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Re: [A-DX] Stromsparmechanismen bei AM Sendern


  • Subject: Re: [A-DX] Stromsparmechanismen bei AM Sendern
  • From: "Bernhard Weiskopf" <bweiskopf@xxxxxx>
  • Date: Tue, 12 Aug 2008 21:35:49 +0200

Immer, wenn Sprache oder Musik kommt, geht der Träger etwas runter. In den
Sprechpausen hingegen läuft er mit voller Leistung.
... aber solch ein Verfahren nicht kontraproduktiv bei der Verständlichkeit
des Signals, wenns zB zu Fading kommt? Oder bin ich einer optischen
Täuschung beim Spektrum aufgesessen?

Hallo Stephan,

du bist vermutlich keiner optischen Täuschung aufgesessen und das "Verfahren"
ist "kontraproduktiv".

Dieses "Abmodulieren" tritt auf, wenn die Modulationsstufe nicht linear
arbeitet: Die HF-Spannung am Ausgang des Modulators sollte streng proportional
der modulierenden Spannung folgen. Das ist meistens die Anodenspannung der
Endstufenröhre (bzw. Kollektor- oder Drainspannung bei Transistorendstufen).

Ohne Modulation liegt die halbe Maximalspannung an, der Sender liefert 1/4
seiner Maximalleistung (z. B. 100 kW). Je nach Modulationsgrad schwankt die
Anodenspannung ständig um diesen Mittelwert mit den Grenzen 0 V und
Maximalspannung, die Ausgangsleistung entsprechend zwischen 0 W und vierfacher
Nennleistung (z. B. 400 kW). Die effektive Ausgangsleistung steigt bei
Erreichen dieser Grenzen (Modulationsgrad = 100 %) und rein sinusförmiger
Modulation um 50 % (1/4 S-Stufe, z. B. 150 kW). Dafür muss die Kühlung
ausgelegt werden. Im Beispiel enthält der (informationslose) Träger dann
weiterhin 100 kW und jedes der beiden Seitenbänder 25 kW.

Insbesondere bei gealterten Endstufenröhren wird die vierfache
Ausgangsleistung nicht mehr erreicht, dann sinkt bei Vollaussteuerung der
Effektivwert der Ausgangsleistung und das S-Meter fällt etwas. Das NF-Signal
wird dabei auch etwas verzerrt.

Bei alten Sendern mit Modulationstransformator besteht auch die Möglichkeit,
dass der Eisenkern des Transformators in die Sättigung gerät, insbesondere,
wenn die untere Grenzfrequenz zu tief gewählt wurde. Diese Sender bieten auch
noch keine dynamische Amplitudenmodulation (DAM).

Bei moderneren DAM-Sendern wird die modulierende Spannung als
pulsweiten-"modulierte" (PWM) Digitalspannung erzeugt und über ein
Tiefpassfilter die Niederfrequenz (NF) für die Anodenspannung herausgefiltert.
Bei diesen Sendern kann auch das mittlere Tastverhältnis (50 % ohne
Modulation) verstellt sein (zu hoch). Dann liefert der Sender zwar mehr
Trägerleistung, kann aber nicht mehr bis zur vierfachen Spitzenleistung
folgen.

An dieser Stelle wird übrigens auch die DAM erzeugt: Über einen langsamen
Aussteuerungsmesser wird bei geringem Modulationsgrad das PWM-Tastverhältnis
reduziert, üblicherweise von 50 % auf etwa 25 % (ist immer einstellbar), d. h.
1/4 der mittleren Leistung (-1 S-Stufe). Das spart nicht nur Energie, auch die
teuren Endstufenröhren (und -transistoren) altern langsamer, weil sie nicht so
heiß werden. Etwas nachteilig ist die thermische Wechsellast.

Gruß Bernhard


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