenempfang war PTT Nepal mit einem AR-88 / Rudi P. Gröger hieß einer der
damaligen Hör-Stars).

Was nun heute? Nach wie vor wird die Kurzwelle intensiv von
Utility-Stationen bevölkert, was wegen der z.T. exotischen Modulationsarten
nicht jedem offensichtlich ist. Die wenigen Voice Mirrors sind rasch erhört,
die Morse-CQ-Schleifen der Seefunkstationen (z.T. eingestreut in ihre
ARQ-Lockrufe) bald abgegrast. Bleibt der Flugfunk in SSB und HFDL; VOLMET
(Wetterberichte) kommen ja immer regelmäßig und sind nicht von jener
Intimität wie manches HFDL-Telegramm, das über Unpäßlichkeiten der Besatzung
unterrichtet. Mit einer geeigneten Software - wir sprachen darüber - lassen
sich auch einige NATO-MIL-STDs hören, wobei zwischen Toulon und
Neukaledonien schon allerhand unverschlüsselte CQ-Rufe sich auf dem
Bildschirm verfangen.
Jörg Klingenfuß und Michael Marten veröffentlichen dazu geeignete und mit
eigener Erfahrung sattgrundierte Jahrbücher.

Nachdem also die rechtlichen Grundlagen schon vor über einem Jahrzehnt
klargezogen wurden und wir nun elektronische Decoder in bequemer Reichweite
haben, könnte man den Utility-Empfang eigentlich wieder in sein Recht
setzen. Die "Programme" sind nicht langweiliger als die mancher
Rundfunksender, und QSLs gibt es auch.

Wenn also diese Diskussion das Ergebnis hätte, manchen über die Aktivität
außerhalb der Rundfunkbänder nachdenken zu lassen, dann wäre das doch prima.

Allerdings möchte ich nicht an einer Utility-Mailing-List aus Salzburg die
Schuld tragen und meine, dass der Kreis denn doch wohl so klein ist, dass er
in der UDXF-Liste angenehm Platz findet.

73 Nils, DK8OK  



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