Re: [A-DX] China:RSF funken dazwischen

["Thorsten Hein" <thorsten-hein@xxxxxx>]

Hallo Wolfgang,

ich muss Deiner Mail jetzt aber wirklich entschieden widersprechen.

> Paul, entschuldige, aber mir geht diese gezielte Kampagne in allen
> unseren Medien so langsam auf den Geist. Es wird Zeit das endlich
> Sport geboten wird und die Journalisten nicht mehr mit der Lupe
> im Webseiten-Heuhaufen suchen, sondern ihre Arbeitszeit der
> Sportberichterstattung widmen.

Stimmt. Der Sport soll im Mittelpunkt stehen. Das wird er auch, sobald die Wettkämpfe endlich begonnen haben. Aber...

> Würde dies auch mit dieser Intensität forciert werden, wenn der
> Gastgeber Coca-Cola Atlanta und Guantanamo heissen würde ?
> Von Südafrika oder Israel ganz zu schweigen.

Soso. Von Vorfällen, in denen chinesische Interviewpartner kurz nach dem Interview von Polizisten übelst verprügelt wurden, weil sie und ihre Aussagen dem Regime einfach nicht in den Kram passten, hast Du sicher auch gehört, oder?

Nun stellen wir uns mal das Szenario vor, die Spiele würden in den USA stattfinden. Würden Prügel, längere Haftstrafen etc. denen drohen, die vor den Sportstätten der Olympia gegen Guantanamo demonstrieren? Würde US-Bürgern sogar die Todesstrafe für selbiges drohen? 

Macht die USA eigentlich auch Webseiten von Anti-Guantanamo-Organisationen durch Zensurmaßnahmen für die Öffentlichkeit unzugänglich?

Dein Vergleich hinkt hinten und vorne! 

Überdies wird die menschenverachtende Politik eines Landes nicht dadurch heilig, dass andere das auch machen. Eine derartige Argumentation erinnert mich - wenn auch nur leicht - an jene, die ich mir leider schon von Neonazis anhören musste: dass doch nicht nur in Deutschland Juden verfolgt worden wären, sondern andere Länder das auch gemacht hätten.

> Ein Gastgeberland und seine Menschen können ja auch etwas Freundlichkeit
> von den Gästen einfordern.

Du verwechselst hier Freundlichkeit mit Ignoranz.

Ich kann nur Aktionen wie diese der RSF begrüßen! 

Warum kannst Du denn hier überhaupt die Missetaten der USA, Israels und Südafrikas anführen? Weil Du von ihnen weißt. Und Du weißt davon, weil es eine freie Presse gibt, die darüber berichten konnte, auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass gewiss nicht die ganze Wahrheit ans Licht gekommen ist.

Aber wieviel wissen wir nicht von dem, was in China los ist? Und wie wenig von dem, was wir wissen, ist den Chinesen selbst bekannt?

Diese "gezielte Kampagne" nenne ich "Aufklärung". So traurig das auch ist, dass ein schönes Sportereignis dafür herhalten muss: was sonst sollte dem Zweck dienen, endlich mal Tacheles über die unsäglichen Menschenrechtsverletztungen in China, insbesondere in Tibet, zu reden und dabei zu hoffen, dass von diesem riesigen Wirbel auch etwas zur chinesischen Bevölkerung durchdringt?

vy 73,
 Thorsten
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