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Re: [A-DX] Kleine Utopien



Jens - die Frage "Wollen wir das?" ist am interessantesten. Denn sie
verdrängt die frühere Frage: "Können wir das?". Ob man alles das machen
darf, was man kann, ist im richtigen Leben eine ethische Frage. Bezogen auf
den Tagtraum Radioempfang begrüße ich ganz einfach die Erweiterung der
technischen Möglichkeiten. Sie bietet die Auswahl nun vom Empfänger mit
mundgeblasenen Röhren bis dem mit der Digitalisierung ab der Antenne.
Letzteres nun ist nicht einfach eine lineare Verbesserung des Radios,
sondern bringt einige qualitative Sprünge, die man mitmachen, oder sich nur
anschauen oder aber ignorieren kann.
So ganz nebenbei: die Objekte unseres Hobbys stehen längst auf der Roten
Liste. Daran können wir nun gar nichts ändern.
In welche Schubladen man zeitversetztes DXen, ferngesteuerte Receiver usw.
einordnet, finde ich hingegen nicht so sehr spannend. "Bestenlisten" gibt es
ja wohl nur noch im Amateurfunk, da setzt sich der SWL die Latte schon
selbst. Insofern hat es auch keinen Sinn, verschiedene Interpretationen der
Faszination "Hören ferner Sender" gegeneinander auszuspielen. Jeder kann es
so gestalten, wie es ihm Spaß macht. Wobei ein Teil des Spaßes eben in der
Gestaltung der technischen Möglichkeiten liegt. In dem Maße, in dem die
Auswahl unserer klassischen Objekte verödet, werden die technischen
Möglichkeiten vielfältiger. Da ist es eine Form der Reaktion, sich verstärkt
mit diesen Möglichkeiten zu beschäftigen. Wenn man es denn will.
Offenheit und Neugierde und Interesse sind ja nicht nur für das richtige
Leben Eigenschaften, die es sinnstiftend lebenswert machen, oder?
73 Nils


Am 24.08.08 22:18 schrieb "Jens-Michael Schuh" unter <jm.schuh@xxxxxxx>:

> 
> Am 23.08.2008 um 11:41 schrieb Nils Schiffhauer:
> 
>> Moin, moin - da wir hier gerade am tagträumen sind: der heute
>> eigentlich
>> limitierende Faktor beim Empfang das sind doch die Störungen. Und der
>> mangelnde Platz für schöne Antennen (Thomas "Super" L. sei hier mal
>> ausgenommen) und - bei manchem - der Zeitfaktor.
>> Einem Receiver IP-Fähigkeit anzutrainieren, wäre also eine Lösung. Der
>> zukünftige SDR-IP wird das von Natur aus mitbringen; die Profis machen
>> dieses Remote-Controlling schon seit über 30 Jahren (im Internet
>> natürlich
>> erst, seitdem es das gibt).
>> Dieser zugegebenermaßen einigermaßen radikale Gedanke reduziert das
>> Hören
>> dann auf das Internet-DXen, nur, dass dann am Ende ein richtiger
>> Receiver
>> mit richtiger Antenne steht.
> 
> 
> Genau das hatte ich hier schon vor Monaten hier angedacht. Eine
> Batterie von Perseiden zeichnet über
> Antennen an günstigen Orten alles bis 30 MHz auf und stellt es im
> Internet (meinetwegen
> sogar per Download bereit). Ob jetzt direkt am Receiver aufgezeichnet
> wird oder beim
> Download zuhause ist auch eigentlich egal. Niemand braucht sich mehr
> eigene Geräte und
> Antennen hinstellen, man bekommt alles per Internet, aufgezeichnet
> oder in Echtzeit.
> 
> Du machst die Vordurchsicht des Datenmaterials und lieferst eine
> Datenbank, wo wie Flugzeuge
> Satelliten und Meteoriten lustige Muster im Wasserfalldiagramm machen
> und über den ADDX oder
> Herrn Ratzer gibt es ein QSL-Karten-Abo, für alle, die einen DSL-
> Anschluss (zum Download)
> nachweisen können. QSL-Karten sind natürlich rein digital natürlich. 1
> auf N-Empfänger.
> 
> Dass es so kommen wird, ist eine logische Konsequenz. So wie andere
> Entwicklungen im
> Internet eine logische Konsequenz waren, die ich vor 20 Jahren, als
> ich meine ersten e-mails
> per Internet (DFN-Netz) versendete, postulierte, und die mittlerweile
> alltäglicher Standard ge-
> worden sind, genauso werden in geraumer Zeit ganze Funkbänder von
> beliebigen Staaten
> und Kontinenten für jedermann jederzeit empfangbar sein. Niemand
> braucht dann mehr
> einen eigenen Empfänger oder eine eigenen Antenne.
> 
> Schöne neue Welt. Das ist genau der Grund, warum ich Empfang mit dem
> Computer ala Perseus
> und Co. ablehne, nicht nur, weil ich eh den ganzen Tag am Computer und
> im Internet verbringe.
> 
> Weil wir genau dort landen werden, wo wir nicht mehr mit Stolz sagen
> können:
> Hey schau mal, was ich da empfangen habe.
> 
> Wer heute die komplette Digitalisierung fordert, am Besten schon
> direkt an der Antenne und dabei
> nicht berücksichtigt, dass digitale Daten in letzter Konsequenz allein
> aus Kostengründen schon immer
> den schnellsten Weg und einfachsten Weg zum Bezieher gefunden haben,
> wer dabei nicht berücksichtigt,
> dass letztendlich in der digitalen Welt immer der einfachste und
> bequemste Weg der Erfolgreichste
> ist, der exekutiert unser Hobby so wie es seit Jahrzehnten betrieben
> (andere halt viel länger als ich
> selbst) wird.
> 
> Unterm Strich landen wir eh da, wo wir nur noch die Reflexionsmuster
> irgendwelcher Flugobjekte
> hören werden, denn in letzter Konsequenz, wonach sich die Daten im
> Laufe der Zeit eh den
> schnellsten und bequemsten Weg zum Anwender (Bezieher) "suchen", wird
> sowieso nichts mehr
> im Äther gesendet.
> 
> Wollen wir das? In letztendlicher Konsequenz wollen wir das, wenn wir
> schon die Digitalisierung an
> der Antenne wollen und gutheissen. Damit beschleunigen wir den
> "Untergang" unseres Hobbys.......
> 
> Na dann mal viel Spaß mit den Digitalen-Computer-Empfängern. Sie sind
> die Zukunft!
> 
> Jens



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