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AW: AW: [A-DX] DAB in (Ost)Sachsen


  • Subject: AW: AW: [A-DX] DAB in (Ost)Sachsen
  • From: "Stephan Schaa" <schaa@xxxxxxxxxxx>
  • Date: Sat, 12 Apr 2008 12:14:57 +0200

Hallo allerseits!

Mal nachgeschoben jenseits aller Streitigkeiten, ob man DRM, DAB etc. mag
oder nicht, mein Statement zur Zukunft des Radios:


> Parallel dazu wird sich Internet-Radio entwickeln, das in Kürze mobil 
> werden wird. Mit einem Interface, das den jeweils nächsten 
> und hoffentlich preiswertesten Hot Spot erschnüffelt.

Klingt ja gut, aber irgendwer muss die Millionen von Hotspots betreiben, die
für ein flächendeckendes Netz nötig wären. 

Vielleicht per Wimax? Aber auch dort steht in Frage, ob sich Investitionen
überhaupt rechnen. 

Dann noch per UMTS? Eplus rechnet damit, dass sie in ein paar Jahren nicht
mehr als Sprachdienst-Dienstleister agieren werden, sondern als
Datenvermittler (Stichwort: VoIP). Nur: auch dort werden sie sich ihr
Volumen bezahlen lassen. Das bedeutet praktisch: Einmal bezahlt der Anbieter
des Programms für die Verbreitung und einmal der Hörer. Und je mehr Hörer es
gibt, desto teurer wird der Spass für den Anbieter. Irgendwo gibt?s dann
eine einfache Rechnung für den Radiomacher: Ab dem wievielten Kunden ist es
billiger, per Rundfunk zu senden als per Datenleitung. 
Man kann also durchaus die Gleichung "je mehr spartenorientiert, deso besser
für Verbreitung über Datenleitung geeinet" aufstellen. Und je
"Mainstreamiger", desto besser als Rundfunk ausgetrahlt. 


> Diese Art von Internet-Radio wird hoffentlich etwas 
> intelligenter funktionieren als heutiges Radio. Speicherpaltz 
> vorausgesetzt: Warum muss ich denn siebenmal am Tag 
> "Herzilein" übertragen, wenn ich es beim ersten Mal gleich speichere 
> und es dann senderseitig von der Festplatte nur noch mit 
> einer Zahl aufrufe?

Ich weis: In Hamburg will sich eine neue Firma an diesem Modell als
Pay-Radio versuchen. In 2-3 Jahren sind die garantiert pleite oder werfen
ihr Geschäftsmodell über den Haufen. Wetten?

Bei den "normalen" Sendern würde da aber wohl jeder Sender "seine"
übertragenen Lieder schützen wollen, damit nicht FFN was davon hat, wenn der
Song vom NDR (auf dessen Kosten) auf das Gerät übertragen worden ist (und
umgekehrt). Außerdem würde die Musikindustrie- zumindest zur Zeit noch -
niemals ihren Segen zu einer solchen Konstruktion geben, denn Hackern ist
damit Tür und Tor geöffnet, um kostenlos an riesige Musikarchive zu kommen.
Musikalischer Kommunismus sozusagen... 

(Über Musikgeschmack selber lässt (nicht) streiten, also davon lasse ich die
Finger :-) )

Nein, ich sehe das Modell "Radio" anders: Die Musik, die ich mag, kann ich
mir auch schon heute problemlos besorgen und in mein MP3-fähiges Autoradio
werfen. Wenn jemand also drauf steht, nur "seine" Musik zu hören, hört der
auch jetzt schon kein Radio mehr. Und er wird auch in Zukunft kein Radio
hören.

Bei mir ist das anders. Seit knapp zwei Jahren liegt im Auto eine CD, die
ich mir mal zusammegestellt habe und die so um die 150 Lieder enthält, in
zwei Ordnern. Und die werfe ich hin und wieder mal an, wenn ich mag.

Aber ich höre mehr Radio, vor allem im Auto. 

Zum einen wortorientiere Programme wie NDR Info oder auch den DLF und sogar
die Mittelwelle mit Parlamentsübertragungen und die BBC auf 648 (wenn ich
auch bei längerem Hören der Mittelwelle im Auto Kopfschmerzen vom Klang
bekomme. Diese Sender sind nicht durch andere Modelle der Verbreitung zu
ersetzen. Auch nicht "on Demand". Mein (HDD)Videorecorder könnte theoretisch
alles aufnehmen, was ich erne schaue, aber er bleibt ausgeschaltet. Ich
schaue TV hier und jetzt. Und wenn ich was anderes mache, dann gibt?s eben
kein Fernsehen. Was solls. Gleiches gilt bei mir auch fürs Radio: Beiträge,
die ich immer hören kann weil on Demand im Internet, höre ich nie. Und ich
versuche, Sendungen, die ich besonders mag, live zu hören und zu sehen, wenn
sie laufen. Ich brauche die "Gängelung" durch ein Programmschema. ;-)

Und daneben höre ich  z.B. viel Bremen 4. Die Musikrichtung ist nicht viel
anders als zB bei FFN oder NDR2. Und trotzdem mag ich diesen Sender mehr als
andere. Es liegt am Stil, an der Machart und an den Moderatoren. 

Und das ist der wesentliche Punkt: Diese Sender sind mehr als nur die
"neusten Hits", oder das "Maximum der 90er" oder so.
Ich erwarte, dass die Moderatoren sprechen, kommentieren und auch ihre
Witzchen und Spielchen veranstalten und deshalb höre ich. Die Musikauswahl
ist die Basis, die Moderation, die Machart die Kühr. Un die entscheidet, ob
ich Stammhörer werde oder mir nen anderen Sender suche. Und damit ist eine
Festplatte efüllt mit Musik kein Ersatz für mein Lieblingsradioprogramm. 

(Unterhaltungs-)Radio ist mehr als nur die Musik, die gespielt wird und
Radio hat damit auch in Zukunft seinen Platz in der Gesellschaft. Vor allem
als sogenanntes "Tagesbegleitprogramm" inkl Moderation und Werbung.

Was mich ärgerst, ist, dass durch die vielen redundanten Sender (NDR2 auf
2-3 Frequenzen zu hören etc.) der Platz für weitere Sender auf UKW nicht da
ist. Und durch viele kleine Füllsender wird die Reichweite "fremder" Sender
noch weiter reduziert.

Außerderm erlaubt die deutsche Regulierung keine privaten bundesweiten
Sender (oder zumindest praktisch esehen gibt es sie nicht; die Idee nach dem
Krieg war ja durchaus sinnvoll, um Gleichschaltung s weit wie möglich zu
verhindern, aber ob sie heute noch nötig uind sinnvoll ist, ist eine andere
Frage) und last not least kostet eine UKW-Kette in Aufbau und Betrieb eine
ganze Stange Geld, die sich kleinere Sender nicht leisten können. 

Und hier könnten DAB+ und auch DRM+ durchaus eine sehr sinnvolle Ergänzung
zur bestehenden UKW Infrastruktur sein: Wenn nicht nur bestehende, sondern
vor allem und zuallererst neue Angebote eingespeist werden (z.B. Sunshine
Live, Jam-FM, Hörbuch, Jazz, der ERF...) und dazu noch die bestehenden
lokalen Sender. 

Problem ist, dass die Landesmedienanstalten sehr von öffentlich rechtlichen
und jetzigen privaten Veranstaltern beeinflusst werden und diese nicht an
zusätzlicher Konkurrenz interessiert sind. Denn der Werbekuchen wird nicht
größer und die Reichweiten "zersplittern". 

Wenn es dennoch so käme, würde sich FM nach einiger Zeit allerdings von
selbst erledigen: Die Kunden nehmen das Gerät mit der für sie netteren
Auswahl an Sendern; die Kosten einer UKW Sendekette sind wesentlich höher
als die Verbreitung innerhalb eines DAB+ Mulitplexes. Wenn ein Großteil der
Hörer (dann billigere) Empfänger gekauft haben, werden die alten Ketten nach
und nach aus Kostengründen einestellt, wie es auch beim Astra-TV-Empfang
aktuell gemacht wird. Als letztes machen dann dort in vielleich 15 Jahren
die öffentlich-rechtlichen das Licht aus.


Beste 73, Stephan

(Ist wieder mal zu lang geworden, sorry)


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